Fronten bleiben verhärtet

BONERATH. Die Fronten zwischen dem Gemeinderat und der zurückgetretenen Ortsbürgermeisterin Gudrun Koltes bleiben verhärtet, aber die fast zweistündige Diskussion verlief weitgehend in sachlichen Bahnen: 80 Bonerather waren am Freitagabend zur "Vergangenheitsbewältigung " in die Gemeindehalle gekommen.

80 Bonerather Bürger, das sind fast die Hälfte der Wahlberechtigten des Orts, pilgerten am Freitagabend zur Gemeindehalle, um in einer Bürgerversammlung hauptsächlich zwei Dinge zu erfahren: Warum kam es zwischen Ex-Ortsbürgermeisterin Gudrun Koltes und den sechs Herren des Gemeinderats zum Zerwürfnis, und wie soll es nach dem Rücktritt in ihrem Ort weitergehen? Als "Antwort" auf die von Koltes nach Meinung des Rats unrechtmäßig einberufenen Bürgerversammlung am 21. April gab nun das Gremium seinerseits eine Stellungnahme zu den Vorgängen ab. Wie Beigeordneter Alfons Marx betonte, habe kein Ratsmitglied den Rücktritt gewollt. Man habe Frau Koltes zu einer Aussprache gebeten, um mit ihr über den "mangelnden Informationsfluss" zu sprechen, aber dazu sei es nicht gekommen. Nach zehn Minuten sei sie aufgestanden und gegangen. Von einem Gemeindeoberhaupt müsse verlangt werden können, dass es sich der Kritik stelle, sagte Marx. Die von Koltes geäußerten Vorwürfe ("Sticheleien", "Druck", "mangelnde Akzeptanz") seien nicht nachvollziehbar und polemisch. Ohne ausreichenden Informationsfluss sei der Rat nicht im Stande gewesen, nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden, bemerkte der Beigeordnete. An Beispielen für die "Alleingänge" der früheren Orts-Chefin nannte der Rat den geplanten Ausbau des Verbindungswegs zwischen Morscheid und Bonerath und Entscheidungen im Zusammenhang mit der Deutschland-Rallye auf Bonerather Gemarkung. Das Fass zum Überlaufen brachte offenbar die schmale öffentliche Straße nach Morscheid. Diese ist dringend renovierungsbedürftig; die beteiligten Gemeinden können das Projekt aber nur mit Zuschüssen des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) realisieren, wobei aber streng genommen die Straße nach dem Ausbau nur noch vom landwirtschaftlichen Verkehr und nicht mehr von der Allgemeinheit genutzt werden kann. Die Realität sieht meist anders aus, und das Befahren wird nach dem Motto "Wo kein Kläger, da kein Richter" stillschweigend geduldet. Gudrun Koltes wies in der Bürgerversammlung die Kritik des Rats, sie habe Infos zurückgehalten und damit dazu beigetragen, dass ein "falscher Beschluss" gefasst worden sei, vehement zurück und drehte den Spieß um: "Ich habe auch wenig erfahren, Alfons Marx ist immer noch Beigeordneter von Rudi Scherf." (Anmerkung der Redaktion: Scherf ist der Vorgänger von Gudrun Koltes, der ebenfalls zurücktrat.) Zum Vorwurf, sie habe als Privatperson und nicht mehr als Ortsbürgermeisterin mit dem amtlichen Briefkopf der Gemeinde zur Bürgerversammlung eingeladen, sagte Koltes, sie habe dies nicht besser gewusst. Warum denn der Gemeinderat nicht zu dieser Versammlung gekommen sei, wollte ein Bürger wissen. "Ich sehe nicht ein, mich auf den Bürgersteig zu stellen, und zu diskutieren", rechtfertigte sich Alfons Marx. "Alle wollten das beste für die Gemeinde", schlug eine Bürgerin versöhnliche Töne an, und auch Diskussionsleiter Bürgermeister Bernhard Busch versuchte, die Wogen zu glätten: "Eine Urwahl kann zu Spannungen führen. Ich kam mir als Bürgermeister auch am Anfang im Rat wie ein Fremdkörper vor." Nun müsse aber in die Zukunft geschaut werden, sagte Busch, und weiter: "Ich wäre dankbar, wenn jemand kandidiert."

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