Gemeinschaftssinn und eine ruhige Hand

KONZ-KARTHAUS. (jp) Die Schützengilde St. Sebastianus 1781 Konz-Karthaus hatte mehrere Gründe für ein großes Fest. 50 Jahre sind seit ihrer Wiedergründung in der Nachkriegszeit vergangen. Rechtzeitig zur Feier ist ihr hauptsächlich in Eigenleistung errichtetes Vereinsheim mit Schießanlage ein Schmuckstück geworden.

Sebastian‚ der Schutzpatron zahlreicher Bistümer, Pfarreien, Kirchen und Gemeinden, zählt zu den volkstümlichen Heiligen des Mittelalters. Legenden zufolge gewährte der ehemalige Offizier der Garde Kaiser Diokletians (284-305 n. Chr.) in vielen Fällen verfolgten Christen Hilfe und Unterschlupf. Seine nach offenem Widerstand gegen den Kaiser angeordnete Hinrichtung überlebte Sebastian wie durch ein Wunder schwer verletzt und wurde erst später nach erneuten Widerständen gegen die Willkür der Christenverfolgung ermordet. Auch die Tradition der Schützengilden hat ihre Wurzeln im Mittelalter. Solche Bruderschaften waren Einrichtungen, in denen alle Bürger ohne Ansehen des Standes, des Berufes oder Geschlechtes Aufnahme fanden. Zweck solcher Bruderschaften war es, den Gemeinschaftssinn und die Pflege von katholisch-kirchlichen Bräuchen zu fördern. Genau hier setzen viele Kritiker an. Schützen und Kirche? Ballern und Gemeinschaftssinn? Die Mitglieder der Schützengilde Konz-Karthaus sind sich dieser und anderer Vorurteile und Fehleinschätzungen bewusst, lassen sich davon jedoch offensichtlich nicht beirren. Gemeinschaftssinn und sportlicher Vergleich - das waren die zentralen Themen der gut besuchten Wiedergründungsfeier im neuen Vereinsheim. "Wir können stolz sein auf diese Anlage", betonte der Vorsitzende Werner Zingerling. "Bis zur letzten Minute haben wir angepackt, Zuschüsse gab es keine." Das Schützenhaus am Waldrand nahe bei Konz gliedert sich in ein Vereinsheim und eine überdachte Schießanlage. Diese besteht aus einem Langwaffenschießstand für Groß- und Kleinkaliberlangwaffen. Dieser ist zugelassen für Schusswaffen bis 7500 Joule. Hier stehen dem Verein vier Schießbahnen mit Scheibenzubringereinrichtungen zur Verfügung. Dazu kommt ein Luftdruckwaffenschießstand für Luftdruck-, Lang- und Kurzwaffen. Außerdem gibt es einen Kurzwaffenschießstand für Klein- und Großkaliberfaustfeuerwaffen. Schützen sind Traditionalisten, was man den Mitgliedern ansieht. Viele sind bereits seit Jahrzehnten dabei. Urgesteine wie Walter Steffen, er gehörte zu den Wiedergründungs-Mitgliedern, haben neben ihren Aktivitäten für die Schützengilde Konz auch andere Schützenvereinigungen der Region in ihrer Gründung unterstützt. Willy Werner kritisierte gesellschaftliche Strömungen und Darstellungsweisen, die aus einem Sportschützen einen schießwütigen potenziellen Gewalttäter machten. "Der Sportschütze zielt und schießt auf Scheiben, es geht ihm ausschließlich um die Gemeinschaft und um den sportlichen Vergleich." Auch der Schirmherr der Wiedergründungsfeier, Landrat Richard Groß, hob das Schützenwesen als wichtiges Element des Vereinswesens hervor.

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