Drei Fuhren Erde auf den Biergarten-Zugang

LONGUICH. "Klappe zu, Affe tot" - nach diesem Motto hat nun der Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) Trier den wichtigsten Zugang zu einem beliebten Gastronomiebetrieb bei Longuich verriegelt. Im Interesse der Verkehrssicherheit, heißt es.

Seit 2003 betreibt die Familie Konsdorf oberhalb der B 52 bei Longuich den "Landgasthof zur Sang". Der Betrieb erfreute sich bald großer Beliebtheit in der gesamten Region. Das Restaurant hat 150 Innensitzplätze und einen Biergarten mit rund 400 Plätzen. Konsdorf beschäftigt sechs Vollzeit-Mitarbeiter sowie zwölf Teilzeitkräfte. An guten Tagen wurden schon 1000 Gäste und mehr gezählt. Die idyllische Lage auf dem Plateau zwischen Longuich und Kenn ist einerseits ein Vorteil, andererseits ein Nachteil. So führt die Hauptzufahrt von Longuich-Kirsch aus über einen schmalen asphaltierten Wirtschaftsweg. Außerdem ist der Gasthof über drei Wirtschaftswege von Kenn und von Mertesdorf aus erreichbar.Es geschah ohne Vorwarnung

Hinzu kommen zwei mit Verbundpflaster befestigte Fußwege, die von den Parkplätzen rechts und links der B 52 aufs Plateau führten. Für Gäste, die über die B 52 anreisten, stellten sie die kürzeste Anbindung an das Lokal dar. Noch mehr galt dies für ältere Busreisende und für die Müllabfuhr, denn die schmalen Zufahrtsstraßen sind für Busse und LKW gesperrt. Nach dem erfolgreichen Sommer 2003 schaute man mit Zuversicht auf die kommende Saison. Doch Ende vergangener Woche - bei Frühlingsluft und Vogelgezwitscher - geschah Unfassbares. Ohne Vorwarnung begannen Kipplaster, die Fußwege mit schwerem, dunkelbraunen Boden zuzuschütten. Auch an der oberen Einmündung des Weges, etwa zehn Meter vor dem Biergarteneingang, wurde noch ein Haufen abgekippt. Familie Konsdorf, Mitarbeiter und Gäste trauten ihren Augen nicht. Pech für die Besucher, die ihre Autos auf den B-52-Parkplätzen stehen hatten: Sie mussten auf dem Rückweg über die schlammigen Erdhügel kraxeln. Vielleicht hofften einige von ihnen noch, zu Mitwirkenden in der ARD-Sendung "Verstehen Sie Spaß" geworden zu sein. Doch kein Frank Elstner erschien und klärte alles auf, denn die Schanz-Arbeiten geschahen im Auftrag des Landesbetriebs Straßen und Verkehr (LSV) Trier, der für die B 52 zuständig ist. Die anfängliche Fassungslosigkeit wich einem Gefühl hilfloser Wut. Spontan erklärten sich Hunderte von Stammgästen mit der Gastwirtsfamilie solidarisch. Viele riefen beim TV an, und bis heute wurden über 1000 Unterschriften gegen die Barrikaden-Aktion gesammelt. Winfried Konsdorf und sein Sohn Simon warnten derweil die meist älteren Bus-Gäste vor den Erdhaufen, die für gehbehinderte Senioren ein unüberwindbares Hindernis bilden. Jüngere ließen sich nicht abschrecken und trampelten ein Pfädchen in die Halden. Ihren Müll fahren fahren die Wirtsleute nun selbst auf die Deponie. Laut Edeltrud Beyer und Klaus Wagner vom LSV Trier war der Landesbetrieb am Baugenehmigungsverfahren für die Gaststätte beteiligt. Es existiert eine schriftliche Stellungnahme aus dem Jahr 2001, in der sich der LSV mit dem Bau des Gasthofes nahe der B 52 unter bestimmten Bedingungen einverstanden zeigt: So dürfen die Parkplätze nicht für den Gastronomiebetrieb genutzt werden und "die Schließung der bisherigen Aufgänge zwischen Parkplatz B 52 und Anwesen Sang bleibt ausdrücklich vorbehalten". Darauf habe man nun zurückgreifen müssen, weil die ständigen Wendemanöver der Gäste über vier Fahrspuren hinweg nicht mehr vertretbar gewesen seien. Den Bau eines Trenngitters in der Fahrbahnmitte lehnen die LSVler ab, denn "dann wird ein paar Meter weiter oberhalb oder unterhalb gewendet". Wagner: "Bei den dort gefahrenen Geschwindigkeiten kommt es früher oder später zur tödlichen Kollision."Polizei sieht die Situation anders

Roman Kierok, Leiter der Polizeiinspektion Schweich, sieht die Sache anders. Zwar würde dort oft in lebensgefährlicher Weise gewendet, und vor einigen Jahren habe es dabei schon einen Toten gegeben, bestätigt der Beamte. Doch die wirkliche Gefahr sieht er nicht im Verhalten der Gaststättenbesucher, sondern in den verwirrenden Wegweisern auf der Ehranger Brücke. Kierok: "Dadurch wird der ortsunkundige Fernverkehr aus Richtung Luxemburg in die Irre geleitet. Die Fahrer wollen auf die A 1, fahren aber geradeaus und finden sich auf der B 52 wieder." Dann werde an der ersten Möglichkeit, den Parkplätzen, gewendet - auch mit einem 40-Tonner bei Dunkelheit. Die Polizei habe den LSV schon 2003 darauf hingewiesen und eine veränderte Ausschilderung auf der Brücke vorgeschlagen. Doch geschehen sei nichts. Kierok: "Die Sperrung der Fußwege beseitigt die Gefahr nicht. Sinnvoller wäre es, den gelben Sperrbalken in der Mitte in beide Richtungen 500 Meter weit zu verlängern."

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