Gott im Kinderzimmer

Im Pfarrheim "St. Laurentius" haben sich Menschen unterschiedlichster Glaubensgemeinschaften getroffen, um sich über die Wertevermittlung bei der Kindererziehung auszutauschen.

 Suad Shaker, Sandra Rouhi, Moderatorin Petra Hauprich-Wenner, Jeanna Bakal und Bärbel Jäger (von links) diskutieren über die Werteerziehung in verschiedenen Religionen. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Suad Shaker, Sandra Rouhi, Moderatorin Petra Hauprich-Wenner, Jeanna Bakal und Bärbel Jäger (von links) diskutieren über die Werteerziehung in verschiedenen Religionen. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Saarburg. (dt) Es war ein wirklich spiritueller Abend im Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde Saarburg. Der Arbeitskreis Integration der Verbandsgemeinde hatte, im Rahmen der "Interkulturellen Wochen", vier Mütter unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften eingeladen. Es ging um die Frage, welche Werte Menschen verschiedener Religionen ihren Kindern vermitteln. Anschließend wurde in vier Arbeitskreisen eine intensive, sehr private Diskussion über die verschiedenen Erziehungsstile geführt.

Den Anfang machte Sandra Rouhi von der Religionsgemeinschaft der Baha'i. Deren Lehre, die sich im 19. Jahrhundert von Persien aus verbreitete, fußt auf dem Glauben an einen Gott, die Einheit der Religionen und der Menschheit. Die circa acht Millionen Bahai weltweit fühlen sich einer humanitären Vision des sozialen Fortschritts verpflichtet. Rouhi, die mit einem evangelischen Christen verheiratet ist, erzieht ihre Kinder daher zu Toleranz - auch gegenüber Andersgläubigen - und versucht neben intellektuellem Wissen auch Herzensbildung zu vermitteln.

Jeanna Bakal stammt aus der ehemaligen Sowjetunion, wo sie und ihre Großfamilie ihren jüdischen Glauben nicht offen leben konnten. Sie ist daher froh, dass in Deutschland ein Klima der Toleranz herrscht und jedwede Religion akzeptiert wird. Ihren Kindern möchte sie, basierend auf dem Gebot der Nächstenliebe, Toleranz und Achtung vor der Familie beibringen. Das sie und ihre Familie nicht immer streng nach der "Thora", den Grundsätzen jüdischen Glaubens, leben können, bedauert Bakal. Das liege daran, "dass wir in der Diaspora und nicht in unserem Heiligen Land Israel leben". Deshalb schärft sie ihren Kindern sehr pragmatisch ein: "Schau, was du im Leben brauchen kannst."

Dritte im Bunde war Bärbel Jäger, eine Katholikin, deren Kinder erwachsen sind und die sich nun der Familien- und Jugendarbeit widmet. Die Basis ihrer Erziehung bilden die "Zehn Gebote" Gottes, "das ist die Richtschnur, mit der man ein erfülltes und erfolgreiches Leben gestalten kann". Das Wichtigste und Größte jedoch sei die Nächstenliebe. Daraus resultiere eine Verantwortung für die Welt und besonders die Umwelt, die es zu schützen gelte.

Den Abschluss machte Suad Shaker, eine Muslima, die schon lange in Deutschland lebt und ihren Glauben intensiv praktiziert. Bei der Erziehung lege sie großen Wert auf "Charakter, Ehrlichkeit und Fleiß". Wem das typisch deutsch erscheint, wurde eines Besseren belehrt. Dies seien Eigenschaften, die auch im Islam im Vordergrund stehen. Auch Bildung und die Erziehung nach den Regeln des Korans seien essentiell. Sie fand "toll, dass in Deutschland alle Religionen miteinander umgehen und voneinander lernen können".

Mitveranstalter Thomas Zuche vom Caritasverband fasste zusammen: "Wir sehen heute doch sehr deutlich, dass die Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen überwiegen; Toleranz, Nächstenliebe und Bildung nehmen überall einen hohen Stellenwert ein." Die allen Erziehungsmethoden eigene, wichtige Vorbildfunktion der Eltern strich Sandra Rouhi heraus: "Es ist zwecklos, unsere Kinder zu erziehen, sie machen uns doch alles nach."

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