Investitionen in die Menschen

ZEMMER. Die Zahl der Menschen, die psychischer Behandlung bedürfen, steigt. Auf dem Schönfelderhof wird für dieses Klientel gesorgt - auf eine Art, die der menschlichen Würde entspricht.

 Bagger marsch! Die Abriss-Arbeiten sind in vollem Gang.Foto: Clemens Beckmann

Bagger marsch! Die Abriss-Arbeiten sind in vollem Gang.Foto: Clemens Beckmann

"Diealte Psychiatrie hat ausgedient." Die Worte von Fred Olk habendoppelte Bedeutung. Zum einen weiche auf dem Gelände desSchönfelderhofes ein marodes Gebäude aus den 60er Jahren einemmodernen Dienstleistungs- und Betreuungszentrum. Zum anderenwerde die Betreuung psychisch beeinträchtigter Menschenweitgehend anerkannt und sei aus der gesellschaftlichen Grauzoneverschwunden. "Wir sind eine offene Einrichtung", betont derkaufmännische Direktor des Schönfelderhofes. Das neue Gebäude, das im Juni kommenden Jahres fertig gestellt sein soll, wird nach Olks Worten dabei helfen, "eine institutsorientierte Betreuung durch eine personenorientierte Betreuung zu ersetzen".

Bis zu 100 Behinderte wohnten zeitweise in dem dreistöckigen Gebäude, das sich an die Kapelle anschließt und derzeit abgerissen wird. In dem zweigeschossigen Neubau werden in Zukunft die Bereiche Ergotherapie und Berufliche Bildung untergebracht. Dazu kommen Arbeitsplätze für die Menschen, Räume für ihre Betreuer und einige Appartements. Ergotherapie und Berufliche Bildung fristeten bisher zumindest räumlich ein Schattendasein - in ehemaligen Stallungen beziehungsweise in Kellerräumen.

Ein Mehrbedarf an Wohnraum besteht derzeit auf dem Schönfelderhof nicht, obwohl die Zahl der betreuten Menschen von ehemals 150 auf mehr als 300 gestiegen ist. Viele von ihnen leben aber außerhalb - in Wohngruppen oder allein: in Speicher, Bitburg, Prüm, Daun, Hermeskeil, Schweich und Trier.

2,3 Millionen Euro werden in den Neubau investiert. Die Barmherzigen Brüder Trier, Träger der Einrichtung, finanzieren die Mittel zum größten Teil über zinsgünstige Kredite ihrer Hausbank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie eventuell über einen Zinszuschuss der "Aktion Mensch" (früher "Aktion Sorgenkind"). Zuschüsse, zum Beispiel von Land oder Bund, gibt es nicht. "Das Land steht aber hinter unserer Arbeit", berichtet Fred Olk.

Die Angebote werden gebündelt

Olk verspricht sich von der Bündelung der Angebote die viel zitierten Synergie-Effekte und dadurch eine Kostenreduzierung. Er sei auch kein Freund von "Schachteldenken".

Bruder Linus, der geistliche Leiter (Hausoberer), ist ebenfalls von dem Angebot überzeugt. "Die Barmherzigen Brüder haben sich schon immer um psychisch beeinträchtigte Menschen gekümmert", sagt er. Damit einher gehe eine qualifizierte Ausbildung der Mitarbeiter. Bruder Linus: "Alles andere ist kurzfristig gedacht."

Der Schönfelderhof beschäftigt 170 Frauen und Männer, davon 110 Vollzeitkräfte. Für die reine Betreuung der Behinderten stehen 50 Fachkräfte zur Verfügung. Der Schönfelderhof bildet zudem sowohl im pädagogischen als auch im handwerklichen Bereich aus.

Dass dies alles nicht selbstverständlich ist, erläutert Peter Mossem, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. "1983 standen wir vor der Frage, wie es weiter geht", erzählt er.

Die Folge waren ein umfassendes Konzept und bauliche Erweiterungen, die 1985 im Wohndorf jetziger Prägung gipfelten. Im Besitz der Barmherzigen Brüder ist das Gelände, auf dem immer Landwirtschaft betrieben wurde, bereits seit 1921.

Vieles habe sich in den vergangenen Jahren zum Guten entwickelt, berichtet Fred Olk - auch die Kostenseite: "Unsere Pflegesätze sind im Landesvergleich sehr günstig."

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