Nach der Währungsreform hatte das stundenlange Anstehen ein Ende

TRIER. (red) Nach der erfolgreichen Serie, in der Zeitzeugen aus der Region Trier von den letzten Kriegsmonaten berichteten, hat der Trierische Volksfreund eine Neuauflage gestartet. Im Mittelpunkt stehen die Wirtschaftswunder-Jahre. Heute ein Bericht von Herbert Kortzeborn aus Trier.

Am Tage der Währungsreform im Juli 1948 sah ich das erste Mal das neue Geld, die DM-Scheine, in der Trierer Stiftstraße (heute Alkuinstraße), als eine damalige Nachbarin von mir das druckfrische neue Geld in der Ausgabestelle abholte. Ganz erstaunt war ich über die amerikanischen Dollarscheinen ähnlichen neuen Banknoten. Dies zumal, da wir in Deutschland jahrzehntelang die nahezu quadratischen, gedrungenen Geldscheine der Deutschen Reichsmark gewohnt waren. Im Februar 1948, also noch zur Reichsmarkzeit, begann ich eine Handwerkslehre. Bis zum Beginn der Währungsreform im Juli 1948 zahlte man mir für eine 48-stündige wöchentliche Arbeitszeit einen Brutto-Arbeitslohn von rund zwanzig Reichsmark. Von diesem Betrag gingen die anteiligen Sozialbeiträge und dergleichen ab. Den Rest, nämlich ganze zwei Reichsmark, bekam ich als so genanntes "Sonntagsgeld" zur freien Verfügung ausgezahlt. Eine finanzielle Vergütung für geleistete Überstunden gab es kaum einmal. Lediglich als Anerkennung für die Arbeit, die ich über das Soll von 48 Arbeitsstunden hinaus leistete, gab's ab und zu einmal ein kleines Trinkgeld in Höhe von einigen Reichsmark. Im Gegensatz zur heutigen Zeit war es damals Usus, dass Kleingewerbetreibende, so auch Handwerker, ebenso die meisten Privatpersonen, nicht so leicht über ein Geschäfts- oder Privatkraftfahrzeug gleich welcher Art verfügten. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich noch sehr lebhaft daran, dass zum Beispiel Handwerker schweres, sperriges Baumaterial und Werkzeuge mittels einer großen, zweiräderigen Karre zu und von der Arbeitsstelle transportierten, ganz gleich, in welcher Entfernung und in welchem Ort oder Stadtteil sich die Baustelle befand. Im August des Jahres 1953 kaufte sich mein damaliger Arbeitgeber ein 250er-Motorrad mit einem leistungsfähigen zweirädrigen Motorradanhänger. Mit diesem Gefährt fuhren wir die Baustellen an. Im Herbst 1956 erfolgte die Anschaffung eines VW Käfer, der künftig als Material-, Werkzeug- und Personentransporter für geschäftliche Zwecke eingesetzt wurde. Meine damaligen Arbeitskollegen und natürlich auch ich empfanden dies, für damalige Zeiten noch relativ ungewöhnliche technische Errungenschaft als ganz wesentliche Erleichterung auf dem Transportsektor. Ging man in den Jahren vor der Währungsreform im Juli 1948 durch die Innenstadt Triers, sah man keine üppig beschickten und dekorierten Schaufenster, wie dies heute üblich ist. Die Schaufenster waren gähnend leer, eine Trostlosigkeit, die ihresgleichen suchte. Einige Geschäftsinhaber bestückten wegen des Nichtvorhandenseins entsprechender Ausstellungsstücke ihre Schaufensteranlagen mit Kartonagen, die das damals gebräuchliche Schneckenvertilgungsmittel "Schneckentod" beinhalteten. Jedoch sogleich nach der Einführung des neuen Geldes, der Deutschen Mark, quollen nicht nur die Schaufensteranlagen, nein, auch die Verkaufsläden, von Waren aller Art über, die dem deutschen Volk während der zurückliegenden Kriegs- und Nachkriegsjahre vorenthalten geblieben waren. Schon bald nach der Einführung der neuen Währung hatte auch das zermürbende, stundenlange Anstehen in der Warteschlange vor den Bäckerei- und Metzgerläden ein Ende. Denn schon gleich nach der Einführung der Deutschen Mark füllten sich die Läden, insbesondere die der allgemeinen Lebensmittelbranchen, mit Lebensmitteln aller Art, so wie man sie nur vom Hörensagen kannte.

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