"Keine Gefahr für die Bevölkerung"

OBERBILLIG. Zunächst war die Verunsicherung groß, als bei Probebohrungen gefährliche Stoffe in der Erde gefunden wurden. Doch dann gaben die Behörden Entwarnung: Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr.

 Aufgeschüttet ist der Deich entlang der Gemeinde: Das Material stammt im Übrigen aus dem Gewerbegebiet Könen. Dort wurden auf einer Fläche an der Bundesstraße 51 drei Wochen rund 17 000 Kubikmeter Erde abgetragen, um mit Kalk bearbeitet in Oberbillig eingesetzt zu werden.Foto: Andreas Jacob

Aufgeschüttet ist der Deich entlang der Gemeinde: Das Material stammt im Übrigen aus dem Gewerbegebiet Könen. Dort wurden auf einer Fläche an der Bundesstraße 51 drei Wochen rund 17 000 Kubikmeter Erde abgetragen, um mit Kalk bearbeitet in Oberbillig eingesetzt zu werden.Foto: Andreas Jacob

DieVorschriften brachten es an den Tag: Bevor das Retentionsbeckenfür die Hochwasserschutzanlage in der Obermoselgemeinde angelegtwerden kann, muss die Erde auf mögliche Belastungen untersuchtwerden. Dabei wurden gefährliche und teils Krebs erregendepolyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in erhöhterKonzentration gefunden (der TV berichtete in seinerDonnerstagsausgabe). Radweg muss nicht gesperrt werden

Doch nach genauer chemischer Analyse konnte Joachim Gerke, Leiter der Trierer Regionalstelle für Wasserwirtschaft bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, Entwarnung geben. Die gefundenen Substanzen lägen in ihren Konzentrationen teils weit unter den gesetzlich zulässigen Höchstgrenzen.

In einer eigens einberufenen Pressekonferenz machte er die Lage an einem Beispiel deutlich: "Selbst wer die Erde berühren würde, müsste sich deshalb nicht die Hände waschen." Doch im Wissen um die Sensibilität, wenn der Eindruck entstehen könnte, die Bevölkerung sei gefährdet, habe man vorsorglich über die Sachlage informiert.

Zwar müssten sich die Arbeiter während der etwa sechswöchigen Bauphase für das rund 50 000 Quadratmeter große Retentionsbecken mit speziellen Anzügen und Schutzmasken wappnen. Doch wegen der Entfernung zur Wohnbebauung bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung. Die belastete Erde könne sogar in den Deich des entlang der Mosel zwischen Oberbillig und Temmels gelegenen Beckens eingebaut werden. Auch müsse der Radweg - entgegen ersten Annahmen - nicht gesperrt werden. Und die Radler fahren direkt an der belasteten Grünfläche vorbei.

Die PAK seien von der Substanz her Kohle, also nicht löslich und nicht gasförmig, was die Gefahr weiter vermindere. Auch der nachgewiesene gefährliche Stoff Benzopyren bewege sich in seiner Konzentration unter den gesetzlich zulässigen Höchstwerten.

"Voll und ganz" im Zeitplan

Die PAK und Schwermetalle - unter anderem Blei und Zink - seien über Jahrzehnte angeschwämmt worden und hätten sich im Moselvorland abgelagert. Wahrscheinlich stammten sie teils aus der lothringischen Industrie und teils aus dem Hafen Mertert. Von dort aus sei der Kohlenstaub durch die Luft und über das Wasser herangetragen worden. Entwarnung hat Gerke auch für Camper und Freizeitler parat, die seit Jahr und Tag das Moselvorland nutzen. Gefährlich seien die Ablagerungen nicht gewesen.

Doch ganz ohne Folgen sind die unerwünschten Funde nicht, denn jetzt koste die Hochwasserschutzanlage rund 500 000 Euro mehr. Ansonsten aber sei man "voll und ganz" im Plan, auch was die Bauzeiten angehe, ergänzte Projektleiter Karl-Heinz Ginsbach. Ende September sei die Anlage fertig, 80 Prozent der Arbeiten seien erledigt. Die nächste Aktion sei der Probeaufbau für die mobilen Schutzelemente. Und im Juli kommenden Jahres seien die Deiche mit "schönsten Grün" überzogen.

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