Durchgreifen löst kein Problem

Der Jugendtreff in Roscheid ist genau das geeigente Objekt, um Menschen mit gesundem Bürgersinn auf die Barrikaden zu treiben. Die Stadt baut mit Steuerzahlergeld ein Gebäude für die Jugendlichen, aber die lassen das vergammeln, und selbst der Einsatz der Jugendpfleger bleibt scheinbar wirkungslos.

Ein Grund zum Durchgreifen? Das würde die Probleme allerdings nicht lösen. Immerhin kommen die Jugendlichen freiwillig. Wer sie aussperrt, treibt sie in Treffs, in denen jede Kontrolle fehlt. Wer sie gängelt und kontrolliert und ihnen den ohnehin eher knappen Freiraum nimmt, scheucht sie auf unkontrollierbares und unkalkulierbares Gebiet. Die sozialpädagogische Arbeit ist ein heikler, mühevoller Balanceakt, oft ohne erkennbare Erfolge und ganz sicher ohne die großen Befreiungsschläge. Einen Ersatz dazu gibt es nicht. Der könnte nur aus wachsendem Bürger-Engagement kommen. Aber gerade in Roscheid fehlt eine gewachsene Gemeinschaft, und auch in diesem Stadtteil sinkt die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement. Beides kann die Jugendhilfearbeit nur ausgleichen, aber nicht ersetzen. An eines könnten Eltern und Pädagogen die Jugendlichen allerdings erinnern. Freiräume sind immer die Freiräume der anderen. Wer seine Möglichkeiten so extensiv nutzt, dass sich die Kleineren nicht mehr wohl fühlen können, der verwechselt Freiheit mit Rücksichtslosigkeit. Vielleicht lässt sich dieses Bewusstsein doch Schritt für Schritt vermitteln. m.moeller@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort