Ein Bart- und Sympathieträger

IRSCH. 25 Jahre hatte die CDU die Nase vorn in Irsch. Seit diesem Sommer ist das anders. Jürgen Haag von der FWG hat den bisherigen CDU-Ortsbürgermeister Alfred Karges nach den Kommunalwahlen im Juni abgelöst.

"So richtig habe ich nicht an meinen Sieg geglaubt", erklärt Irschs neuer Ortsbürgermeister Jürgen Haag. "Die CDU war hier immer eine 60-Prozent-Partei und Alfred Karges ihr Zugpferd." Dennoch hat Haag den langjährigen Ortsbürgermeister, der mehr als zwölf Jahre erster Mann von Irsch war, mit rund 56 Prozent abgelöst. "Ein bisschen stolz bin ich schon auf das Ergebnis", sagt der Familienvater. Schon zweimal zuvor sei ein Kandidat der FWG bei der Direktwahl gegen Karges angetreten. "Da haben wir uns eine blutige Nase geholt. Aber mein Nasenbein ist in Ordnung. Deswegen habe ich es gewagt, anzutreten", sagt Haag schmunzelnd. "Zeit für einen Wechsel" lautete Haags Botschaft auf den Wahl-Plakaten. Den Wunsch vieler Irscher nach einem Wechsel vermutet Haag auch als Grund für seinen Wahl-Sieg. Derzeit spüre er vereinzelt noch ein gewisses Misstrauen gegenüber seiner Person im Gemeinderat. "Ich hoffe, dass sich das legt. Denn ich wünsche mir eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Sinne der Gemeinde." Für die hat sich der 41-Jährige auch vor seiner Wahl eingesetzt - obwohl Jürgen Haag nicht aus Irsch stammt. In Wellen ist Haag geboren und aufgewachsen, seit 1998 lebt er in Irsch. Seine Frau stammt von dort, und über ihre Familie kamen die Haags an das Grundstück in der Ockfener Straße. Gleich nach dem Umzug sei Haag in den Sportverein eingetreten, wurde bereits nach einem halben Jahr in den Vorstand gewählt. Ein Jahr war er aktiv im Pfarrgemeinderat. Sein Engagement ist offensichtlich auch beim Bau des Klein-Spielfeldes aufgefallen, das er und weitere ehrenamtlich Aktive in mehr als 1000 Stunden Eigenleistung errichtet haben. Auch beim Bau des Beach-Volleyballfeldes hat der Elektro-Ingenieur tatkräftig mit angepackt. "Das hat wohl den einen oder anderen motiviert, mich in der Kommunalpolitik zu unterstützen", meint Haag. "Es ist viel Kleinarbeit. Das Kreative liegt im Moment noch im Hintertreffen", bilanziert der Ortsbürgermeister seine ersten Wochen im Amt. Größtes Projekt innerhalb der Gemeinde sei der Umbau des ehemaligen Winzerkellers zum Bürgerhaus (wir berichten in unserer morgigen Ausgabe ausführlich darüber). Außerdem möchte Haag versuchen, Bauland zu schaffen. Freie Grundstücke seien derzeit nicht in Händen der Gemeinde, sondern in Privatbesitz. "Wir bekommen jedoch vermehrt Anfragen nach Grundstücken." Zudem müsse die Touristik vorangetrieben werden: "Es gibt einen Bedarf an Zimmern und Ferienwohnungen", weiß Haag. Auch das Weinfest, regelmäßiger Termin am dritten Wochenende im August, müsse überdacht werden. "Es gibt seit Jahren einen Abwärtstrend und inzwischen keinen Verein mehr, der das gerne macht. Deshalb müssen wir über ein neues Konzept nachdenken." Besorgt ist hat Haag um die Zukunft der Grundschule. Derzeit ist sie noch in Trägerschaft der Ortsgemeinde. "Die Frage ist jedoch, wie sich das bei den stark rückläufigen Kinderzahlen entwickelt. Vielleicht müssen wir einen anderen Ort dazunehmen, um bestehen zu können." Die große Stärke der knapp 1600 Einwohner zählenden Gemeinde sieht Haag in der kulturellen Vielfalt. "Wir haben ein breites Vereins-Angebot - auch für Jugendliche." So mache etwa die Karnevals-Gesellschaft "riesige Jugendarbeit", und seit diesem Jahr gibt es eine reine Mädchen-Fußball-Mannschaft. Zudem existiere wieder ein Knabenchor, und der Jugend-Club mit Raum in der Grundschule werde gut besucht. Apropos Besuch: Jürgen Haag "empfängt" die Irscher jeden Dienstag zwischen 18 und 20 Uhr zur Bürgersprechstunde im Büro seines Hauses. Aber auch außerhalb dieser festen Zeit bleibt niemand vor Haags Tür stehen, der etwas von ihm möchte. "Das gehört dazu", sagt er und springt zum zweiten Mal während des TV -Besuchs auf, um die Haustür zu öffnen.

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