"Langer Atem notwendig"

KONZ. Allen Unkenrufen zum Trotz geht die Ganztagsschule am Gymnasium Konz ins "zweite" Schuljahr. Obwohl zwischenzeitlich die "Versetzung" gefährdet war.

Als landesweites Aushängeschild gestartet - das Gymnasium Konz war in Rheinland-Pfalz das erste, das im vergangenen Jahr die Ganztagsschule eingerichtet hat - herrschte im April Ernüchterung, als eine Umfrage des Verbandes Bildung und Erziehung in Einzelfällen bei den Anmeldungen Einbrüche von bis zu 50 Prozent zu Tage gebracht hat. Dazu gehört auch das Gymnasium Konz. Das Bildungsministerium ließ dazu verlauten, dass es keine Akzeptanzprobleme der neuen Schulform gebe, in einzelnen Fällen lediglich standortspezifische Probleme. So gebe es in Konz keine Wahlmöglichkeiten für das Nachmittagsangebot. Der VBE forderte in diesem Zusammenhang die stufenweise Einführung der verpflichtenden Ganztagsschule (der Trierische Volksfreund berichtete). "Wir werden die Ganztagsschule weiterführen", erklärte der Rektor des Konzer Gymnasiums, Franz-Josef Nospers, auf TV -Anfrage, "egal, wie viele Schüler wir haben". Derzeit lägen 37 Anmeldungen vor, zu Beginn es vergangenen Schuljahres seien es 61 gewesen. Allerdings seien Anmeldungen noch bis zum Schuljahresbeginn möglich."Eltern haben nicht genug Rückgrat gezeigt"

Für den Rückgang des Interesses gebe es mehrere Gründe, meint Nospers. Beispielsweise hätten "die Eltern nicht genug Rückgrat gezeigt, wenn ihr Filius keine Lust mehr hatte". Zudem hätten sich die Vorgaben des Ministeriums als "zu starr" erwiesen. "Wir müssen flexibler werden und wollen private Termine der Schüler berücksichtigen, beispielsweise im Vereinssport." Der betreffende Schüler könne dann beurlaubt werden. Der Tatsache, dass sich Sport bei den Schülerinnen und Schülern großer Beliebtheit erfreut, will das Gymnasium in seinem Ganztagsangebot im kommenden Schuljahr Rechnung tragen. Eine Kooperation mit der Turngemeinde Konz sei geplant. "Generell werden wir mit einer Fülle von Anfragen eingedeckt, aber wir benötigen eine spezielles Angebot", sagt der Schulleiter, was am besten in einem persönlichen Gespräch zu klären wäre. Dazu ist es beispielsweise mit dem Fußballverband Rheinland (FVR) nicht gekommen, denn auf ein entsprechendes Schreiben aus Koblenz habe das Gymnasium leider nicht geantwortet, berichtet Detlef Schmitz, beim FVR zuständig für Schul- und Jugendfußball, der als "positives Beispiel" das Schulzentrum in Saarburg nennt. Dort sei bereits eine Vereinbarung unterschrieben worden, dass der Fußballkreis Trier-Saarburg zwei Mal pro Woche im Rahmen der Ganztagsschule Kurse anbietet. Nospers sieht im Rückgang der Anmeldungen keine Dramatik. Vom Ministerium habe die Schule grünes Licht bekommen, denn auch dort werde die Meinung geteilt, dass Kontinuität wichtiger sei als das formale Kriterium über die Mindestzahl von Anmeldungen.Angebot wird Nachfrage wecken

Er rechnet damit, dass ein überarbeitetes Angebot im Laufe des Schuljahres wieder mehr Schülerinnen und Schüler dazu veranlassen werde, an der Ganztagsschule teilzunehmen. Wichtig bei der Ganztagsschule sei, dass man einen "langen Atem" habe. "Es braucht fünf bis sechs Jahre. Jetzt ist die Mentalität für die neue Schulform noch nicht vorhanden." Nicht vergessen werden dürfe, so Nospers, dass Konz Pilotprojekt gewesen sei. "Wir hatten viele Delegationen aus dem Land zu Gast, die sich informiert haben."

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