Der kleine Prinz in Originalsprache

IGEL. Die Nähe zu Luxemburg und Frankreich soll sich auch im Sprachvermögen der Menschen niederschlagen. In der Verbandsgemeinde Trier-Land werden erste Schritte unternommen.

"Ich kann auch schon ein bisschen Französisch", sagt Carmen stolz. Doch es wird wohl noch etwas dauern, bis das siebenjährige Mädchen die neueste Errungenschaft der Gemeindebücherei Igel nutzen kann: Kinderbücher auf Französisch, die das Erlernen der Fremdsprache erleichtern sollen. Etwa 40 Bücher sind schon vorhanden, noch einmal die gleiche Anzahl komme in einigen Wochen hinzu, berichtet Bücherei-Leiter Daniel Karl. Bei der Auswahl der Bücher sei er von Izzat Haupert-Semmate beraten worden, die an der Grundschule Langsur Französisch unterrichtet. Der Beschluss der Verbandsgemeinde Trier-Land, den Französischunterricht flächendeckend auf Grundschulen und Kindergärten auszudehnen, habe ihn auf die Idee gebracht, den Bestand der Bücherei um französische Kinderbücher zu erweitern, sagt Karl. Etwa 4000 Bücher und andere Medien füllen die Regale der Bücherei im ersten Stock des Igeler Gemeindehauses. Eine stolze Zahl, wie Karl findet, zumal die Einrichtung erst seit dreieinhalb Jahren besteht - oder genauer: im März 2000 wiedereröffnet wurde. Die alte Gemeindebücherei, die seit 1986 im Bürgerhaus untergebracht gewesen sei, sei "dort zugrunde gegangen", erzählt Karl, der vor mehr als vier Jahren die ehrenamtliche Leitung übernahm. Abgenutztes Mobiliar, ein umständliches Karteikartensystem und veraltete Bestände hätten die Ausleihen am Ende gegen Null sinken lassen. Ausleihzahlen sind sprunghaft gestiegen

Also machte sich der gelernte Archivar zusammen mit Experten der Landes-Büchereistelle in Koblenz an eine Revision und musterte rund 1000 Bücher aus. Im Gegenzug erweiterte Karl den Bestand um Videofilme und Lernmaterialien für Kinder sowie um Gesellschaftsspiele. Gleichzeitig stellte er das Buchungssystem auf EDV um und richtete im Bücherei-Saal eine Kinderecke ein. "Wir legen auch viel Wert auf Öffentlichkeitsarbeit", sagt Karl. Deshalb bringt er nicht nur drei Mal im Jahr ein Mitteilungsblatt - die "Säulenpost" - heraus, sondern veranstaltet auch Dichterlesungen oder wirbt mit Faltblättern in Kindergärten und Schulen. Der Erfolg scheint ihm Recht zu geben: Die Ausleihzahlen stiegen von 3200 im Jahr 2000 auf 4300 im vergangenen Jahr, wobei drei Viertel der Nutzer Kinder und Jugendliche waren. Dass dieser Erfolg ohne die Unterstützung der Gemeinde nicht möglich wäre, weiß auch Karl: "Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig hat sich sehr engagiert für die Bücherei." Sie werde vollständig von der Gemeinde finanziert, sagt er. Der Bücher-Etat von 3500 Euro im Jahr könne sich im Vergleich mit anderen Büchereien sehen lassen. Hinzu kämen in diesem Jahr noch Zuschüsse vom Land Rheinland-Pfalz und der Sparkassen-Kulturstiftung von insgesamt 2000 Euro. Von diesem Geld schafft Karl, der an der Ausleihe von den beiden Schülerinnen Anna Unterrainer und Isabel Hacken unterstützt wird, nun unter anderem französische Kinderbücher an. Er habe zusammen mit Izzat Haupert-Semmate darauf geachtet, dass die Bücher gut bebildert seien und einen leicht verständlichen Text haben - damit sie auch mit wenigen Sprachkenntnissen leicht zu lesen seien. Eltern freuen sich über das Angebot

"Die Idee finde ich sehr gut", schwärmt Marita Herrig, die Mutter der kleinen Carmen. Sie spreche selbst kein Französisch und könne ihrer Tochter deshalb die Bücher nicht vorlesen, sagt die Igelerin. Wenn ihr fünfjähriger Sohn Marvin bald die ersten Worte in der neuen Sprache lernt, wird sie mit ihren Kindern wohl wieder in den ersten Stock des Gemeindehauses kommen. Dort warten auf die kleinen Leser Antoine de Saint-Exupérys "Le petit prince" und seine Freunde. Gemeindebücherei Igel, Triererstraße 39, 54298 Igel, Telefon 06501/601518, Öffnungszeiten: mittwochs von 17 bis 19 Uhr, freitags von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 10.30 bis 12.30 Uhr. Weitere Informationen im Internet unter www. gemeinde-igel.de unter dem Stichwort Kultur/Bildung.

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