Marys Herz schlägt auch für Pilger

MERZKIRCHEN. Heute in einer Woche eröffnet in Merzkirchen die erste Pilgerherberge. Damit bekommen alle, die auf dem Jakobusweg ins spanische Santiago de Compostela unterwegs sind, eine Übernachtungsmöglichkeit an einem wichtigen Etappenort.

Mary Hemmerling trauen viele Merzkirchener Vieles zu. Nach dem Motto "Wenn eine das hinkriegt, dann sie" spürt die 52-jährige "Selfmadefrau" volle Rückendeckung für ihr neuestes Projekt: Am Samstag, 31. März, 16 Uhr, wird die Merzkirchenerin gleich neben ihrem Wohnhaus an der Raiffeisenstraße die erste Herberge für Pilger auf dem Jakobusweg eröffnen. Platz für 14 Gäste

In der einzigen Herberge zwischen Trier und Perl, an deren Tür der viel beschrittene Pilgerweg unmittelbar vorbeiführt, finden dann bis zu 14 Reisende eine vergleichsweise komfortable Übernachtungsmöglichkeit. Dabei sei die Idee dazu bereits acht oder neun Jahre alt, berichtet Ortsbürgermeister Martin Lutz im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. "Als die Verbandsgemeinde Ende der 90er-Jahre den Pilgerweg ausgebaut hat und sich Merzkirchen als ein Etappenziel herauskristallisierte, gab es vorübergehend den Plan, in der ehemaligen Pension ,Zentrale' ein solches Angebot unterzubringen." Schließlich habe die Wirtin jedoch abgewunken. In einem zweiten Anlauf sei geplant worden, im leer stehenden Pfarrhaus ein "Saargauhaus" unterzubringen. Da das Bistum nicht mitgezogen habe, sei aber auch nichts daraus geworden. "Nachdem klar war, dass die Wirtin der ,Zentrale' zum 1. Januar aus Altersgründen ihren Betrieb schließen wird, wo es über all die Jahre ein paar Betten gab, standen wir in Merzkirchen ohne Alternative da. Das war für mich der Zeitpunkt zu sagen, jetzt mache ich die Herberge", berichtet "Herbergsmutter" Mary Hemmerling. Den Stempeleintrag für das Pilgerbuch der Reisenden gab es ohnehin bereits seit Jahren in Mary Hemmerlings "Destille", der Edelobstbrennerei, die sie seit zehn Jahren an dieser Stelle betreibt. In diesem Gebäude, dem ehemaligen Kuh- und Schweinestall des früheren elterlichen Bauernhofes, hat die Mutter erwachsener Kinder das Dachgeschoss zur Herberge umgebaut. Vier einfache, aber solide gemachte Zimmer mit zwei und vier Betten sowie zwei Bäder sind in dem Trakt entstanden. Bis zu 14 Personen können zeitgleich übernachten, bekommen ein Frühstück und auf Wunsch auch ein kleines Abendessen. Besondere Auflagen zum Betrieb einer Pilgerherberge gebe es nicht. "Die Pilger bleiben eine Nacht, sind sehr anspruchslos und dankbar für alles", beschreibt Hemmerling, die die Wanderer auch schon in ihren privaten Betten hat übernachten lassen. Sie selbst will sich neben der Brennerei und dem Verkauf der Produkte im dazugehörigen Laden sowie gelegentlichen Auftragsarbeiten für Blumengestecke selbst um die Herberge kümmern. "Das haut schon hin", ist Hemmerling optimistisch. "Und wenn es ganz eng werden sollte, springt eine Freundin oder einer meiner Söhne ein - das ist besprochen." Auf Zuschüsse lieber verzichtet

Zehn bis 15 Übernachtungen pro Monat brauche sie, damit sich die Kosten tragen, sagt Hemmerling. Über die Höhe der Summe, die sie und ihr Mann in den Ausbau gesteckt haben, schweigt Mary Hemmerling. Zuschüsse habe es jedenfalls keine gegeben. "Wir hätten etwa 20 000 Euro aus Mitteln der Dorferneuerung beantragen können. Aber die damit verbundenen Auflagen für den Ausbau, etwa für Holz-Sprossenfenster, haben mir nicht gepasst. Da habe ich das lieber auf eigene Rechnung durchgezogen", sagt die dynamische Frau. 53 Übernachtungs-Anmeldungen lägen bereits jetzt, vor der Eröffnung, vor. Über die Saar-Obermosel-Touristik, aber auch über den Pilgerführer, wo sie sich hat registrieren lassen, würden die Wanderer auf die Adresse mitten auf dem Gau aufmerksam. Für Ortsbürgermeister Lutz ist die Herberge ein wichtiger Beitrag für die Entwicklung der Gemeinde. "Wir haben hier kein einziges Geschäft mehr, insofern bedeutet eine solche Adresse eine Wertsteigerung für die Gemeinde. Auch wenn sich das nicht gleich in Euro und Cent niederschlägt." Eröffnung ist am Samstag, 31. März, 16 Uhr. Anschließend gibt es ein Hoffest in der "Destille".

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