Nach der letzten Talfahrt ist doch noch nicht Schluss

SAARBURG. Die Seilbahn in Saarburg ist gerettet. Vorläufig zumindest. Die Stadt Saarburg übernimmt für dieses Jahr als Pächter den Betrieb des Sesselliftes. Parallel dazu wird sie weiterhin versuchen, langfristig einen privaten Investor als Betreiber zu finden. Der Stadtrat entschied sich in seiner Sitzung am Donnerstagabend einstimmig für diese Übergangslösung.

Die Haushaltsplanung für das Jahr 2005 war neben einer Formalie ursprünglich einziger Tagesordnungspunkt der Stadtrat-Sitzung am Donnerstagabend. Kurzfristig erweiterte Stadtbürgermeister Jürgen Dixius das Programm jedoch um ein Thema, das ihn und einige weitere Personen in Saarburg seit Wochen beschäftigt hat. Nachdem sich Dixius am Donnerstagnachmittag "den Segen" der Kommunalaufsicht in Trier geholt hatte, konnte er dem Rat seinen Lösungsvorschlag unterbreiten.Seilbahn seit 30 Jahren am Warsberg

Über Wochen hatte sich Dixius bemüht, einen privaten Investor zu finden, der die Seilbahn vom Hagen zum Warsberg in Zukunft betreibt. Die Seilbahn war 1974 auf städtischem Boden vom holländischen Ferienpark-Betreiber Ennia aufgebaut und betrieben worden. Die Feriendorfgesellschaft Landal Green Parks, seit Anfang der 70er-Jahre auf dem Warsberg ansässig, hatte die Bahn ebenfalls auf ihre Kosten betrieben. Im Mai vergangenen Jahres hatte Norbert de Wolf, Geschäftsführer des Saarburger Ferienparks, jedoch angekündigt, dass das Unternehmen die Bahn zum Ende 2004 stilllegen wird. Zu hohe Betriebs- und Investitionskosten nannte das Unternehmen, das seit vergangenem Jahr zur amerikanischen Unternehmensgruppe Cendant gehört, als Grund. Denn elementare Ausbesserungen am Seil, der Steuermechanik und Elektro-Anlage sind mittelfristig nicht vermeidbar. Mehrere 100 000 Euro seien dafür notwendig, erklärte de Wolf damals.Investitionen waren Privatmann zu hoch

An eben diesen Kosten scheiterten auch Dixius' Bemühungen, einen Privatmann für das Projekt ins Boot zu holen. "Wir haben viele Gespräche mit Landal Green Parks und einem ernsthaften Interessenten geführt. Die Summe, die demnächst in Ausbesserungen gesteckt werden muss, war dem Interessenten jedoch zu hoch." So hat die Stadt sich noch einmal alle Zahlen vorgenommen und bis ins Detail durchkalkuliert. Basis waren nach Auskunft Dixius' Betriebsergebnisse und die Kalkulationen von zwei interessierten Investoren. An zwei elementaren Zahlen hat sich Dixius orientiert. So haben in den Jahren 2000 bis 2003 durchschnittlich 98 425 Landal-Gäste die Bahn benutzt. Durchschnittlich 40 399 sonstige Nutzer waren es im gleichen Zeitraum.Fahrten vorsichtig kalkuliert

Für die Rechnung mit Landal-Gästen hat der Stadtbürgermeister 60 000 Fahrten zu durchschnittlich 90 Cent, für die übrigen Nutzer 20 000 Fahrten zu 1,70 Euro angesetzt. "Ich habe bewusst vorsichtig gerechnet und die Zahlen weit unter dem Schnitt angesetzt." Bei Einnahmen durch die Fahrt-Preise sowie einem Posten Sponsoring (2000 Euro) und einem zugesagten Zuschuss von Landal in Höhe von 20 000 Euro kommt die Stadt auf ein Einnahmen-Ergebnis von 110 000 Euro. Den Einnahmen stehen Ausgaben in gleicher Höhe gegenüber: Für Personalkosten - ein Betriebsleiter soll jedoch nur für acht Monate beschäftigt werden - sind 81 000 Euro berechnet, für Betriebskosten 29 000 Euro. Mit Genehmigung der Kommunalaufsicht hat Dixius die 110 000 Euro nachträglich in den Verwaltungshaushalt des aktuellen Haushalts aufnehmen lassen. "Ich bin nicht glücklich, dass wir als Stadt die Bahn übernehmen müssen, sehe das jedoch als Wirtschaftsförderung. Umsätze und Arbeitsplätze in Gastronomie und Einzelhandel in Saarburg hängen stark davon ab, dass der hohe Prozentsatz der holländischen Landal-Feriengäste auch weiterhin vom Warsberg in die Stadt kommt." 60 Prozent aller Übernachtungszahlen in Saarburg brächten Ferienpark und Campingplatz auf dem Warsberg. Klar ist: Die Stadt steigt als Pächter zunächst nur für dieses Jahr ein. "Wir werden mit Hochdruck nach einem privaten Investor suchen", sagt Dixius. Das Einzige, was den Plan der Stadt nun noch platzen lassen könnte, ist die bevorstehende TÜV-Prüfung. Dixius: "Kosten für diese Prüfung und Ersatzteile sind in unserer Rechnung drin. Wenn der TÜV jedoch feststellen sollte, dass sofort eine große Reparatur notwendig ist, könnten wir die Bahn nicht übernehmen." Wieder laufen soll die Bahn, sobald die Temperaturen freundlicher sind. Ab April, Mai, schätzt Dixius.

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