Jäten, mähen, abflammen oder lieber spritzen?

Saarburg · Die meisten Kommunen in der Verbandsgemeinde Saarburg setzen bei der Bekämpfung von Unkraut auf Jäten, Mähen und Abflammen. Unter den Orten, die an einer TV-Umfrage teilgenommen haben, setzen nur noch Palzem und Serrig auf Breitbandherbizide des US-Unternehmens Monsanto.

Jäten, mähen, abflammen oder lieber spritzen?
Foto: Axel Munsteiner (ax) ("TV-Upload Munsteiner"

Saarburg. Blühende Wiesen sind für Bienen der perfekte Lebensraum. Sie finden in den Blüten Nektar und produzieren Honig. Aber vor wenigen Wochen sah ein Imker in Ayl, wenige Meter von seinem Bienenstand entfernt, nur noch braunes Gras auf einem privaten Grundstück. Der Mann denkt, dass es nicht verdorrt ist wegen der anhaltenden Trockenheit, sondern "mit dem Herbizid Roundup kaputt gespritzt" wurde. Ein Indiz dafür sei, dass die benachbarten Wiesen trotz Dürre noch grün sind. Der Imker, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist immer noch geschockt. "Unglaublich, dass jemand die Chemiekeule nur wenige Meter von einem Bienenstand einsetzt", sagt er.
Aber wie sieht es in den Kommunen der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg aus? Der TV hat die Ortsbürgermeister in der VG gefragt, wie sie das Unkraut auf ihren Gemeindeflächen bekämpfen. Denn der Einsatz von Round up zur Unkrautbekämpfung wird von Wissenschaftlern zunehmend kritisiert. Sie glauben, dass sich Spuren des Herbizids in der Nahrungskette anreichern und möglicherweise zu Gesundheitsschäden führen (Herbizide sind Mittel zur Bekämpfung von Unkraut, siehe Extra).
Auf die Fragen geantwortet haben 13 Ortsbürgermeister: Die Gemeinden Palzem sowie Serrig setzen Herbizide ein. Sowohl Florian Wagner wie auch Egbert Adam betonen in ihrer Stellungnahme jedoch, dass man künftig in den Kommunen auf den Einsatz von chemischen Mitteln verzichten wolle. Beide Ortslagen setzen aber auch heute schon Freischneider und Mulcher ein, um das Unkraut zu bekämpfen.
Josef Krug, Ortsbürgermeister von Kirf, bedauert, dass in seiner Kommune zur Unkrautbekämpfung keine Herbizide mehr eingesetzt werden dürfen. "Drei bis vier Mal im Jahr ist ein Gemeindearbeiter in den drei Ortsteilen, auf den Spielplätzen und den Friedhöfen mit einem Brenner unterwegs, um Unkräuter abzufackeln. Das ist sehr zeitaufwendig", sagt Krug.
In Freudenburg setzt man auch auf die Unterstützung durch die Bürger. Die Verkehrsinseln werden etwa durch Jäten freigehalten, andere Flächen werden gemäht und gemulcht. "Die Gemeinde setzt aber auch auf Verbote", sagt Bernd Gödert. "So ist der Einsatz von Pestiziden im Neubaugebiet Burgbungert wegen dort vorkommender Fledermauspopulationen untersagt."
In Fisch, Ockfen, Schoden, Trassem,Merzkirchen und Wincheringen sowie der Stadt Saarburg wird Unkraut meist mechanisch oder mit Flammen bekämpft.
Irsch geht einen Sonderweg: "Wo und wie die Gemeindearbeiter tätig werden, wird mit ihnen abgesprochen", sagt Jürgen Haag. "An manchen Stellen bleiben die Pflanzen auch einfach stehen." Ein Weg, den auch das Bundesumweltamt empfiehlt. "Werden Grünflächen mit Schotterrasen und artenreichen Blühstaudenmischungen gestaltet, ist ein Pestizideinsatz von vornherein unnötig. Gleichzeitig bringt diese Gestaltung einen hohen Zierwert", fasst Maria Krautzberger, Präsidentin des Bundesumweltamtes, das Ergebnis einer Tagung zusammen, die sich jüngst mit diesem Thema beschäftigt hat.
Siegfried Büdinger, Ortsbürgermeister von Ayl, wo der Imker die Folgen eines Herbizideinsatzes auf einem Privatgrundstück beobachtet hat, sagt: "Wir setzen neben reichlich Handarbeit einen Gasbrenner zum Abflammen ein." Zum Teil kümmerten sich Firmen oder Anwohner um gemeindeeigene Beete.
Extra

Unter dem MarkennamenRoundup vertreibt das US-Unternehmen Monsanto eine Reihe von Breitbandherbiziden. Wirkstoff ist das für fast alle Pflanzenarten giftige Glyphosat. Diese Phospatverbindung verhindert die Synthese von Aminosäuren, die die Pflanzen für ihre Entwicklung benötigen. Risiken: Über mögliche Risiken für Menschen und Boden streiten die Wissenschaftler. Die US-Behörde EPA stuft die Toxizität für das Herbizid als niedrig ein. Eine Einschätzung, die wohl auch das Bundesinstitut für Risikoforschung teilt, denn es hält eine wissenschaftliche Langzeituntersuchung, die versucht das Gegenteil zu beweisen, für nicht ausreichend belegt. Kritik: Trotzdem dauert die Kritik an dem Breitbandherbizid an. In den USA dürfen glyphosathaltige Pestizide nicht mehr "als sicher, ungiftig, harmlos, risikofrei, biologisch abbaubar, umweltfreundlich, ökologisch vorteilhaft oder praktisch ungiftig" bezeichnet werden. Und auch in Frankreich darf in der Werbung nicht mehr behauptet werden, dass Glyphosat biologisch abbaubar sei. Deutsche Gesetzgebung: In Deutschland dürfen Roundup-Produkte in Mengen ab einem Liter nur von Personen mit Sachkundenachweis angewendet werden. Einzelne Produkte sind für den Haus- und Kleingartenbereich zugelassen, sofern sie nur in Kleinstgebinden abgegeben werden. Nach Paragraf 6 Absatz 2 des Pflanzenschutzgesetzes (PflSchG) dürfen Pflanzenschutzmittel auf Freilandflächen nur angewandt werden, wenn diese landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzt werden. Herbizide dürfen ebenfalls nicht in oder unmittelbar an oberirdischen Gewässern angewandt werden. Die Anwendung auf versiegelten Flächen, zu denen gepflasterte oder asphaltierte Wege und Terrassen zählen, ist nur mit Genehmigung der zuständigen Behörde zulässig. Bei Zuwiderhandlung sind Geldbußen bis zu 50 000 Euro vorgesehen. Quelle: Wikipedia/itz

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