Närrischer "Wohlfühl-Tag" für Männer

WALDRACH. (dis) Die erste Herrensitzung des Karnevalsvereins Waldrach (KVW) schlug vor drei Jahren ein wie eine Bombe - die Veranstaltung erwies sich als gewaltiger Erfolg. Und auch in diesem Jahr war der Andrang in der Aula der Regionalschule wieder riesig.

 Heißer Auftritt: Die brasilianische Tanzgruppe "Timbalando" bei der Herrensitzung in Waldrach.Foto: Dietmar Scherf

Heißer Auftritt: Die brasilianische Tanzgruppe "Timbalando" bei der Herrensitzung in Waldrach.Foto: Dietmar Scherf

In dieser Region gilt die Waldracher Herrensitzung als ungewöhnliches Karnevalsspektakel - dies beweist auch der Ansturm auf die Karten, die weit über die Grenzen des Ruwertales hinaus begehrt sind. "Mehr Leute können wir einfach nicht unterbringen", heißt es beim Verein.Bewährter Einsatz von Herriette

Das rund sechsstündige Programm, durch das Sitzungspräsident Peter Peters leitet, ist in allen Punkten auf die "Herren der Schöpfung" zugeschnitten. Peters wird dabei stets von seiner wortgewaltigen Partnerin Herriete unterstützt. Aber nur die Neulinge unter den Gästen wissen noch nicht, dass "sie" eigentlich ein "er" ist und Harald Junkes heißt.Pünktlich um 11.11 Uhr riefen Herriete und die Hauskapelle "Passe par tout" lautstark zum Feiern auf. "Kommt lasst uns fröhlich sein", sangen mehrere hundert gut aufgelegte und erwartungsvolle Männer mit.Die Erwartungen waren nicht zu hoch gesteckt, hatte der Veranstalter doch auch in diesem Jahr einige Leckerbissen zu bieten. So wechselten altbewährte Gäste auf der Bühne, unter ihnen auch Jürgen Wollmann, Urban Meyer und die Showtanzgruppe des KVW, mit vielen neuen Programmpunkten gekonnt ab.Die ausschließlich männlichen Besucher konnten sich außerdem an den gelungenen Darbietungen der Showtanzgruppe aus Sehlem, an dem aus Saarbrücken stammenden Willi Jost als "Hausmeister", dem Bauchredner "Mr. Hard" und an der Brasilshow "Timbalando" aus Mayen erfreuen. Und mit Jubel und Applaus wurde dabei nicht gespart.Die Stimmungsband "Kölner Strandgeier" brachte die Stimmung dann im zweiten Teil auf den Siedepunkt. Alle Darbietungen wurden, wie seit drei Jahren üblich, von professionellen Nummerngirls in der ihnen eigenen Art angekündigt. Ortsbürgermeister Heinfried Carduck sprach von einem "Wohlfühl-Tag" für die Männer. Carduck: "Vor drei Wochen hatten die Frauen in dieser Halle ihren eigenen Wellness-Tag, heute haben wir hier auch einen."Im Vorfeld hatte die Veranstaltung für Unmut gesorgt. Die Gleichstellungsbeauftragte der Verbandsgemeinde Ruwer, Annemarie Scherf, hatte zusammen mit ihren Mitstreitern die Herrensitzung in Frage gestellt. In ihren Schreiben an den Vorsitzenden des KVW Richard Schaaf, den Schulleiter, die Verbandsgemeinde, Landrat Richard Groß und die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier wurde beklagt, dass "durch sexuelle Anspielungen ein einseitig geprägtes Frauenbild" vermittelt würde.Zudem hätten in den letzten beiden Jahren Jugendliche Zutritt zur Narrhalla gehabt. Das Schreiben war jedoch für keinen der Adressaten ein Grund, die Veranstaltung zu verbieten oder in andere Räumlichkeiten zu verweisen.Auch Proteste gegen die Veranstaltung

Zitat aus dem Schreiben von Bürgermeister Bernhard Busch an Annemarie Scherf: "Die Herrensitzung zählt zum karnevalistischen Brauchtum." Bislang hätten solche Sitzungen im Kreis Trier-Saarburg selten stattgefunden. In karnevalistisch geprägten Regionen würden solche Veranstaltungen jedoch regelmäßig und zahlreich stattfinden.Die Besucher der Waldracher Sitzung zeigten kein Verständnis für die Aufregung. Tenor: Oft würde in den Vorabendprogrammen einiger Fernsehsender mehr gezeigt als in dieser Sitzung.Wegen der Vorwürfe wegen angeblich ungenügenden Jugendschutzes hatte der Veranstalter entsprechend reagiert: In Zweifelsfällen wurde das Alter der Besucher anhand des Personalausweises kontrolliert.

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