Internet nur bei schönem Wetter: Irscher beklagen schlechte Verbindung

Irsch · Anwohner einer Straße in Irsch haben keine oder eine sehr schlechte Verbindung mit dem World Wide Web. Das Glasfaserkabel liegt. Allerdings fehlt der Anschluss daran.

 Der eine hat's, der andere nicht: Klaus Görgen (links) ist von der Internet-Welt ausgeschlossen. Josef Gries wurde angeschlossen, nachdem er Inexio intensiv genervt hat. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Der eine hat's, der andere nicht: Klaus Görgen (links) ist von der Internet-Welt ausgeschlossen. Josef Gries wurde angeschlossen, nachdem er Inexio intensiv genervt hat. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Seit gut fünf Wochen hat Klaus Görgen in der Straße Am Scharfenberg am Irscher Dorfrand weder Internet noch Telefon. Die Leitung ist tot. Der einstige Telekomkunde, der in der Hoffnung auf schnelles Internet zu Inexio gewechselt ist, schimpft: "Angela Merkel sagt, Deutschland solle nicht abgehängt werden. Aber ich fühle mich ganz schön abgehängt." Zwei Häuser weiter klagt Klaus Eberharter: "Das Internet funktioniert bei schönem Wetter. Im Telefon knarzt und knistert es." Über solche Erfahrung klagen fast alle Anlieger dieser Straße.

Die technischen Hintergründe: Seit November vergangenen Jahres stehen zwei Verteilerkästen an der Abzweigung ganz in der Nähe: einer von der Telekom und einer von der Firma Inexio, die für den aktuellen Breitbandausbau im Ort verantwortlich ist. "Warum werden wir nicht an die neuen Glasfaserkabel von Inexio angeschlossen?", fragt Klaus Görgen.

Mehrfach hat er bei der Inexio-Hotline angerufen und gesagt: "Ich möchte wiederholt eine Störung melden, einen Totalausfall von Telefon und Internet." Ein Techniker wurde konsultiert. Der Inexio-Mann meldete sich schließlich mit der Nachricht: "Die Kollegin hat bei der Telekom erneut eine Leitung angefragt, bislang ist das abgelehnt worden." Die Telekom-Leitung zwischen Verteilerkasten und Kunden funktioniere nicht ordnungsgemäß.

"Aber abgebucht wird pünktlich", empört sich Görgen. Mindestens 25 Megabit Übertragungsrate pro Sekunde stünden ihm vertraglich zu. Nur nach nachdrücklicher Beschwerde habe Inexio ihm eine Gutschrift versprochen und zugesagt, ihn weiter auf dem Laufenden zu halten.

Der TV hat ebenfalls die Telekom angefragt. Sprecherin Sonja Kühn sieht die Verantwortung nicht bei ihrer Firma. Sie sagt: "Das muss über Inexio geregelt werden."

Dass es trotzdem geht, wenn man nur hartnäckig genug ist, hat Anlieger Josef Gries bewiesen: "Ich habe die Inexio-Chefs persönlich angerufen und so lange genervt, bis es geklappt hat mit dem Anschluss." Damit ist er aber einer von ganz wenigen Anliegern Am Scharfenberg, die sich über schnelles Internet und ein funktionierendes Telefon freuen können.

Klaus Görgen hat eine Vermutung, womit das Problem auch zu tun haben könnte. Die Telekomleitungen verlaufen auf den letzten Metern oberirdisch über Telefonmasten. An deren Spitze sind kleine graue Verteilerkästen montiert. Görgen: "Wir vermuten, dass dort bei Regen Feuchtigkeit eindringt und alles lahmlegt." Ein Mast sei unten sogar schon mal durchgefault und habe nur noch gestanden, weil ihn die Abspannleitungen kreuzförmig stabilisiert hätten.
Den Kontakt zur Außenwelt muss Görgen mit seinem Smartphone halten. Trotzdem werden 45 Euro im Monat für Internet und Telefon von seinem Konto abgebucht, ohne Gegenleistung.

Klaus Eberharter ist froh, dass er die Kunden seiner Firma nicht von zu Hause aus betreuen muss. Auch er zahlt immer pünktlich, für eine Leitung, die nur sporadisch funktioniert. "Wir sind im Gespräch mit Inexio", sagt Ortsbürgermeister Jürgen Haag. Es müssten jedoch noch die genauen Vertragsdetails der Betroffenen geklärt werden. Grundsätzlich habe der Leitungsbesitzer, also die Telekom, die Versorgungspflicht. Haag hat jedoch einen Verdacht: "Es könnte auch System dahinter stecken." Der Ortschef spielt auf die häufig in den Medien bereits beschriebene Kundenerfahrung an, dass die Telekom sich erheblich Zeit damit lasse, Ex-Kunden für Konkurrenzunternehmen freizuschalten.

Extra: Unterstützung durch die Bundesnetzagentur

Die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen unterstützt Menschen bei Problemen beim Anbieterwechsel im Telekommunikationsbereich. Sie verspricht auf ihrer Homepage ( www.bundesnetzagentur.de ), auf die Unternehmen zuzugehen, um "einen zügigen und erfolgreichen Abschluss des Anbieterwechsels zu erreichen". Dafür müssen die Betroffenen zuvor ein Beschwerdeformular ausfüllen und weitere Unterlagen zusenden.

Die Bundesnetzagentur ist eine deutsche Behörde, deren Aufgabe es ist, den Wettbewerb in den Netzmärkten aufrechtzuerhalten und zu fördern. Auf der Internetseite der Agentur heißt es: "Auch nach der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes wird das ehemalige Monopolunternehmen, die Deutsche Telekom AG, noch lange Zeit ihre dominierenden Marktstellungen halten können. Deshalb muss es die zentrale Aufgabe der staatlichen Regulierung sein, diese Marktmachtstellung des dominanten Anbieters zu kontrollieren und den neuen Wettbewerbern zur notwendigen Chancengleichheit zu verhelfen."

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