Kalter Wind vorm Gleis

KONZ. Als die Anbindung der Moseluferstraße an die Konzer Innenstadt gebaut wurde, hat die Bahn den Haltepunkt Kreuz Konz neu gestaltet. Das ist nur wenige Jahre her. Seit mindestens einem Jahr sind die Wartehäuschen demoliert. Die Bahn zuckt mit den Achseln.

 "Gesellschaftliches Problem": Demoliertes Stationsschild am Haltepunkt Kreuz Konz. Foto: Martin Möller

"Gesellschaftliches Problem": Demoliertes Stationsschild am Haltepunkt Kreuz Konz. Foto: Martin Möller

Wer von Konz nach Luxemburg mit der Bahn reisen will, muss sich auf einige Unbill einstellen. Die Wartehäuschen am Haltepunkt Kreuz Konz, die vor wenigen Jahren neu aufgestellt worden sind, wirken zwar weitgehend unzerstört, aber der Schein trügt. Fast alle Scheiben sind herausgehauen worden. Immerhin liegen keine Scherben herum, und eine Verletzungsgefahr durch stehen gebliebene Glasstücke besteht auch nicht. Wer allerdings in den Wartehäuschen das sucht, wofür sie eigentlich da sind, nämlich Schutz vor Wind und Wetter, wird höchst unvollständig bedient. Während das Dach notdürftig vor Regen schützt, pfeift der Wind ungehindert über die Sitzbänke. Ursache ist der alltägliche Vandalismus, der sich in Konz an öffentlichen Gebäuden austobt - zum Beispiel am Bahnhofsgebäude Karthaus. Auch das Kreuz Konzer Stationsschild blieb nicht verschont. "Kreuz" lässt sich noch entziffern, "Konz" nicht mehr.Reparatur würde 15 000 Euro Kosten

Der Konzer Verwaltung ist dieser Missstand nicht unbekannt. Erhard Boesen, Fachbereichsleiter Bau: "Wir haben uns mehrfach bei der Bahn um Abhilfe bemüht und entsprechende Hinweise gegeben". Ohne Erfolg. Die Angelegenheit ist ausschließlich Sache der Bahn, und die sieht sich außerstande, die Schäden zu reparieren. Hartmut Lange von der Bahn-Pressestelle: "Der finanzielle Aufwand einer Reparatur würde allein hier rund 15 000 Euro betragen, und wir sind sicher, dass kurze Zeit später wieder zerstört wird. Das ist leider ein gesellschaftliches Problem, unter dem wir alle leiden. Wir überlegen noch, wie es für Kreuz Konz weitergehen kann." Im Klartext: Auf unabsehbare Zeit bleibt alles beim Alten. Die Fahrt nach Luxemburg ist ohnehin ein problematisches Unterfangen. Die Bahn hat am Haltepunkt keinen Fahrkarten-Automaten aufgestellt. Wer einsteigt und nicht schon woanders eine Fahrkarte gekauft hat, sieht sich im Zug zunächst mit dem Schild konfrontiert, das allen Fahrgästen ohne Billett einen Strafbetrag von mindestens 40 Euro verheißt. Wendet er sich dann an den Zugbegleiter, um das Ticket nach Luxemburg-Hauptbahnhof zu erwerben, kann es passieren, dass er auf Ratlosigkeit trifft. Deutsche Schaffner stellen anscheinend nur deutsche Fahrkarten aus. So ist es jedenfalls in einem Fall passiert. Was bedeutet, dass ab Wasserbillig noch ein zweiter Fahrschein fällig wird.Funktionslosigkeit ist absehbar

Der Fall Kreuz Konz gehört zu den Fällen, in denen jemand einmal "A" gesagt hat und dann streikt, wenn "B" an der Reihe ist. Da wird ein Haltepunkt neu gestaltet und mit einer neuen Straße verbunden, da setzen die Gärtner eine immer noch ansehnliche Bepflanzung hin - und oben, am Ende der Treppe, die nach Kreuz Konz führt, steht eine potenzielle Ruine. Der Haltepunkt, der immerhin die Strecke nach Luxemburg-Stadt bedient, erfüllt nur noch sehr ungenügend seine Aufgabe, und es ist abzusehen, dass er funktionslos wird. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder laufende Kontrollen und notfalls Reparaturen, oder eine "vandalenfeste", also höchst einfache und weitgehend unzerstörbare Einrichtung. Es hat jedenfalls keinen Sinn, erst für viel Geld eine Anlage zu bauen und dann auf das schlechte Ganze zu verweisen und ein "gesellschaftliches Problem" auszumachen, wie es die Bahn jetzt tut. Es kann auch nicht sein, dass aufwändig gebaut wird und dann für notwendige Reparaturen das Geld fehlt. Ist der Haltepunkt nämlich erst einmal so vergammelt, dass ihn keiner mehr benutzen will, dann ist der gesamte Aufwand vertan und der Fall gehört in die Rubrik "Wir müssen sparen, koste es was es wolle".

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