Kleiner Ort ganz groß

SOMMERAU. Mit einem bunten und ausgefeilten Programm feierte der mit 78 Einwohnern kleinste Ort im Kreis Trier-Saarburg zwei Tage lang die erste urkundliche Erwähnung der Burg Sommerau vor 700 Jahren.

 Christian Girndt (links) übergibt bei den Feierlichkeiten in Sommerau einen neuen Brunnen im Auftrag der Wasserwerke der Stadt Trier.Foto: Dietmar Scherf

Christian Girndt (links) übergibt bei den Feierlichkeiten in Sommerau einen neuen Brunnen im Auftrag der Wasserwerke der Stadt Trier.Foto: Dietmar Scherf

Am Wochenende bevölkerten viele hundert Gäste den Ort, der aus allen Nähten zu platzen drohte.Schon vor zwei Wochen hatten die Feierlichkeiten mit der Eröffnung einer von Wilma Ambré zusammengestellten Fotoausstellung "Alt Sommerau" im Gemeindehaus begonnen. Wenige Tage vor dem großen Fest - ein solches Spektakel hatte der Ort noch nie erlebt - stellte der Vorsitzende des Kreisheimatvereins, Dittmar Lauer aus Kell, ein Aufsatzbuch über die Burg, Höfe, Mühlen und die Gemeinde mit dem Titel "700 Jahre Sommerau" vor.Für das Festwochenende hatten die Verbandsgemeinde Ruwer, namentlich Hans Klein, und Ortsbürgermeister Walter Kiewel ein ansprechendes Programm erarbeitet. Die Schirmherrschaft lag in den Händen von Burgbesitzer Michael Willkomm aus Bernkastel-Kues. Er ist es auch, der im engen Talkessel der Ruwer noch den einzigen Weinberg mit der treffenden Lagenbezeichnung "Sommerauer Schlossberg" bewirtschaftet. "Die Burg, zum Weingut gehörend, wurde mit großem Aufwand mit öffentlichen Mitteln saniert", erinnerte Willkomm. Er freut sich mit seiner Familie, mit dem Ort Sommerau bereits mehr als ein halbes Jahrhundert verbunden zu sein. Bürgermeister Bernhard Busch bezeichnete den Ort als "Perle unter den Gemeinden der Verbandsgemeinde Ruwer". Der Ort mit seiner Burg, den Feldern und Weiden, der Ruwer und dem Weinberg sei ein romantisches Stillleben. Busch: "Die Sommerauer identifizieren sich mit ihrem Dorf und zeigen, dass gerade auch in einem so kleinen Ort viel bewegt werden kann."Historische Szenen in der Burgruine

Das Fest bot für jeden Besucher des idyllisch gelegenen Ortes unterhalb der Burgruine Sehens- und Erlebenswertes. Am frühen Samstagabend, ungezählte Gäste waren bereits in Scharen im Ort eingetroffen, enthüllten Landrat Richard Groß und der Schirmherr den neuen Gedenkstein am Lindenbaum. Anschließend übergab Christian Girndt für das Wasserwerk der Stadt Trier einen neuen Brunnen an den Ort.Der Hauptakt fand - wo konnte es anders sein - in der Burgruine statt. In Massen pilgerten die Besucher in einer langen Prozession zu dem alten Gemäuer hinauf und ließen sich bei einer historischen Szene in die Vergangenheit versetzen. Sie wurde vom "Ritterverein Alt-Luxemburg" und der Gruppe "Eygenart" dargestellt, in der die Besucher ins Jahr 1303 entführt wurden. Der Männergesangverein Waldrach und die Bläsergruppe Neu gaben dem Geschehen einen würdigen Rahmen.Damals hatte am 12. Juni der Trierer Bürger Johann Walram seinen Wohnturm in Sommerau dem Erzbischof Diether von Nassau übertragen und ihn als kurtrierisches Lehen zurück erhalten. Eine Generation später waren der Wohnturm zu einer befestigten und wehrhaften Burganlage ausgebaut, ein Weinberg angelegt und eine Mühle erbaut worden. Burg, Weinberg und Mühle bestehen noch heute und prägen das Ortsbild. Das Fest fand seine Fortsetzung mit der Eröffnung des Weinbrunnens durch den Schirmherrn Michael Willkomm. Es unterhielten der Musikverein Gusterath, die Winzertanzgruppe Waldrach und die Unterhaltungsmusik-Gruppe Hermann Lay.Der Sonntag stand nach dem Gottesdienst an der Marienkapelle und dem Frühschoppenkonzert mit dem Kirchenchor Gutweiler und dem Musikverein Korlingen ganz im Zeichen eines mittelalterlichen Dorffestes. Dabei konnten sich die Besucher am Treiben von "Forum Gaudi", einem Trödelmarkt, Korbflechtern und Besenbindern, den Waschfrauen des SV Gutweiler sowie der Dreschflegelgruppe des Heimat- und Verkehrsvereins Schweich erfreuen und selbstgefertigte Strickwaren kaufen. Neben Führungen durch die Fotoausstellung "Alt Sommerau" sowie die historische Wagnermühle unterhielten die Volkstanzgruppe Schweich, die "Duo Band Two for You" und die Musikgruppe "Lands-End".

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