Da sitzen und zuhören

LONGUICH. "24 Stunden können ein langer Tag sein", sagt Leni Kollete und denkt dabei an Kranke, Senioren und ihren 102-jährigen Vater.

"Als junges Mädel wollte ich Krankenschwester werden", sinniert Leni Kollete. Die Schule war zu weit entfernt und sie noch keine 18. "Außerdem war es damals nicht so üblich, dass Mädchen einen Beruf erlernten." Der Wunsch vom Traumberuf zerplatzte. Leni Kollete fand einen anderen Weg, ihre pflegerischen und sozialen Ambitionen auszuleben: Sie belegte Schwesternhelferinnen-Kurse und ließ sich zur Hospizhelferin ausbilden. Seit Jahren gehören Krankenbesuchsdienste zu ihrem Alltag, und die vierfache Mutter findet regelmäßig den Weg ins Altenheim nach Schweich. "Dann sitze ich einfach nur ein bisschen da und höre zu. Die Senioren wollen vor allem reden." Ein Fixtermin in der Woche ist auch der Besuch ihres 102-jährigen Vaters in ihrem Heimatort Neumagen-Dhron. Alten Menschen aus Longuich versüßt die 61-Jährige gemeinsam mit vier anderen Frauen den Alltag durch das einmal im Monat stattfindende Seniorencafé. Die Longuicher Bürgerin backt Kuchen, sucht Texte zum Nachdenken aus, liest vor oder lädt unterschiedliche Referenten zu dem geselligen Nachmittag ein. "Die überwiegend 80- bis 90-Jährigen kommen gerne." Es ist ein fester Kreis, der offen ist für Neuzugänge. Die zweifache Oma ist auch Mitglied im "Eine-Welt-Kreis". Monatlich verkaufen Mitglieder aus der ehemaligen Seelsorgeeinheit Longuich-Kirsch und Kenn nach dem Gottesdienst fair gehandelte Produkte. "Wir haben Ansprechpartner in Bolivien und im Senegal. Der Erlös der Aktionen kommt dort an, wo er hin soll." Ob die Besuche von Kranken oder die Arbeit mit alten Menschen - Leni Kollete ist "mit ganzem Herzen dabei". Sie ist davon überzeugt, dass 24 Stunden ein langer Tag sein können und regelmäßige Besuche und ein offenes Ohr viel bedeuten. Und: "Es ist nicht nur ein Geben, sondern auch ein Entgegennehmen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort