Einmal Gibraltar und zurück

KONZ. Was von einem Mittelmeer-Seehafen wie Livorno aus geht, das funktioniert auch mit einem kleinen Moselhafen als Startpunkt: Nach Gibraltar oder zu anderen Zielen an den großen Meeren kann man auch von Konz aus fahren. Das machen manche Segler des Wassersportclubs schon seit Jahren. Und sie lernen bei diesen Reisen Land und Leute kennen.

Albert Seitz ist ein Seebär, wie er im Buche steht. "Moment, ich hole meine Logbücher, dann können wir die Strecken genau anschauen. Und Bilder habe ich auch eingeklebt!", kündigt der 77-Jährige mit dröhnender Stimme an. Seine vielen Lachfältchen graben sich noch tiefer ins wettergegerbte Gesicht, das von einem weißen Rauschebart umrahmt wird. Die Hose halten dunkelblaue Träger mit aufgedruckten Segelschiffen. Von Konz nach Gibraltar, von Konz nach Holland ans Ijsselmeer, von Konz an die See nach Schweden - fast scheint es kein Ziel zu geben, das Albert Seitz nicht schon von seinem Heimathafen aus mit dem Segelschiff in Angriff genommen hat.Hunderte Kilometer und ganz viele Schleusen

Hunderte Kilometer, Monate Fahrt - und dabei ganz viele Schleusen. Keine offene See, sondern nahe Flussufer: So kann ein Segelurlaub aussehen. Das wissen auch Monika und Rudolf Heinz. Mit gelegtem Mast und unter Motor ist das Ehepaar schon von Konz nach Palavas in Spanien gefahren, über den Canal de l'Est, die Saône und die Rhône, vorbei an Arles, 1051 Kilometer weit. "In Palavas konnten wir dann den Mast unseres Bootes aufstellen und richtig segeln, noch mal 476 Kilometer", erinnert sich die 57-jährige Monika Heinz. "Solche Touren kann man nur im Ruhestand machen", ergänzt ihr Mann Rudolf. Der 60-jährige ehemalige Fernmeldeamt-Mitarbeiter genießt es, viel Zeit am Stück auf dem Boot verbringen zu können: "Es wird nie langweilig, auch, wenn man viele Schleusen durchfährt. Man sieht verschiedene Städte, lernt nette Leute in den Häfen kennen." So hat das Ehepaar Heinz auch mal den Clubkollegen Albert Seitz im Hafen von Lemmer in Holland getroffen - ganz zufällig, ohne, dass man sich verabredet hätte. Grinsend erinnert sich Monika Heinz: "Da war so eine laute, polternde Stimme - und ich sag' zu Rudolf: Mensch, das ist doch der Albert!" Er war es in der Tat. Oft war Albert Seitz damals allein mit seinem 8,60 Meter langen Boot "Mosella" unterwegs. "Ich spiele abends gerne Ziehharmonika; in den meisten Häfen, die ich so abschippere, kennt man mich schon", sagt er vergnügt und nimmt einen Schluck aus der Kapitäns-Kaffeetasse. Kontakte seien schnell geknüpft. Einmal habe er ganz spontan ein Pärchen mit auf Tour genommen, das ihn in einem Hafen als Skipper anheuerte. "Ich wollte natürlich keine Bezahlung, aber Essen und Trinken mussten sie mir spendieren", sagt er schmunzelnd.An Bord gibt's Bratkartoffln

Der Diplomingenieur hat mit 14 Jahren angefangen zu segeln. Er machte bei Regatten und Meisterschaften mit und war auf der Offiziersvorschule auf dem Marine-Schulschiff Gorch Fock. Sein Hobby blieb auch danach das Segeln. "Die letzten 15 Jahre habe ich nichts anderes gemacht. Meine Frau Helga kommt nur manchmal mit, dann, wenn ich nach Rügen fahre." In diesem Fall genieße sie auch Alberts Bratkartoffeln, die er an Bord zubereite. "Sonst gibt's hauptsächlich Dosenfraß - montags Erbsen, dienstags Bohnen, mittwochs Linsen, donnerstags Kartoffelsuppe und so weiter. So hab ich's auch auf dem Weg nach Gibraltar gehalten", sagt Albert Seitz mit dröhnendem Lachen. "Ich kaufe immer frisches Gemüse ein, und es gibt selten was aus der Dose", betont Monika Heinz. An den Schleusen im Ausland gebe es hier und da kleine Läden, wo man sich eindecken könne. "In Frankreich arbeiten da die ehemaligen Staatsbediensteten, die eine kleine Militärpension bekommen und sich mit dem Schleusen und den Läden was dazu verdienen", erklärt Rudolf Heinz. "Vieles geht heute aber automatisch - dass Leute an den Schleusen sind, wird weniger", ergänzt seine Frau. Das Fluss-Fahren genießen alle drei Segler. "Man sieht Orte abseits der Straßen, man sieht viel Natur", sagt Monika Heinz. "Abends ein Glas Rotwein, dazu die Musik - was will man mehr", fügt Albert Seitz hinzu.

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