Der Herr der Greifvögel

"Und was machen Sie beruflich?" Wer kennt sie nicht, die Frage, die bei den meisten Menschen zum ersten Gespräch dazu gehört? Wer hat dann schon Antworten wie Falkner oder Pfarrer parat? In einer kleinen Serie stellt der TV Menschen mit ausgefallenen Berufen in der Verbandsgemeinde Saarburg vor. Heute im Porträt: der Falkner Wolfgang Klotzbücher.

 Wolfgang Klotzbücher ist Falkner in seinem Saarburger Greifvogelpark. TV-Foto: Hermann Pütz

Wolfgang Klotzbücher ist Falkner in seinem Saarburger Greifvogelpark. TV-Foto: Hermann Pütz

Saarburg. Wolfgang Klotzbücher ist ein absoluter Naturmensch. Ihn sich hinter einem Schreibtisch mit einem Haufen Akten vorzustellen, fällt schwer. Kein Wunder: Zeit seines Lebens hat der gebürtige Emmelshausener in und mit der Natur gelebt und gearbeitet. In seiner Heimat hat er zunächst eine Ausbildung zum Forstwirt gemacht, anschließend zehn Jahre in dieser Funktion gearbeitet. "Dann wollte ich mich unbedingt noch weiterbilden, und so habe ich mit 28 Jahren das Fachabi gemacht", erzählt Klotzbücher. Ziel danach sei zunächst ein Studium gewesen. "Umweltschutz war das Fach, das mich interessiert hat. Aber da ich damit hinterher fast nur im Büro gesessen hätte, habe ich den Gedanken verworfen." So sei er auf Jobsuche gegangen. Die Annonce, mit der auf "Burg Maus" in St. Goarshausen nach einem Falkner-Gehilfen gesucht wurde, überzeugte ihn. "Wir hatten zu Hause Landwirtschaft, dadurch hatte ich immer mit Tieren zu tun." Ein Jahr hat er auf der Burg gewohnt, den Jagdschein gemacht und intensiv mit Greifvögeln gearbeitet. Die Ausbildung zum Falkner in Form eines zehntägigen Lehrgangs sei die logische Weiterentwicklung gewesen. "Einen Job als Falkner zu finden, ist aber sehr schwierig. So habe ich beschlossen, mich selbstständig zu machen." 1999 habe er in Kell am See angefangen, sei jedoch bereits im darauffolgenden Jahr weg, weil das Gelände zwangsversteigert worden sei. Schließlich habe ihn die Suche nach Saarburg geführt. "Saarburg liegt strategisch gut und ist eine Touristenstadt. Deswegen habe ich hier 2003 den Greifvogelpark aufgebaut." 25 Greifvögel, darunter Falken, Bussarde, Adler und Eulen gehören dazu. Bei täglichen Flugvorführungen um 11 und 15 Uhr bringt er jungen wie älteren Besuchern die gefiederten Tiere näher. Seine Hauptarbeit beschreibt der Falkner so: "Ich bereite die Vögel für die Jagd und für die Flugschauen vor. Das bedeutet, ich mache sie je nach Art fit und gewöhne sie an den Menschen."Drei Monate benötige er dafür im Schnitt. Wobei es auch immer mal wieder Ausnahmen gebe: "Zwei Wüstenbussarde waren innerhalb von drei Wochen fit."Sein täglicher Arbeitsalltag beginne mit dem Wiegen jedes einzelnen Tieres. "Der Vogel jagt nur, wenn er Hunger hat. Deswegen muss sein Gewicht sehr exakt mit dem Futterprogramm abgestimmt werden." Auf die Frage, wie sich überhaupt ein Verhältnis zwischen Falkner und Vogel aufbauen lässt, antwortet Klotzbücher: "Alles funktioniert über das Futter und die guten Erfahrungen, die das Tier macht. Man braucht sehr viel Zeit und Geduld und muss ein Gefühl für die Individualität der Tiere entwickeln."Ob er so etwas wie Vorlieben für bestimmte Vögel verspüre? "Ich mag die Vögel, die zuverlässig sind", antwortet der Tierfreund spontan. Die grundsätzliche Faszination an diesem seltenen Beruf macht für ihn das Tier selbst aus: "Der Greifvogel ist einfach ein wunderschönes Tier, und es fasziniert mich, dass er bereit ist, mit dem Menschen zusammenzuarbeiten." Dass Tag für Tag auch immer wieder in- und ausländische Kinder und Erwachsene mit ihrem Besuch der Flugvorführungen Interesse an diesem Thema beweisen, erklärt Wolfgang Klotzbücher so: "Für die Menschen ist der Greifvogel seit jeher ein Symbol für Mut, Kraft, Stärke und Freiheit. Bei uns können sie diese Tiere aus nächster Nähe sehen." So ist seine Definition eines Erfolgserlebnisses mit dem Publikum verknüpft: "Für mich bedeutet Erfolg, wenn die Leute sagen, die Schau hätte ihnen super gefallen. Und wenn meine Vögel wiederkommen, wenn ich sie freilasse."

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