Es dröhnt noch nicht laut genug

LONGUICH-KIRSCH. Enttäuschend war für die Schweicher das Ergebnis eines Lärmgutachtens, von dem sie sich zunächst den ersten Schritt in Richtung aktiver Lärmschutz erwartet hatten (wir berichteten). Nun traf es auch den Longuicher Ortsteil Kirsch. In der jüngsten Sitzung des Ortsgemeindrates konnte ein Experte kaum Linderung für die Lärmgeplagten A-1-Anwohner in Aussicht stellen.

Da half es wenig, dass Ortsbürgermeisterin Kathrin Schlöder zu Beginn der Sitzung im Hotel "Zur Linde" von einer "massiven Betroffenheit" der Gemeinde sprach - für die Bewohner des Ortsteils Kirsch besteht in absehbarer Zeit wenig Aussicht auf eine Verbesserung ihrer Situation durch zusätzliche aktive Lärmschutzmaßnahmen entlang von A 1/A602. Andere Richtwerte bei bestehenden Straßen

Warum das so ist, erläuterte Ingenieur Kurt Müller vom Büro Boxleitner, das von der Verbandsgemeinde Schweich mit einem Lärmgutachten beauftragt worden war: Ähnlich wie in Bereichen von Schweich sind auch in Teilen von Kirsch die Grenzwerte, die bei einem Straßenneubau zulässig wären, überschritten. Die Betonung liegt dabei jedoch auf "Straßenneubau". In Kirsch (und Schweich) gehen die Emissionen aber von schon vorhandenen Straßenbauten aus. Dort käme also nur eine nachträgliche Lärmsanierung in Betracht - doch für diesen Fall gelten wiederum andere, ungünstigere Richtlinien. Wie schon zuvor in Schweich, erläuterte Müller die Ergebnisse seiner Studie. Dabei verwies er auf den allgemeinen Charakter des Gutachtens. Es solle nur einen generellen Überblick über die Lärmemissionen in der Verbandsgemeinde geben. Bei Überschreitung bestimmter Grenzwerte wäre dann für die betroffenen Teilbereiche eine detaillierte Untersuchung erforderlich. Dieser Fall trifft laut Ingenieur Müller auf Longuich-Kirsch zu. Über die tatsächliche Belastung bestimmter Ortsbereiche könne dort letztlich nur eine Detailuntersuchung Aufschluss geben. Auch verwarf der Experte - wie schon in Schweich - einen möglichen Anspruch auf Lärmsanierung, der sich aus einer fehlerhaften Verkehrsprognose in den ehemaligen Baugenehmigungen für die A 1/A 602 ergeben könnte. Müller: "Für eine fehlerhafte Prognose hätte die Entwicklung vorhersehbar sein müssen. Der Verkehr ist aber in den 90er-Jahren aus den Fugen geraten - insbesondere der Anstieg des Schwerlastverkehrs war bei den Genehmigungsverfahren in den 60er-Jahren so nicht prognostizierbar." Detaillierte Studie soll nun folgen

Das Fazit des Experten: Die Lärmbelästigung durch die Autobahnbauten ist für Longuich-Kirsch deutlich spürbar und liegt an der Belastungsgrenze. Die Kriterien für eine Lärmsanierung sind aber aus dem Ergebnis des allgemeinen Gutachtens derzeit nicht erfüllt. Sie müssten nun in detaillierten Schritten untersucht werden. Der Mitglieder des Ortsgemeinderats nahmen das Ergebnis gefasster auf als Tage zuvor ihre Kolleginnen und Kollegen vom Stadtrat Schweich. Nach Bekanntwerden der Werte für Schweich hatte man sich in Longuich offenbar keinen Illusionen mehr hingegeben. Auf Vorschlag der Ortsbürgermeisterin wurde beschlossen, zunächst bei Ingenieurbüro Boxleitner einen Kostenvoranschlag für eine Detailstudie einzuholen. Ingenieur Müller schätzte die Kosten für ein gezieltes Lärmgutachten, das alle für Longuich-Kirsch spezifischen Aspekte einschließt, auf etwa 5000 bis 6000 Euro.

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