Mehr Platz für die Lebenshilfe

Konz · 90 behinderte Menschen arbeiten bei der Lebenshilfe in Konz - zum Teil in Containern. Um dieses Provisorium zu beenden, ist ein Anbau geplant. Der Plan dafür wird heiß diskutiert.

 Bäume weg, neue Werkstatt hin: Auf diesem Grundstück an der Ecke Konstantinstraße/Bahnhofstraße soll die Erweiterung der Lebenshilfewerkstatt entstehen. Foto: lmm

Bäume weg, neue Werkstatt hin: Auf diesem Grundstück an der Ecke Konstantinstraße/Bahnhofstraße soll die Erweiterung der Lebenshilfewerkstatt entstehen. Foto: lmm

Foto: (h_ko )

Konz Die Konstantinstraße am Rand der Konzer Innenstadt verändert sich. Einige Bäume auf dem Gelände an der Abzweigung zur Bahnhofstraße sind schon gefällt. Dafür gibt es auf Facebook in der Gruppe Du bist Konzer, wenn ... schon Kritik. Doch die Fällung ist nicht alles. An dieser Ecke soll einiges passieren: Die Bahn wird die dortige Unterführung erneuern (siehe Info). Die Lebenshilfe, Kreisvereinigung Trier-Saarburg, möchte ihre Werkstatt für behinderte Menschen erweitern. Damit sie weiterhin 90 Menschen in der Konzer Einrichtung beschäftigen kann, muss die Lebenshilfe mehr Raum schaffen. Sie plant einen Anbau. Doch der Bauausschuss der Stadt Konz ist bisher nicht zufrieden mit der Planung. Schon im August forderte das Gremium mehr Informationen zu dem Großprojekt. Bei der jüngsten Ausschusssitzung war deshalb Antje Raschke, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Facility- und Baumanagement GmbH, vor Ort. Sie erläuterte dort unter anderem die Dringlichkeit des Neubaus. 30 der 90 von der Lebenshilfe betreuten größtenteils schwerbehinderten Mitarbeiter arbeiten laut Raschke zurzeit in Containern. Diese provisorische Lösung habe die Berufsgenossenschaft nur bis 2019 genehmigt. Wegen dieses "eigentlich selbst verschuldeten Problems", müsse es nun schnell gehen, sagte die Geschäftsführerin im Bauausschuss. "Wir hoffen, dass wir das eng getaktete Planungs-, Genehmigungs- und Bauverfahren hinbekommen." Sie verwies im gleichen Atemzug darauf, dass die Lebenshilfe seit 20 Jahren in Konz aktiv und ein großer Arbeitgeber sei. Neben der Geschäftsführerin und ihrem Team war auch Monty Klepzik im Bauausschuss dabei. Der Trierer Architekt plant das Gebäude. Er erklärte dem Gremium die Architektur des Komplexes, der zwischen dem bestehenden Lebenshilfe-Gebäude, den Bahnanlagen und der Konstantinstraße entstehen soll. Das Gebäude besteht aus einer langgezogenen Halle. Im Eingangsbereich Richtung Konstantinstraße ist ein viergeschossiger Kubus geplant. Klepzik warb im Ausschuss für seinen Entwurf: Der zweigeschossige Bau schirme den Bahnlärm ab. Die Glasfassade gewähre Einblicke in die Arbeit der Lebenshilfe. Im Erdgeschoss könne eine Kantine untergebracht werden. Wie die Werkstätten im Obergeschoss sei diese von außen einsehbar, sagt Klepzik. Funktionsräume und Toiletten befänden sich abgeschirmt in der Mitte des Gebäudes. Mit seinem Entwurf habe er die kleinteilige Siedlungsstruktur der Konstantinstraße aufgegriffen, argumentierte Klepzik. Der Kubus werde zehn Meter von der Konstantinstraße entfernt stehen. In der Höhe orientiere sich der Eingangsbereich an den Nachbarhäusern. So sei er nicht von weitem einsehbar. Zudem entstehe an der Ecke Bahnhofstraße/Konstantinstraße ein Platz - möglicherweise mit einem Kunstwerk. Ein Gründach und eine Fotovoltaik anlage runden das Konzept aus Sicht der Lebenshilfe ab. Raschke betonte: "Wir sind ja jetzt eher abgeschirmt und wollen so mehr am städtischen Leben teilhaben." Die Mitglieder des Bauausschusses waren sich nach der Präsentation nicht einig. Dabei führte vor allem eine Ansicht aus der Luft zu einer kontroversen Diskussion über die Ästhetik des Baukörpers (siehe Info). Die im Ausschuss gezeigten Ansichten des neuen Gebäudes wollen die Konzer Verwaltung und die Lebenshilfe dem Trierischen Volksfreund nicht bereitstellen: Es sei ja nicht die abschließende Planung, argumentieren sie. Das führe nur zu Verwirrung. Bürgermeister Karl-Heinz Frieden verwies in der Sitzung darauf, dass ästhetische Argumente nicht Grundlage der Entscheidung bei einer Bauvoranfrage sein dürften. Auch die Geschosszahl spreche nicht gegen den Kubus. Nur die Höhe und die Frage, ob sich das Gebäude in das Umfeld einfüge, sei relevant. Frieden schlug deshalb vor, dass die Lebenshilfe bei der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag, 26. September, 17 Uhr, eine überarbeitete Planung vorstellen möge - möglicherweise mit einem Kubus-Geschoss weniger. Raschke und die Ausschussmitglieder stimmten zu. Raschke versprach: "Wenn 2019 die Gebäude stehen, haben Sie eine wunderschöne Platzsituation." Das sehen die Kritiker der Fällarbeiten vermutlich anders. KommentarMeinung

