Der Vereins-Meister

KORDEL. (ka) Einen Vereinsrekord der besonderen Art hat Herbert Wagner aus der Butzbacher Straße aufgestellt. Als aktives Mitglied in sieben Kordeler Ortsvereinen verbrachte er im Laufe von 50 Jahren mehr als100 000 Stunden in der Gemeinschaft der Vereine.

Das hat es in der Kylltalgemeinde noch nicht gegeben. Herbert Wagner war, ist und wird es wohl noch lange sein: absoluter Kordeler Meister in Sachen Vereinsmitgliedschaft. Welch hohes ehrenamtliches Engagement das bedeutet, liegt auf der Hand. Doch damit nicht genug. Wagner ist zudem "Chefdekorateur" der Gemeinde. Im Bürgerhaus oder wo immer im Ort geht kaum eine größere Veranstaltung über die Bühne, die nicht seine künstlerische Handschrift trägt oder zu deren Erfolg er nicht mit Kreativität und Können beigetragen hätte - alles ehrenamtlich versteht sich. "Das lief alles von ganz alleine"

"Seine Vereine" nennt Herbert Wagner den Turnverein, den Theaterverein, den Sportverein, den Kirchenchor, den Männergesangverein, den Musikverein und den Karnevalsverein. Auf die Frage, wie man da überall Mitglied wird, resümiert er: "Keine Vereinsmeierei, das lief alles von ganz alleine." Schon als Junge sei er im Turnverein und Theaterverein aktiv gewesen. Vater und Onkel hatten Theater gespielt. Das habe ihn animiert. "Ich habe alles gemacht, was anfiel, vor und hinter den Kulissen. Es war eine schöne Zeit." Dann kam die Fußballbegeisterung. Herbert Wagner schloss sich dem Sportverein an und wurde schnell einer der Besten. "Mein letztes Tor habe ich 1968 geschossen", blickt er zurück, "und weil ich gerne singe und musiziere, lag nichts näher, als beim Kirchenchor, beim Männergesangverein und beim Musikverein mitzumachen." Als Frohnatur habe ihm dann nur noch der Karnevalsverein gefehlt. So schloss sich der Kreis. Auch wenn Wagner inzwischen die Fußballstiefel an den Nagel gehängt hat und keine Musik mehr macht, den Vereinen ist er treu geblieben und auch weitgehend für sie aktiv. In allen kulturtragenden Vereinen gehörte er dem Vorstand an. "Wir sind eine vereinsfreudige Familie", betont er. "Zu fünft waren wir im Kirchenchor." 100 000 Stunden Vereinstätigkeit sind "viel Holz". Herbert Wagner: "Ich war täglich auf Achse. In der Regel von sechs Uhr abends bis nachts um drei. Mehrere Sitzungen oder anderweitige Termine am Stück waren keine Seltenheit. Nur samstags hatte ich Zeit zum Freien. Aber auch dann nicht viel, galt es doch, fit zu sein für das Fußballspiel am nächsten Morgen". Wie hat Ehefrau Inge das ertragen. "Streit gab es keinen, er war ja nie da", meint sie scherzhaft. Im übrigen sei da vieles, was auch sie interessiere. Zum Beispiel das Dekorieren. In bester Erinnerung hat Inge Wagner den 26. Mai 1984, als das neue Kordeler Bürgerhaus eingeweiht wurde. Damals habe sie erstmals mit ihrem Mann zusammengearbeitet. Fortan gab es viele Koproduktionen oder Beratertätigkeiten. Avanciert zum Kordeler Chefdekorateur

Herbert Wagners gestalterisches Talent wurde schon sehr früh entdeckt. "Mein Vater war Küster", erklärt er. Da sei er schon als Junge von elf Jahren beim Schmücken von Kirche und Altar, bei der Fronleichnamsprozession, beim Osterfeuer, kurz: bei allem, was die "Küsterei" so mit sich brachte, dabei gewesen. Als er dann später KFZ-Handwerker und Leiter der Karosserieabteilung eines Trierer Opel-Händlers wurde, blieben seine vielseitigen handwerklichen Fähigkeiten und sein Sinn für stilvolle Gestaltung auch in seinem Heimatort Kordel nicht verborgen. Über das Ausschmücken der Turnhalle und später des Bürgerhauses avancierte er zu Kordels Chefdekorateur. Allein 25 der traditionelle Gemeinschaftskonzerte hat er optisch ‚gestylt'. Klar, dass Herbert Wagner auch in eigener Sache ein Do-it-yourself-Mann ist. Sein Haus beweist es innen und außen. Als Spezialist, der über Werkzeuge für zehn Berufe verfügt, hat er mit Kreativität, Geschmack und liebevoller Detailarbeit eine häusliche Atmosphäre geschaffen, deren Krönung ein veritabler Weihnachtsmarkt zur Winterszeit ist. Jeweils am 20. Dezember ist es bei Wagners Tradition, in froher Runde nicht nur Herberts Geburtstag, sondern auch Weihnachtsmarkt zu feiern - mit Tombola, Glühwein und allem, was dazu gehört.

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