Dorfläden mit Kundendienst

LANGSUR. "Lebt denn der alte Dorfladen noch?" Angesichts allgegenwärtiger Supermarkt-Präsenz ist die Frage nur allzu berechtigt. "Ja, er lebt noch." Zumindest aus Langsur kommt frohe Kunde. Gibt es doch hier drei florierende Dorfläden. Ihr Erfolgsrezept heißt Kooperation.

Natürlich ist auch die Sauertalgemeinde, was die Situation des Einzelhandels auf dem Lande betrifft, keine Insel. Nur wenige Kilometer entfernt lockt Luxemburg mit einer riesigen Angebotspalette, und die Einkaufsmetropole Trier ist nicht allzu weit entfernt. Wenn das Konzept stimmt

Doch nach der Devise "Einigkeit macht stark" und mit einem schlüssigen Konzept haben sich die drei Langsurer Läden, das sind Cornelia Eberts Backstübchen, das Obst-, Gemüse- und Blumengeschäft von Ruth und Ferdinand Mannes sowie die Metzgerei Bracker, Inhaber Werner Müller, als standfest und wettbewerbsfähig erwiesen. Dabei kommt ihnen freilich ihre Lage in der Mesenicher Straße zugute. Dort bilden sie - das Backstübchen und die Metzgerei direkt nebeneinander auf der einen, das Obst-, Gemüse- und Blumengeschäft auf der anderen Straßenseite - ein, kleines aber feines Einkaufszentrum. Eine Erfolgsstory, wie sie im ländlichen Raum noch möglich ist. Zum Arbeitsfrühstück - nicht bei Tiffany sondern bei Cornelia Ebert - sind das Ehepaar Mannes und Werner Müller ins Backstübchen gekommen. "Nur wenn wir am gleichen Strang ziehen, geht unser Konzept auf. Für ein harmonisches und letztendlich gedeihliches Miteinander ist Gemeinsamkeit unerlässlich", betonen sie unisono. Das bedeute in erster Linie, das Warenangebot abzustimmen, um Unruhe zu vermeiden. Branchenbedingt habe ohnehin jeder sein eigenes Sortiment. Auch auf gemeinsame Öffnungszeiten haben sich Langsurs Dorfladenbesitzer geeinigt. "So ersparen wir es den Kunden, sich drei verschiedene Öffnungszeiten merken zu müssen. Lästige Doppelbesorgungen entfallen", sagt Ferdinand Mannes. Alle drei Geschäfte verstehen sich auch als Dienstleister, die durch teilweise unentgeltlichen Kundenservice, wie zum Beispiel Theaterkartenverkauf, Lieferservice und mehr, für Betrieb im Shopping-Center sorgen. Das kommt allen zugute. Cornelia Ebert nennt ein Beispiel: "Wer in Langsur einen Brief schreiben will, tut sich mangels fehlendem Postamt schwer, eine Briefmarke zu erwerben." Sie führe Gespräche mit der Post wegen des Verkaufs von Briefmarken. Aber bei der Post lasse man sich Zeit mit der diesbezüglichen Entscheidung. Jedenfalls wäre es zum Nutzen aller, sollte sich die Post denn zu einem positiven Entschluss durchringen. Gut funktionierende Kooperation

Kleinliches Vorteilsdenken sind in der Runde tabu. Heißt doch das Motto: "Gemeinsam sind wir stark". Während Ruth Mannes zufolge ihr Obst-, Gemüse- und Blumengeschäft seit 1942 besteht, betreibt Werner Müller seine Metzgerei seit etwa zwei Jahren. Müller profitiert von der Tradition der Mannes, die Mannes profitieren von Müllers Branche. In etwa Gleiches gilt für Cornelia Ebert's Backstübchen. Einig sind sich alle: "Vorrangig geht es darum, für unsere treuen Kunden in Langsur und Umgebung zu ihrer und unserer Zufriedenheit da zu sein." Klar, dass auch Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Orth über die in Langsur bestens funktionierende Dorfladenkooperation erfreut ist. Entsprechende Unterstützung gibt es von der Gemeinde. "In einer Nische präsentieren unsere Geschäfte ein Angebot, das auf die Bürger in und um Langsur zugeschnitten ist und angenommen wird", konstatiert der Ortsbürgermeister, "es hat sich bewährt, weil Qualität, Preise und Service stimmen und die richtigen Leute hinter der Theke stehen."

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