Die Stadt kann profitieren, doch es bleibt ein AberBisher haben Bäume und eine Wiese die Ecke Konstantinstraße/Bahnhofstraße geprägt. Hinzu kommt eine hässliche Bahnunterführung. Die ganze Szenerie könnte sich, vorausgesetzt der Bauausschuss stimmt den Planungen zu, komplett verändern. Durch den Neubau der Lebenshilfe könnte die Ecke sogar schöner werden - auch wenn die Kritiker der Fällarbeiten das sicherlich anders sehen. Der Ausschuss muss das Projekt deshalb weiter kontrovers diskutieren und versuchen, das bestmögliche Ergebnis für Konz zu erzielen. Den Planern gebührt Lob, dass sie sich der Diskussion stellen. Unverständlich ist aber, dass die Bauherren die im Ausschuss gezeigten Ansichten des Gebäudes einer breiten Öffentlichkeit vorenthalten. Schließlich waren sie in öffentlicher Sitzung zu sehen. Warum dürfen sich die Konzer, die nicht dort waren, das nicht angucken? So provozieren die Verantwortlichen Kritik, obwohl hier eigentlich ein wichtiger Arbeitgeber Arbeitsplätze sichert. c.kremer@volksfreund.deExtra: STIMMEN AUS DEM BAUAUSSCHUSS

Wolfgang Hertel (Grüne) meint: "Statt etwas dreigeschossiges wird mir etwas mit vier Geschossen vorgelegt", sagt er mit Blick auf den Cubus. Lothar Gräsing (FWG) fordert ein geneigtes Dach statt des Flachdachs. Hans-Josef Luy (CDU) ist mit der Planung ganz und gar nicht einverstanden: "Der Cubus ist schrecklich hässlich. Ich weiß nicht, wie man auf solch eine Idee kommen kann." Die Konstantinstraße und die Bahnhofstraße seien zwei der wenigen Straßen, wo in Konz noch erhaltene Altbauten zu finden seien, sagt Bernd Henter (CDU) und fügt hinzu: "Das Gebäude fügt sich einfach nicht ein." Es gibt aber auch positive Reaktionen. Karl-Hans Riehm (CDU) sieht es ganz anders: "Ich finde moderne Architektur an historischen Orten interessant." Hartmut Karmeier (SPD) ergänzt: "Der ganze Bereich wird aufgewertet." Auch Bauausschussmitglied Thomas Henter (CDU), selbst Architekt meint: "Die Architektur finde ich sehr interessant, doch im Eingangsbereich muss noch etwas passieren." Die Deutsche Bahn plant die Teilerneuerung der Eisenbahnüberführung in der Konstantinstraße in Konz. Die Bauarbeiten sollen noch im September beginnen. Sie dauern dann voraussichtlich bis April 2018. Um die Öffentlichkeit zu beteiligen, lädt die Bahn für Montag, 25. September, 17 Uhr, die Bürger zu einer Informationsveranstaltung in den Konzer-Doktor-Bürgersaal, Wiltinger Straße 10 bis 12, ein. Das Unternehmen will dann über die geplanten Bauarbeiten sowie über Umwelt- und Lärmschutz informieren.

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