Mit dem Fotoapparat durch Nittel

NITTEL. Das gut gefüllte Bürgerhaus in Nittel beweist: Dorferneuerung geht alle an. Neubürger und "Ur-Nitteler" diskutierten engagiert, um die Zukunft des Weinorts an der Obermosel mitzugestalten. Am 10. Juni findet eine "Dorfkonferenz" statt.

Fehlende Einkaufsmöglichkeiten, zunehmende Vermüllung, bessere Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche oder die Integration der Neubürger in das Nitteler Dorf- und Vereinsleben - rasch zeigte sich, dass die knapp 50 Anwesenden bei der Gesprächsrunde zur Dorferneuerung nicht nur zum Zuhören gekommen waren. Dorfmoderatorin Nathalie Franzen aus Münster-Sarmsheim bei Bingen zeigte sich sehr zufrieden über das Engagement der Bürger. Immer wieder betonte sie, dass die Ideen und Wünsche der ansässigen Bevölkerung im Mittelpunkt der Dorferneuerung stünden. Nur mit den Bewohnern zusammen sei an eine erfolgreiche Zukunftsplanung zu denken.Erste Antworten ungefähr in einem Jahr

Die Diskussion deckte rasch die ganze Bandbreite der Probleme in Nittel auf: vom täglichen Ärger über die Verschmutzung von Straßen und Wegen bis hin zur Planung von Baugebieten und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Das Verschwinden der Rebflächen im Ortskern wurde beklagt, der immer wichtiger werdende Tourismus als bedeutsamer Wirtschaftszweig neben Weinbau und Handwerk angesprochen. Von dem Projekt Dorferneuerung, das Auswirkungen auf Lebensart und Erscheinungsbild Nittels in den nächsten 20 bis 25 Jahren haben soll, erhofft sich Bürgermeister Karl-Heinz Frieden ungefähr in einem Jahr erste Antworten. In den nächsten Monaten werden Kleingruppen mit Fotoapparat und Schreibblock bewaffnet durch Nittel, Köllig und Rehlingen ziehen. Erste Ergebnisse von Ortsbegehungen liegen schon jetzt vor: der Kölliger Dorfplatz könnte eine neue Gestaltung vertragen, damit er sich wieder zum beliebten Mittelpunkt des Ortes entwickelt. In Rehlingen dominiert der Kummer über rasenden Verkehr - auf der B 419 längs der Mosel, aber auch innerorts. Die Gruppe um Dorfmoderatorin Franzen und Bürgermeister Frieden wurde Zeuge, wie ein PKW mit überhöhter Geschwindigkeit durch den Ort sauste. In Nittel selbst standen zunächst der neue Friedhof, der Wasserfall an der Stränz und die Bahnhofsunterführung im Blickpunkt. In der Diskussion steht jetzt, ob nicht die Jugendgruppe, der Kindergarten und die Grundschule jeweils einen Teil der unansehnlichen Betonwände der Bahnhofsunterführung gestalten sollten. Und für den Friedhof wünschen sich Bürger mehr Rückzugsmöglichkeiten zur Besinnung und inneren Einkehr. Neben der Problemzonenbesichtigung gab es auch Informationen über Zukunftsplanungen. Die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes und die Entwicklung eines neuen Baugebietes südlich des Dorfes stehen im Raum. Von einer vorgesehenen Seniorenresidenz erwartet Frieden neben der Schaffung von Arbeitsplätzen im Ort auch eine verbesserte medizinische Versorgung. Der Prozess Dorferneuerung ist in Gang gekommen. Das nächste Treffen findet am Samstag, 10. Juni um 13 Uhr im Bürgerhaus Nittel statt. Alle Einwohner sind eingeladen, sich an der "Dorfkonferenz Nittel 2030" zu beteiligen, auch die, die sich bislang noch nicht beteiligen konnten oder wollten.

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