Kleine Indianer im Spiegelsaal

NITTEL. Seit kurzem verbringen rund 70 Mädchen und Jungen aus Nittel und Umgebung einen Tag in "Frankreich" - und das ist gar nicht so weit weg. "Vive la France" heißt ein Projekt des Kindergartens Sankt Martin, das den Kleinen die Kultur des Nachbarlands näher bringen soll.

 Seit fünf Jahren haben die Kinder des Kindergartens Nittel die Möglichkeit, Grundbegriffe der französischen Sprache zu erlernen. Ein Projekt soll ihnen auch die Kultur des Landes näher bringen. Foto: Hermann Pütz

Seit fünf Jahren haben die Kinder des Kindergartens Nittel die Möglichkeit, Grundbegriffe der französischen Sprache zu erlernen. Ein Projekt soll ihnen auch die Kultur des Landes näher bringen. Foto: Hermann Pütz

Jeden Morgen stellen sich rund 70 Kinder aus Nittel und den umliegenden Ortschaften Köllig, Onsdorf und Rehlingen beim Betreten des Kindergartens die gleiche Frage: "Wo gehe ich denn heute hin? Paris oder Avignon?" Während die einen schnurstracks nach "Paris" marschieren, stürmen andere die Treppe runter nach "Avignon". Manche entscheiden sich schließlich doch für die Puppenecke - der Weg dort hin führt mitten durch den Spiegelsaal des Schlosses von Versailles. Überall wo man hinschaut dominieren drei Farben das Bild - blau, weiß, rot - und über der Eingangstür steht in großen Lettern zu lesen: "Vive la France - es lebe Frankreich". Natürlich gibt es im zum Spiegelsaal umfunktionierten Flur keine echten Spiegel und auch die berühmte "Brücke von Avignon" besteht aus aneinander geschobenen Tischen, doch was zunächst wie bloßes Spiel anmutet, hat einen Hintergrund. "Seit rund fünf Jahren haben die Kinder im Rahmen der vorschulischen Erziehung die Möglichkeit, Grundbegriffe der französischen Sprache zu lernen", berichtet Maria Frieden, Leiterin des Kindergartens Sankt Martin Nittel. Farben und Zahlen gehören ebenso zum Lernstoff wie einfache Sätze und sogar Lieder. Zuständig für den Unterricht ist Caroline Bury. Die gebürtige Belgierin: "Die Kinder haben sehr viel Spaß an der Sache und sind sehr wissbegierig." Irgendwann sei der Gedanke aufgekommen, den Mädchen und Jungen neben der deutschen auch die französische Kultur ein wenig näher zu bringen. "Die Kinder sollten die Sprache gewissermaßen erleben können", sagt Caroline Bury. Es sei die Idee entstanden, den Kindergarten zur Karnevalszeit auf eine ganz andere Art als sonst zu schmücken. Anstelle von Luftschlangen oder Girlanden zieren zurzeit Croissants, Baguettes und Crêpes aus bunter Pappe Wände und Fenster in einem der Räume. "Das ist unsere Boulangerie - die Bäckerei", erläutert Maria Frieden. Die Papp-Backwaren haben die Kinder selbst gebastelt. Eine Tür weiter befindet sich die Hauptstadt Paris mit dem "Moulin Rouge". Geht man hinunter in den Keller, gelangt man nach Avignon mit der aus einem französischen Kinderlied bekannten Brücke, die aus mehreren Tischen und einem Geländer in den Farben blau, weiß und rot besteht. Das Prunkstück ist jedoch der zum Spiegelsaal des Schlosses von Versailles umfunktionierte Flur, dessen Wände mit metallisch glänzender Folie beklebt sind. Über der Eingangstür des Kindergartens prangt in großen Lettern: "Vive la France - es lebe Frankreich". Genau das ist es, was das Projekt bewirken soll, "das Veranschaulichen von Kultur auf lebendige Art und Weise", meint Frieden. Die kleinen Indianer, Feen oder Clowns, die durch den Spiegelsaal toben, haben allerdings weniger mit der Kultur des Nachbarlands zu tun, dafür umso mehr mit Karneval.

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