Helena im Rampenlicht

SAARBURG-BEURIG. Im Rahmen des Konstantinjahrs, das erwartungsgemäß den römischen Kaiser ins Blickfeld des Interesses zu rücken sucht, lohnt auch immer der kulturwissenschaftliche Seitenblick: Franz Ronig, Professor für Kunstgeschichte an den Universitäten Trier und Saarbrücken, referierte im Pfarrsaal St. Marien in einem Streifzug durch die deutsche Kunstgeschichte über die Darstellungen Helenas im Trierer Dom.

 Kenner des Trierer Doms: Franz Ronig, Prälat und Professor für Kunstgeschichte, referiert in Saarburg-Beurig über die Darstellungen der Heiligen Helena im Trierer Dom. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Kenner des Trierer Doms: Franz Ronig, Prälat und Professor für Kunstgeschichte, referiert in Saarburg-Beurig über die Darstellungen der Heiligen Helena im Trierer Dom. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Als Kunsthistoriker, Kustos des Domschatzes, Prälat und vormals Mitglied des Domkapitels fand das Dekanat Konz-Saarburg in Professor Franz Ronig nicht nur einen herausragenden Kenner des christlichen Glaubens, sondern auch der vielfältigen künstlerischen Darstellungsformen desselben. Der 79-jährige Rheinländer, der sich schon seit Jahren mit der Kunstgeschichte des Trierer Doms beschäftigt, referierte vor rund 70 Besuchern über die Darstellungen Helenas, der Mutter Konstantins, im Trierer Dom. "Helena verdient Verehrung"

"Viele Kirchen rühmen sich ja, von der Heiligen Helena gegründet zu sein, doch praktisch nirgendwo ist es so sicher dokumentiert wie in Trier", erklärte Ronig. Helena kam im Jahr 306 nach Trier, stieg aus armen Verhältnissen durch ihre Ehe mit dem jungen Offizier Constantius Chlorus schnell in der gesellschaftlichen Hierarchie auf. "Aber entgegen der weit verbreiteten Legende, Helena habe Konstantin zum Christentum bekehrt, war es offenbar umgekehrt", sagte Ronig. Aus politischen Gründen von ihrem Ehemann verstoßen, holte sie ihr Sohn, der nach dem Tod des Vaters von dessen Heer zum neuen Kaiser ausgerufen worden war, nach Trier. "Später dann hat sie sich auf ihre gesellschaftliche Herkunft besonnen und in den Kleidern der Dienerinnen den Armen und Kranken geholfen. Sie verdient unsere Verehrung", sagte Ronig weiter. Heiliges Kreuz, heilige Nägel...

In fortgeschrittenem Alter reiste sie ins Heilige Land und "stieß bei Ausgrabungen auf Reliquien des Heiligen Kreuzes" - deswegen wird die Heilige mit den Attributen des Kreuzes und den Heiligen Nägeln dargestellt. Und so findet die Heilige auch im Trierer Dom zahlreiche Darstellungen. Die im Domschatz befindliche "Trinkschale der Heiligen Helena" hat sich zwar als jünger erwiesen, wird aber dennoch mit Helena in Verbindung gebracht und verehrt. Ähnlich die Savignykapelle im Domkreuzgang, deren Antwerpener Holzaltar aus dem 15. Jahrhundert ebenfalls das Bild der Heiligen Helena trägt. Auch im barocken Allerheiligenaltar von 1623 nimmt sie eine hervorgehobene Stellung ein. Und auch die beiden Aufgänge zum Hochaltar werden von zwei Skulpturen geziert: Der Schweizer Bildhauer Johann Wolfgang Fröhlicher schuf zur Linken eine barocke Skulptur der Heiligen Helena, die kritisch auf die andere Seite des Chors blickt, auf der Konstantin dargestellt ist. Auch ein dazugehöriger Altar zeigt das Bild der Heiligen. "Allerdings wurde der Kopf irgendwann ausgeschnitten und entwendet", erzählte Ronig augenzwinkernd, "wer ihn irgendwo sieht: Bitte geben Sie mir sofort Bescheid!"Kopfreliquie eine Stunde lang gehalten

Neben einem "Heiligen Nagel" gilt Helenas Kopf als herausragendste Reliquie im Trierer Dom. "Der Schädel wird in einem Büstenreliquiar in der Krypta aufbewahrt und jedes Jahr am 18. August präsentiert", erläuterte der Kunsthistoriker. Aber gelegentlich mache er auch Ausnahmen: "Einmal kam eine griechische Touristengruppe, die den Kopf unbedingt sehen wollte. Ich hielt den Schädel vorsichtig in den Händen, bis jeder die Reliquie entsprechend verehrt hatte. Das dauerte dann länger als eine ganze Stunde."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort