Meistersänger – Meisterhelfer

ZEMMER. Wenn man alle Qualitäten von Helmut Adams aus Zemmer aufzählen möchte, stößt man auf ein ernsthaftes Problem: Es sind so viele, dass man nicht weiß, wo man anfangen soll. Da hilft nur ein geflügeltes Wort der Zemmerer, um es auf den Punkt zu bringen: "Ohne Helmut geht es nicht!"

Ein Weihnachtsbaum soll aufgestellt, eine Fahne befestigt, ein Bierstand aufgebaut, ein Sportfest organisiert, die Kasse abgerechnet oder der Müll vom Osterputz transportiert werden? Kein Problem: "Wenn irgendwas ansteht, dann heißt es: Helmut, Du musst kommen! So ist das eben", erzählt Helmut Adams. Warum das eben so ist, kann der 56-jährige Tausendsassa, gelernter Betriebsschlosser und Zivilbeschäftigter der Bundeswehr, nicht so genau sagen. "Irgendwie" ist er halt im Vorstand von Sport- und Heimatverein, in zwei Gesangsvereinen, in der Reservistenkameradschaft, im Ortsbeirat, im Verwaltungsrat der Kirche gelandet. Und irgendwie ist da auch der Traktor vom Opa, der nur herumstünde, wenn er nicht zum Osterputz oder anderen Aktionen eingesetzt würde. Helmut Adams Frau hat eine mögliche Erklärung: "Du kannst nicht nein sagen!" Aber ganz so ist es ja nun auch nicht: "Wer soll es denn sonst machen? Es ist ja auch schwierig, Leute zu finden, und zu tun ist immer was!", sagt Adams, strahlt dabei übers ganze Gesicht und klimpert mit einem seiner großen Schlüsselbunde. Es ist der von der Kirche, wo er sich um vieles kümmert, seit sein Bruder ihn dort zum Weihnachtsbaum-Aufstellen brauchte. "Und schwupps war ich im Verwaltungsrat, ja so ging das." Und schwupps war er oben auf dem Kirchturm, wo der verrostete Wetterhahn gegen einen neuen vergoldeten ausgetauscht wurde, den man ja eigentlich nicht anfassen durfte und der dann wegen seiner Höhenangst doch als Stütze diente. Diese Anekdote ist in seinem großem Fotoarchiv belegt, wo zahllose Bilder einen stets gut aufgelegten Helmut Adams mitten in einer Gemeinschaft aus Sportlern, Sängern oder anderen Vereinskameraden zeigen. Es scheint nicht so, aber es gibt ein großes Problem in Helmut Adams Leben: "Für welchen Verein soll ich mich anmelden, wenn Dienste für ein Dorffest eingeteilt werden? Ich überlege dann immer: Letztes Mal warst Du für den Sportverein da, jetzt ist mal der Heimatverein dran - und dann trage ich mich doch für alle ein." Die einzigen Termine, bei denen er keine Sekunde überlegt, sind die Proben des Männergesangsvereins 1910 Issel, dem er 1992 auf Betreiben eines Arbeitskollegen beitrat. Die haben Vorrang, denn der MGV ist ein Meisterchor aus ausgebildeten Stimmen, der sich diesen Titel in einem internationalen Wettbewerb alle fünf Jahre neu erkämpfen muss und in diesem Jahr seinen vierten Meistertitel in Folge erreichen will. "Das ist eine richtige Passion!" Sind ihm seine zahllosen Aktivitäten auch mal zu viel? "Manchmal denke ich schon: Das kann doch nicht wahr sein, jeden Abend was anderes", sinniert er, und dann kommt: "Soll ich jetzt eigentlich mal meine Hobbys nennen?"

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