Etikett vor Etikette

BERNKASTEL-WEHLEN. "Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten." Als der Auktionator Eberhard von Kunow diesen Satz zum letzten Mal sprach, wechselten 18 Flaschen 2003er Ürziger Würzgarten Riesling Trockenbeerenauslese für 928,57 Euro den Besitzer. Pro 0,375 Liter Flasche versteht sich. 9,05 Euro kostete dagegen der preisgünstigste Wein in einer 0,75 Liter Flasche.

 Ohne sie geht bei der Weinversteigerung gar nichts. Die Weinausschenker sorgen dafür, dass die rund 160 Gäste rechtzeitig ihren Wein be kommen. Foto: Gernot Ludwig

Ohne sie geht bei der Weinversteigerung gar nichts. Die Weinausschenker sorgen dafür, dass die rund 160 Gäste rechtzeitig ihren Wein be kommen. Foto: Gernot Ludwig

Wohl kaum ein anderes Ereignis an der Mosel lockt einmal im Jahr so viel internationales Publikum in die Region wie die Weinversteigerung des Bernkasteler Rings. Die Gäste kamen beispielsweise aus Italien, England, Amerika und Japan. Die Veranstaltung fand erstmals im Kloster Machern statt. "Das Ambiente im Barocksaal ist festlicher als in der Mosellandhalle und damit den Produkten angemessen", sagte Ring-Berater Ralph Dejas. Neu war auch, dass die Präsentation mit der Verkostung einen Tag vorher stattfand und nicht mehr am Tag der Versteigerung. "Damit soll die Veranstaltung aufgewertet und zum Event ausgebaut werden", erklärte Dejas. So gab es im Rahmenprogramm zum Beispiel eine Weinbergsexkursion und ein "Weinmakers-Dinner". Die geschätzten 150 bis 170 Gäste waren vor allem Kunden der Weingüter aus dem Bernkasteler Ring sowie Kunden der fünf Kommissionäre. Nur sie dürfen im Auftrag von verschiedenen Weinliebhabern bei der Versteigerung bieten. Wer also einen der 41 Rieslinge für seinen Weinkeller ergattern will, muss sich für 30 Euro eine Karte kaufen und darf dafür bei der Präsentation alle Weine probieren. Die, die in Frage kommen, notiert er auf einem Auftragszettel, den ein Kommissionär bekommt. Auf dem Zettel muss die Adresse stehen und das jeweilige Höchstgebot, zu dem man kaufen möchte. Drei Weine in der Versteigerung konnten vorher allerdings nicht probiert werden, weil es von ihnen nur noch wenige Flaschen gibt. Es waren Rieslinge der Jahre 1975, '69 und '83. Sie kamen für rund 55 beziehungsweise rund 240 Euro pro Flasche unter den Hammer. Bevor der Auktionator die Versteigerung für einen Wein eröffnet, dürfen alle Anwesenden probieren. Dann ist jeweils der Moment für das Ausschankteam von Stefan Prüm gekommen. Sechs Ausschenker müssen rund 160 Gäste in eineinhalb bis zwei Minuten einen Schluck Wein einschenken und zwar ein Zentiliter, das ist die Hälfte eines Schnapsglases. Ausschenker haben Menge im Gefühl

"Die Menge hat jeder von uns im Gefühl", sagt Prüm. "Anfangs kann es sein, dass noch etwas zu viel eingeschenkt wird, aber das pendelt sich schnell ein." Jede Flasche wird von einem Mitglied des Rings probiert, um zu verhindern, dass ein Wein nach Kork schmeckt. Alle Ausschenker sind standesgemäß gekleidet. Aber auf die Etikette, dass etwa immer von rechts eingeschenkt wird, kommt es nicht so an. "Es geht in erster Linie darum, möglichst viele möglichst schnell zu bedienen."

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