Neues Schuljahr - neuer Müll

SAARBURG. Noch liegt der Bahnhof im Dornröschenschlaf. Die Unterführungen und der Warteraum sind einigermaßen sauber, und es riecht fast normal. Doch damit dürfte bald Schluss sein.

Seit Jahren wird der Saarburger Bahnhof immer wieder verschmutzt. Besonders auffällig wird das Ausmaß während der Schulzeiten, wenn Schüler und Jugendliche jeden Morgen auf ihrem Weg zum Unterricht oder zur Arbeit in den Bahnhof einfallen. Sind alle sicher im Zug verstaut, bietet sich oft eine Spur der Verwüstung: Leere oder ausgelaufene Getränkedosen, Kaugummipapier und zerknüllte Taschentücher zieren die Böden und Wartebänke des Gebäudes. An den Wänden stehen Bekenntnisse der ersten großen Liebe oder deftige Sprüche und Zeichnungen. "Der Bahnhof sieht schlimmer aus als vor der Renovierung", beschwerte sich ein Bürger, "überall sind Graffitis, auf dem Boden türmt sich der Müll, und die Automaten sind ekelhaft versaut". "Wir versuchen unser Bestes und reinigen den Bahnhof viermal pro Woche", klagt Cornelia Rauchenberger, Pressesprecherin bei der Deutschen Bahn. "Das ist wirklich oft bei dieser Größe, aber die Jugendlichen gehen sehr ruppig mit den Dingen um." Sie vermutet, dass neben den vielen Schülergruppen auch andere Jugendliche für den Müll und die mutwilligen Zerstörungen verantwortlich sind: "Die sitzen dort abends herum, trinken Alkohol und langweilen sich. Dann kommt eins zum anderen." Erst im vergangenen Jahr wurde die Anlage für 60 000 Euro komplett saniert. Elmar Ternig aus Saarburg weiß: "Es liegt nicht an den Reinigungskräften, sondern an den Jugendlichen." "Trinken, streiten, kloppen", bringt es eine Mitarbeiterin der Bahnhofsgaststätte auf den Punkt, "und das jedes Wochenende, oft bis in die frühen Morgenstunden". Wenn es überhand nähme, würde sie die Polizei rufen, sagt sie weiter. Insbesondere im Winter sei die Situation haarsträubend. Für die Polizei Saarburg hingegen ist der Bahnhof kein Schwerpunkt bei Sachbeschädigungen, sagte Inspektionschef Günter Schander, "und für Verschmutzungen sind wir nicht zuständig". Traurig sieht es auch in dem ehemaligen Ticket-Shop aus. Der musste Ende März schließen, weil der Betreiber, die Entrada, erhebliche Zahlungsrückstände gegenüber der Bahn hatte. "Managementfehler" gestand der damalige Entrada-Geschäftsführer Claus Schlemmer ein.Eröffnung des Ticket-Shops in Arbeit

Neben Fahrkarten wurden dort auch kalte Getränke, Eis und andere Reise-Souvenirs verkauft. Mehrere behinderte Menschen verloren ihren Job. Einziger Hoffnungsschimmer für die Saarburger und ihre Gäste: Der Bahnhof gehört nach Informationen der Deutschen Bahn in die Kategorie "Betreiber gesucht". Das bedeutet: Sobald ein Interessent gefunden ist, wird der Laden auch wieder geöffnet. Wann das allerdings der Fall sein wird, steht noch in den Sternen. "Es laufen Gespräche", bestätigt Cornelia Rauchenberger, "mehr können wir derzeit nicht sagen". Bis dahin müssen sich die Reisenden mit den Ticket-Automaten vergnügen. "Wir waren gestern schon mal hier und haben probiert", verrät Paul-Christian Kühle aus der Nähe von Dortmund. "Nach einigem Gedrücke haben wir die richtige Karte für einen Tagesausflug nach Trier gefunden." Er macht mit seiner Frau und den beiden Töchtern Urlaub auf dem Warsberg. Diese Familie hat zum Glück nicht gesehen, was demnächst wahrscheinlich wieder im und um den Saarburger Bahnhof los ist: aufgebrochene Automaten, verdreckte Wände und viel Abfall.Morgen in unserer Serie "Kreis - ganz nah": Die geplante Umgehungsstraße für Ayl ist Top-Thema in der Saargemeinde.

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