Musikalischer Eintopf statt klanglicher Tütensuppe

Einen bunten Stilmix präsentierte das niederländische Quintett "Room Eleven" im Freudenburger Ducsaal. Vor rund 300 Zuhörern spielten sich die Amsterdamer Musiker um Frontfrau Janne Schra quer durch alle Register - ob das auf Dauer gut geht?

Freudenburg. (kbb) "Bitter sweet" - kaum ein Adjektiv wird in der Musik-Fachpresse häufiger verwendet, um die Songs der niederländischen Formation "Room Eleven" bündig zu charakterisieren. Das akustische Konglomerat - komponiert aus diversen Stilrichtungen von Jazz über Funk bis Gipsy - überzeugte dabei doch größtenteils als polyphone Einheit, was insofern bemerkenswert erscheint, als die fünf niederländischen Musiker auf der Freudenburger Ducsaal-Bühne nicht durchweg als Einheit glänzten. Gelegentliche Kommunikationsprobleme und Missverständnisse sind dem aufmerksamen Zuschauer dabei durchaus aufgefallen, auch wenn das das klangliche Endprodukt in seiner Qualität nicht signifikant zu mindern vermochte. Sängerin Janne Schra überzeugte als facettenreiche Chanconnière, Gitarrist Arrien Molema beherrschte auch die kleine Ukulele souverän, Keyboarder Tony Roe ließ sich gar zum Harmonika-Solo hinreißen. Mangelnde Vielseitigkeit darf der Band, deren erstes Album "Six White Russians and a Pink Pussycat" in den Niederlanden alsbald Platin-Status erreichte, also zunächst nicht attestiert werden. Fingerfertig an der Ukulele

Im Gegenteil. Mit ihrer zweiten Platte "Mmm...Gumbo?" - eine Anspielung auf ein ratatouilleähnliches Gericht der amerikanischen Südstaatenküche - wird nicht nur die Tradition der kulinarischen Betitelung der Alben fortgesetzt, auch stilistisch beweisen die Musiker aufs Neue beharrlichen Eklektizismus. So zeigt der Song "Hey Hey Hey!" zwar keine literarischen Höhenflüge, überzeugt aber durch steten Wechsel von rhythmusbetonten und gänzlich nur durch das Keyboard getragenen Passagen. In "Lalala Love" beweist Gitarrist Molema seine Fingerfertigkeit an einer roten Ukulele, schlussendlich kippt der Song auch noch in Richtung Jazz. Der Eindruck, dass sich das aktuelle Album ausschließlich wortspielhafter Nonsens-Titel bedient, trügt aber. Bisweilen stechen auch qualitativ hochwertige und durchaus nachdenkliche Texte wie in "Rainy Day in the Sun" oder "Looking at my Feet" hervor. Es gelingt den Musikern während des eineinhalbstündigen Konzerts im Freudenburger Ducsaal, die Songs ihrer zwei Alben als Emanzipation von jeglicher stilistischer Einordnung zu präsentieren. Doch auch diese Medaille hat zwei Seiten: Wird der Nicht-Anschluss an eine vorherrschende musikalische Tradition zum bestimmenden Element, sind damit gleichzeitig die Wurzeln für stilistische Konstanz gelegt. Und spätestens ab dem dritten Album nach gleicher Machart wäre das Konzept von "Room Eleven" bereits veraltet, bekannt und - irgendwie schon wieder traditionell.

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