Der Spezialist

ENSCH. Eine besondere Attraktion im Enscher Dorfmuseum ist der gut 100 Jahre alte Holzbackofen. Wie zu Großmutters Zeiten wird darin bei Dorffesten und ähnlichen Anlässen Brot gebacken. Das zu tun ist jedoch eine Kunst, die – nicht nur in Ensch – kaum noch jemand beherrscht. Bis auf einen: Bruno Peters. Als "Enscher Holzbackofen-Spezialist" hat er alles im Griff.

Aus dem damaligen Kreis Prüm kommend, zog der gelernte Bäcker 1955 an die Mosel und übte dort lange Jahre seinen Beruf aus. Als im Jahre 1996 das Dorfmuseum seine Pforten öffnete und der alte Holzbackofen wiederbelebt werden sollte, war die große Frage: "Wer kann es ?" Klar, dass nur Bruno Peters infrage kam. Der rüstige Ruheständler ließ sich nicht lange bitten. Für die Gemeinde etwas zu tun, war für ihn selbstverständlich. Zudem freute es ihn, dass das Relikt aus alten Zeiten wieder zu Ehren kam. "Zunächst galt es, Probebackungen zu machen", erinnert sich Bruno Peters. Schließlich sei der Ofen, der aus Familienbesitz stammt, etwa 70 bis 80 Jahre nicht in Betrieb gewesen. Die ersten Versuche fielen "katastrophal" aus. Schwierig und zeitaufwändig war die Wärmeregulierung. "Ich habe viel experimentiert und experimentiere auch heute noch. Die besten Tipps bekam ich von einer 80-jährigen Oma", sagt Peters. Bei Buchenholz sei die Unterhitze zu groß gewesen. Als ideal habe sich Rebenholz erwiesen. Um die richtigen Backtemperaturen zu erkennen, helfe kein Thermometer. Man orientiere sich an der Färbung des Schamotte-Innengewölbes. Habe es sich von schwarz über weiß zu grau gefärbt, könne der Backgang mit jeweils 18 bis 20 Zweipfünder-Broten beginnen. Das Anheizen dauere etwa eine Stunde. Den Teig für die Brote, einen Spezial-Sauerteig nach eigenem Rezept, mischt und knetet Bruno Peters selbst. "Eine Knetmaschine wäre schon hilfreich", meint er. Jedenfalls seien die Leute von dem kernig-aromatischen Geschmack, den es so nur bei Brot aus dem Holzbackofen gibt, begeistert. Derweil backt Bruno Peters auch Kuchen in seinem Oldie-Ofen. Bei niedrigeren Temperaturen gelingen Kirsch-, Streusel-, Apfel- oder Zwetschgenkuchen nach alter Bauernart bestens. Doch nicht nur als Holzbackofen-Bäcker betätigt sich Peters. Zuvor langjähriges Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr, im Kirchenchor und im Musikverein, ist er seit 1967 im Angelverein aktiv. Das Angeln bezeichnet er als sein großes Hobby. Ensch ist ihm zur zweiten Heimat geworden. "So etwas entwickelt sich nicht von alleine. Man muss schon etwas dafür tun", resümiert Bruno Peters. "Es liegt immer an jedem selbst, ob und wo es ihm gefällt."

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