"Man hätte warten können"

MERZIG. Die geheimnisvolle Bretter-Bahn im Wald bei der Merziger Kapellenstraße ist abgerissen. Den Abriss rechtfertigte die Stadt mit dem Gefährdungspotenzial. Ein Bürger weiß mehr und nimmt Stellung.

Die Bretter-Bahn im Wald bei der Merziger Kapellenstraße, auf die die Stadt Merzig am Freitag aufmerksam geworden war, ist abgerissen worden. Die Stadt hatte vermutet, dass sich wahrscheinlich Jugendliche eine Mountainbike-Bahn gezimmert hatten. Am Dienstagvormittag hatte sich nun Christian K. (Name von der Redaktion geändert) bei der Saarbrücker Zeitung gemeldet. Er kennt die Benutzer und Erbauer der Bahn näher. Allerdings möchte er nicht namentlich genannt werden. Christian K. bestätigt aber die Vermutung der Stadt, dass es sich um eine Mountainbike-Bahn handelte. In gewisser Weise wurde auch Verständnis für das Handeln der Stadt geäußert: "Derjenige, der die Bahn gebaut hat, hat das getan, ohne zu fragen. Das ist in Deutschland halt nicht möglich." Allerdings hat das Verständnis auch eine Einschränkung: "Man hätte sich doch etwas Zeit lassen können. Ein Dialog zwischen Stadt und Nutzern wäre möglich gewesen." Denn: "Gefahr hin oder her. Und auch klar, dass die Bahn nicht legal war. Aber einer, der das nicht kann, stürzt sich nicht eine solche Rampe hinunter. So hätte man seitens der Stadt auch zart auf die eventuelle Gefahr hinweisen oder die Bahn vorübergehend mit einem Sperrschild versehen können. Die Bahn war so professionell gebaut, dass niemandem etwas passiert wäre." So hätte nach Meinung von Christian K. ein Aufschub des Abrisses durchaus sinnvoll sein können. Allerdings hätte der Erbauer auf die kleinen Rampen auf dem offiziellen Weg verzichten sollen: "Das hätte er nicht machen sollen, da er damit die Wanderer stören könnte." Erst vor kurzem sei Christian K. mit Familie und Bekannten auf einer Veranstaltung bei Thionville gewesen. Dort gebe es einen Rundkurs mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Auch diese Bahn sei nicht ungefährlich. Aber den ganzen Tag lang sei niemandem etwas passiert. In Schifflingen in Luxemburg sei eine Bahn in einen Steinbruch gebaut worden. Im Saarland gebe es halt nicht so viele Bahnen, aber auf jeden Fall Bedarf. Dies zeige auch die große Resonanz beispielsweise beim Saarschleifen-Bike-Marathon. Auch gebe es ja viele Radsportvereine. "Aber", so Christian K. , "es gibt auch noch einen anderen Grund, warum es solche Bahnen öfter geben sollte." Nicht nur, dass der Erbauer viel Arbeit in die Sache gesteckt habe, auch auf die Kinder, die die Bahn teilweise genutzt hätten, habe es einen positiven Einfluss gehabt: "Sie müssten mal sehen, was es für ein Kind bedeutet, wenn es solche Bahnen beherrschen kann. Für das Selbstvertrauen ist das fast unbezahlbar. Auch dem Erbauer hat das viel gegeben. Wenn man sieht, was dieser Sport auslösen kann, dann sollte man dies unterstützen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort