Mädchen für alles im Job und privat

SAARBURG. Seine Lebensumstände würden viele sicher nicht als alltäglich bezeichnen. Als Exot versteht sich der allein erziehende Vater und parteilose Bürgermeister-Kandidat Richard Fuhs jedoch keineswegs. Mit seinen Kindern Manon und Mario lebt er in seinem Elternhaus in Beurig.

Den "Efeu-Dschungel" an der Hausfront hat Richard Fuhs in den vergangenen Tagen großflächig entfernt. Die hoch geschossenen Pilze im Vorgarten-Beet müssten unbedingt noch herausgezupft werden, meint Fuhs. "Es ist nicht immer alles tipptopp hier, aber im Großen und Ganzen schon in Ordnung", sagt der Vater zweier Kinder.Leben ist gut eingespielt

Seit 1998 lebt er gemeinsam mit seiner Tochter und dem jüngeren Sohn in dem kleinen Einfamilienhaus im Marienweg in Beurig. "Das ist gut eingespielt, zumal beide Kinder inzwischen sehr selbstständig sind und mich vor allem meine 13-jährige Tochter tatkräftig im Haushalt unterstützt", erzählt ein sichtlich stolzer Vater. In dem Haus, in dem bis zu ihrem Tod vor wenigen Jahren noch die Mutter von Richard Fuhs mit lebte, müsse "so nach und nach mal einiges ausgetauscht werden", meint der 53-Jährige. "Die meisten Möbel stammen noch von ihr, das eine oder andere Stück könnte mal erneuert werden." Trotzdem - oder gerade deshalb - fühlt sich Fuhs genau in diesen "vier Wänden" und in dieser Stadt zu Hause. "Meine Traumstadt ist Freiburg, dort habe ich ja auch studiert. Aber heute möchte ich aus Saarburg nicht mehr weg. Und eine Großstadt wäre ohnehin nichts für mich." Andere Städte und Länder hat der städtische Angestellte über einige Jahre gesehen und erlebt. Nach dem Forstwirtschafts-Studium in seiner Lieblingsstadt Freiburg ist er zusammen mit einem Kumpel während des Referendariats drei Monate durch Finnland und Schweden gereist. "Eine tolle Zeit, die möchte ich nicht missen", schwärmt er noch heute. Über seinen ersten Arbeitgeber, die Food & Agriculture Organisation, folgten Jahresaufenthalte auf Jamaica sowie in Genf. Ins afrikanische Benin verschlug es den Beuriger für drei Jahre über die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit. Mit den beiden Kindern entschieden sich Fuhs und seine ehemalige Frau jedoch wieder für den Wohnort Saarburg. Dort führte Fuhs zwei Jahre lang die Geschäfte der Stadthalle, bevor er 1996 "als Mädchen für alles" (Fuhs) zur Stadt wechselte. Für die Bereiche Veranstaltung, Tourismus, Kultur und Städtepartnerschaften ist er halbtags zuständig. Ab 12 Uhr stehen Kinder und Haushalt auf dem Programm. "Schnell was einkaufen und dann Mittagessen vorbereiten", beschreibt Fuhs. Während er spült, erledigten seine Kinder die Hausaufgaben. "Und danach habe ich Zeit für mich. Die Kinder gehen ihre eigenen Wege." Exotisch findet er seine Rolle nicht: "Ich bin Junggeselle mit zwei Kindern." Positiven Stress bringe das Leben mit den beiden mit sich.Weltoffen und neugierig

Er habe durch seine Kindheit mit drei Geschwistern soziale Kompetenz erlernt. Manon und Mario möchte er "Weitblick vermitteln, sie sollen andere Länder, Kulturen und Sprachen lernen". Als "weltoffen und neugierig" schätzt sich Fuhs ein, zudem habe er "ein großes Rechtsbewusstsein". Gleichwohl glaubt er seine Schwächen zu kennen und sagt: "Ich war lange ein sehr ungeduldiger und rechthaberischer Mensch, der sich in Diskussionen sehr ereifern kann." Faire Diskussionen und Gespräche "mit netten Leuten" seien ihm nach wie vor wichtig. "Ich bin gerne in Gesellschaft." Regelmäßig pflegt er diese Vorliebe auf dem Tennisplatz beziehungsweise im Vereinshaus. Außerdem gehe er gerne ab und zu mal gut essen. Und wer Richard Fuhs etwa in Remich in einem Straßencafé auf der Promenade beim Kaffeetrinken entdeckt, kann sich sicher sein: Da entspannt gerade ein Familienvater. "Das ist für mich Kurzurlaub, auch deshalb liebe ich ja unsere Ecke so."

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