Der Hut-Mann

SCHÖNDORF. Aus den Ortsvereinen ist der 68-jährige Adolf Schmitt ausgetreten. Nicht aus Gram, sondern weil ihm alles zu viel wurde. Jetzt zieht sich der ehemalige kreative Holzschnitzer öfter zu seinem "Schmuckstück" zurück.

Dieses "Schmuckstück", eine komplett eingerichtete und ausgestattete, sehr schön im tiefen Holzera-ther Wald gelegene Holzhütte, ist das zweite Zuhause von Schmitt geworden. In Schöndorf wird er oft als der "Hut-Mann" bezeichnet. Denn ihn legt der ehemalige Romika-Arbeiter nur zum Schlafen ab. "Hier an meiner Hütte bin ich gelegentlich ein bis zwei Tage", erzählt er. Dann treibt es ihn aber wieder zu seiner Frau und in die Zivilisation zurück. Die Hütte ist der Ort, wo er sich als Holzschnitzer stundenlang mit seinen Werken beschäftigte. Wurzeln grub er aus und bearbeitete sie. Schmunzelnd gesteht er, dass er hin und wieder auch mal ein im Dorf bekanntes Gesicht aus dem Holz herausgearbeitet hat. "In meinem jetzigen Alter will allerdings der Körper nicht mehr so, wie ich gelegentlich möchte", stellt er fest. Noch vor ein paar Jahren interessierten ihn außerdem die Schafzucht und das Pferdehalten. Jetzt läuft er lieber mit der Digitalkamera an der Ruwer entlang und fotografiert. Zurück zum "Schmuckstück", das Schmitt gelegentlich an Eltern mit abenteuerlustigen Kindern vermietet, und seinem einstigen Hobby. Das Interesse am Schnitzen fand er vor 40 Jahren bei einem Urlaub in der Rhön. Dort ließ er sich in Deutschlands ältester Schnitzschule die ersten Fertigkeiten vermitteln. Weitere Kurse belegte er dort in den folgenden Jahren. Doch auch in der Region, bei den Klüsserather Krippenfreunden, fand er Gleichgesinnte. Wie viele Figuren und Köpfe er in den Jahrzehnten geschnitzt hat, weiß er nicht mehr. Viele hat er bei Märkten, insbesondere in Idar-Oberstein und Herrstein, verkauft. Gerne erinnert er sich an die Verkäufe an der Edelsteinbörse in Idar-Oberstein. "Da kamen die reichen und fein gekleideten Edelsteinhändler zu mir und kauften meine Holzarbeiten für ihre Bekannten in Mailand und anderen großen Städten der Welt." Mit Händen und Füßen hat er sich damals mit "den hohen Herren" verständigt und oft hart um fünf Mark gefeilscht. Allein beim Schnitzen sollte es nicht bleiben. Er wollte mal etwas anderes tun und verlegte zwischenzeitlich seine Interessen auf das Modellieren von Ton. In mehreren Kursen an der Akademie der bildenden Künste in Trier erwarb er sich die notwendigen Fertigkeiten. Doch jetzt ist die Zeit gekommen, in der sich Adolf Schmitt nur nach Ruhe sehnt. Er sitzt gerne an seiner Hütte und denkt an die Vergangenheit. Auch an das Jahr 1967: Damals sorgte er mit Marita Massoth für eine Sensation. Sie zählten damals zu den ersten Prinzenpaaren von Schöndorf.

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