In den Straß(ss)en von Schöndorf

SCHÖNDORF. Richtig fein sehen sie aus, die frisch überarbeiteten Schöndorfer Straßenschilder. Und im Dunkeln leuchten sie auch, wenn sie angestrahlt werden. Wenn da nur dieser kleine Fehler nicht wäre…

Im vergangenen Jahr hatte der Schöndorfer Gemeinderat beschlossen, das Problem mit den örtlichen Straßenschildern anzugehen. Die alten grau-weißen Blechtafeln waren arg in die Jahre gekommen, verwittert und kaum noch lesbar. Ersatz musste also her. Laut Josef Hartmann von der Verbandsgemeindeverwaltung Ruwer wird bei der Anschaffung neuer Straßenschilder normalerweise wie folgt verfahren: Die Ortsgemeinde beschließt den Neukauf und stellt aus ihrem Haushalt auch das entsprechende Geld zur Verfügung. Aufgabe der Verbandsgemeindeverwaltung ist es dann, den Auftrag an eine private Fachfirma zu vergeben.Selbst gemacht statt Auftragsarbeit

Doch diesen Weg schlugen die Schöndorfer angesichts ihrer chronisch leeren Haushaltskasse nicht ein. Sie entschieden sich stattdessen für eine preisgünstigere Alternative: Die Schilder sollten in Eigenregie wieder auf Hochglanz gebracht werden. Den Ausschlag zu dieser Entscheidung gab die Tatsache, dass sich in den Reihen der Schöndorfer ein Mitbürger befindet, der sich aufs Schildermachen versteht. So ging der Schöndorfer an die Arbeit. Mit nur geringem Materialaufwand gelang es ihm, die Schilder nach und nach wieder auf Hochglanz zu bringen. Und noch ehe im Dezember 2003 die Weihnachtsbäume im Lichterglanz erstrahlten, prangten an allen Schöndorfer Straßen die frisch aufbereiteten Namenstafeln. Alle waren froh in Schöndorf, die Monate zogen ins Land und das Leben im Dorf nahm seinen gewohnten Lauf. Doch wie es der Teufel will, wanderte eines Tages ein Besucher aus Trier durch den Ort. Auch ihm gefielen zunächst die neuen Schilder mit weißer Schrift auf blauem Grund. Aber plötzlich fing der pedantische Städter an zu mäkeln. Auf den Schildern werde "Straße" stets mit einem doppelten "s" statt mit "ß" geschrieben - und dies sei auch nach neuer deutscher Rechtschreibung schlicht falsch, maulte der Besucher. Der Mann hatte leider Recht, auch wenn sich seit Monaten niemand in Schöndorf über die falsche Schreibweise beschwert hatte. Matthias Wick, seit der Kommunalwahl 2004 neuer Ortsbürgermeister, hat nun ein Problem. "Ich werde mich gleich damit befassen. Vielleicht lässt sich der Fehler ja noch korrigieren", so Wick gestern auf Anfrage. Notfalls aber müssten die Schilder zunächst so hängen bleiben. Auf Nachfrage fügt Wick noch hinzu: "Nein, keinem im Ort ist das bisher aufgefallen. Aber nun wissen wir es ja - danke für den Tipp." Und was sagt die Fachwelt? Ein Mitarbeiter der Trierer Schilderfirma Clemens: "Wir schreiben Straße natürlich immer mit ,ß‘. Und wenn wir eine Vorlage mit doppeltem ,s‘ erhalten, fragen wir beim Kunden an, ob er dies ausdrücklich so wünscht." Von einem solchen Wunsch ist in Schöndorf jedenfalls nichts bekannt. Eher ist anzunehmen, dass der "Macher" und seine Helfer die Rechtschreibreform zu weit ausgelegt hatten. Morgen: Heimtückische Mukoviszidose - Hilfsaktion für die schwerkranke Danielle aus Trierweiler-Sirzenich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort