"Ich bin gerne Priester"

WILTINGEN. Er hat Kindern von Gott erzählt, ihnen später die Jugendsünden im Beichtstuhl verziehen und dann noch deren Nachwuchs getauft. Fast ein Vierteljahrhundert lang stand Pfarrer Peter Tillmann am Altar in den Kirchen von Wiltingen, Kanzem und Wawern.

"Gehet hin in Frieden" - zum letzen Mal hat der 75-jährige am Wiltinger Saarbogen seine Gemeinde verabschiedet. Vor über 350 Gläubigen in der Pfarrkirche St. Martin zollte Standeskollege Peter Klauer dem Senior Respekt: "Du hast diese Pfarrei mit deiner Seele, Güte und deinem Leben geprägt." Als "uneitel, manchmal direkt in der Sache, aber nicht unversöhnlich", beschreibt Doris Weirich vom Kanzemer Pfarrgemeinderat den Fachmann für Taufe, Eheschließung und Krankensalbung.Keine Bierdosen über Christis Haupt

Tillmann kam 1980 an die Saar, zuvor war er Priester im Hunsrück. "Der Bischof hatte mir das Angebot unterbreitet. Ich nahm an, ohne Wiltingen zu kennen." Ein Glücksgriff? Der Neue half maßgeblich, den von der Schließung bedrohten Kindergarten zu erhalten. Den Dachdeckern, die die Kirche erneuerten, stieg der Pfarrer frühmorgens hinterher. "Bierdosen und Risse in den Schieferplatten", so der Pfarrer, "hatten über Christis Haupt nichts zu suchen." "Es gibt hier im Dorf zwei Aussagen über mich: Schade, dass er geht. Und: Gottseidank - er ist endlich weg", erklärte der Pastor beim Abschiedsfest in der Kirche. "Unser Pfarrer hat seinen Humor", erklärt einer der Zuschauer. Geboren ist der streitbare Kirchenmann im Dezember 1929 in der Eifel, in Glaad, heute ein Ortsteil von Jünkerath. Arme Leute seien sie alle dort gewesen. Spielzeug wurde selbst geschnitzt, ebenso Wanderstäbe. Ein frommer Ort. "Ich hatte schon als Kind das Gefühl, in Gott geborgen zu sein", betont Tillmann. Angesichts des Raummangels der Nachkriegszeit landet der Schüler im Priesterseminar in Prüm. An den Kirchenjob denkt er nicht, Tillmann will zur Atomphysik. "Damals wussten wir ja nicht, wie gefährlich die Strahlung ist." Die täglichen Gebete und das geistliche Umfeld inspirieren den jungen Mann. "Plötzlich war der Gedanke da, Pfarrer zu werden. Ich wusste nicht, was da auf mich zukam, aber ich habe es schließlich gemacht." In Trier wird Tillmann mit 24 Jahren zum Priester geweiht.Belastungen nie als solche empfunden

Die Belastungen, die solch ein Beruf mit sich bringt, empfindet er nicht als solche. "Ich bin gerne Priester." Selbst wenn er einer Familie einen Todesfall überbringen musste. "Mehr als die Hand des leidenden Menschen halten können Sie nicht. Aber das ist für mich Hilfe", so Tillmann. Der "Pfarrer in Ruhe" lebt in Trier am Irminenfreihof. Im Festgottesdienst hat ihm ein Kind des Kindergartens eine "gute Reise nach Rom" gewünscht. Die Stadt ist Tillmanns zweite Heimat. Wiltingen, Wawern und Kanzem müssen ohne ihn auskommen. "Es ist selbstverständlich, dem Nachfolger im Pfarrhaus keine Steine in den Weg zu legen. Die Pfarrei muss sich vom alten Pfarrer lösen. Ihr Pfarrer ist jetzt der andere. Der Neue."

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