Ein ganz besonderer Saft

SCHWEICH. Rund zwei Millionen Menschen spenden jährlich in Deutschland Blut. Dennoch kommt es immer häufiger zu Versorgungsengpässen. Fast 500 Menschen nehmen regelmäßig in Schweich am Aderlass teil.

 Ein kleiner Piks, dann fließt das Blut: Knapp 500 Spender kamen zum Blutspendetermin in Schweich.Foto: Hans Michael Engelke

Ein kleiner Piks, dann fließt das Blut: Knapp 500 Spender kamen zum Blutspendetermin in Schweich.Foto: Hans Michael Engelke

"Blut ist durch nichts zu ersetzen, Blut ist etwas Lebendiges." Hans-Jörg Mühlenhoff, Referent beim Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), gerät richtig ins Schwärmen. "Die Zellen leben", sagt Mühlenhoff und erklärt, warum es bei allem medizinischen Fortschritt auch heute noch nicht möglich ist, künstliches Blut herzustellen. "Das Gebilde Blut ist ungemein komplex. Es ist ein Organ, das aus vielen kleinen lebendigen Zellen und Teilchen besteht."15 000 Spenden reichen für einen Tag

15 000 Blutspenden reichen gerade, den Bedarf in Deutschland für einen Tag zu decken. Das meiste Blut wird zur Behandlung von Krebspatienten benötigt. Es folgen Erkrankungen des Herzens, Magen- und Darmerkrankungen sowie Verletzungen aus Sport- und Verkehrsunfällen. "Viele Operationen, Organübertragungen und die Behandlung von Patienten mit bösartigen Tumoren sind nur dank moderner Transfusionsmedizin möglich", erklärt Dr. Frank Reibe, Arzt beim AOK-Bundesverband. "Einzelne Blutbestandteile werden auch für die Herstellung bestimmter Medikamente benötigt." In den zurückliegenden Sommermonaten wurde der begehrte Saft zeitweise knapp. Mühlenhoff: "Viele Menschen sind im Urlaub und gehen deshalb nicht spenden. Auf den Straßen ist aber mehr los, und es passieren mehr Unfälle." Mühlenhoff ist deshalb froh, wenn viele Menschen zum Blutspendetermin kommen. "Hier in Schweich ist einer der größten Termine, wir sind immer knapp unter der Zahl von 500 Spendern." Ständiger Nachschub sei wichtig, erklärt der Referent. Die Verfallzeit der Blutkonserven ist relativ kurz. Während Blutplasma, das ist der flüssige Bestandteil des Blutes, eingefroren werden kann und so bis zu zwei Jahre verwendungsfähig bleibt, können die roten Blutzellen nur etwa 30 Tage und die Blutplättchen sogar nur fünf bis sechs Tage lang genutzt werden. Die Blutspende ist nicht nur ein Dienst an der Allgemeinheit. Für den Spender hat die gute Tat handfeste Vorteile. Zwar ist die Zeit vorbei, als die Medizin den Aderlass als Allheilmittel betrachtete, Tests des Blutes geben aber Auskunft über Lebererkrankungen, Syphilis oder Erreger der Immunschwäche Aids. Die Blutspenden der Schweicher Bürger werden noch am gleichen Abend gekühlt nach Bad Kreuznach gebracht. Dort werden sie untersucht, bearbeitet und sofort an die Krankenhäuser der Region verteilt. Das DRK verdient an den Spenden nichts. Nur die Kosten, die tatsächlich anfallen, also für Blutentnahme, Aufbereitung, Transport, Personal und Material, werden den Krankenhäusern in Rechnung gestellt. Blut spenden kann jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren. "Vor jeder Spende stellt ein Arzt die Spendetauglichkeit fest", erklärt AOK-Experte Reibe. "Unter anderem werden Puls, Temperatur und Blutdruck gemessen und das Gewicht ermittelt. Darüber hinaus stellt der Arzt zahlreiche Fragen, etwa nach Erkrankungen und Infektionen." Erst wenn aus ärztlicher Sicht nichts gegen eine Spende spricht, kann es losgehen. Nach der Spende lädt das DRK zu Kaffee, Cola, Säften und einem Imbiss ein. "Etwa zwei Liter Flüssigkeit sollte man am Spendetag trinken", rät Mühlenhoff. "Und sich danach einen ruhigen Abend machen." Sein Dank gilt nicht nur den Spendern. "Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer der örtlichen Hilfsorganisationen, die uns bei unseren Aktionen unterstützen, könnten wir das alles gar nicht leisten." Aktuelle Blutspendetermine können telefonisch unter 0800/1194911 abgefragt werden. Info im Internet unter: www.blutspende.de

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