Nicht nur meckern, sondern machen

FELL/KÖWERICH. Der Altersdurchschnitt in den Gemeinderäten liegt vielerorts locker bei über 50 Jahren. In Fell und Köwerich könnte das nach der Kommunalwahl im Juni anders aussehen: In beiden Dörfern treten "junge Listen" gegen die "Altgedienten" an.

 Jung und engagiert sind die Mitglieder der Feller Wählerliste Daniel Hoff: Sebastian Fournier, Christoph Zawieja, Daniel Neyses, Nadine Spanier, Bernd Hoff, Daniel Hoff, Christian Spieles und Thomas Jakobs. Es fehlen: Marco Schneider und Manuel Mehta.Foto: Christiane Wolff

Jung und engagiert sind die Mitglieder der Feller Wählerliste Daniel Hoff: Sebastian Fournier, Christoph Zawieja, Daniel Neyses, Nadine Spanier, Bernd Hoff, Daniel Hoff, Christian Spieles und Thomas Jakobs. Es fehlen: Marco Schneider und Manuel Mehta.Foto: Christiane Wolff

"Eine ältere Generation kann nur schlecht über die Bedürfnisse einer jungen Generation entscheiden", sagt Daniel Hoff aus Fell, "das ist doch ganz normal." Der 20-Jährige entspricht zwar nicht unbedingt dem Klischee vom energisch-erfolgsorientierten Jungpolitiker, wirkt dafür aber umso überlegter und authentischer. "Im Gemeinderat sollten alle Generationen vertreten sein. Außerdem wollen wir nicht nur meckern, sondern machen", sagt er. Gemeinsam mit ihm wollen neun weitere junge Leute aus Fell sich der Gemeinderats-Wahl im Juni stellen. Der jüngste auf ihrer "Liste Hoff" ist 18, der älteste 24. "Als das Jugendheim geschlossen wurde, wurden keine Alternativen geschaffen, obwohl wir uns angeboten hatten, beim Bau eines Jugendtreffs vieles in Eigenleistung zu übernehmen", spricht Christian Spieles das Hauptanliegen der Liste, die Jugendpolitik, an. Fell liegt in der VG Ruwer mit umgerechnet knapp 800 Euro Miesen pro Einwohner auf dem fünften Platz bei der Pro-Kopf-Verschuldung. "Und das bisschen Geld, das da ist, wird in falsche Projekte gesteckt", kritisiert das jüngste Listenmitglied, Christoph Zawieja. Warum die "Liste Hoff" wegen ihres Altersdurchschnitts von 20 einzigartig in der VG ist, wissen die jungen Leute selber nicht so richtig. "Es ist ein ungeheurer bürokratischer Aufwand, bis man offiziell zur Wahl gemeldet ist", sagt Bernd Hoff, der auf Platz Zwei der Liste steht, "vielleicht schreckt das manche ab." Bei behördlichen Angelegenheiten und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt Anke Krämer-Gorges aus Fell die Gruppe. Mit Informationen rund um die gemeindepolitische Arbeit hilft der Erste Beigeordnete des Feller Rats, Josef Breiling, über die Anfangsschwierigkeiten hinweg. "Von den Rats-Herren werden wir schon ein bisschen belächelt", beschreibt der 20-jährige Sebastian Fournier die Situation. Aber die jungen Erwachsenen wollen den "Altvorderen" das Feld nicht kampflos überlassen: "Unsere Chance liegt in einer höheren Wahlbeteiligung in unserer Generation als sonst", sagt der Christian Spies (19), "dann können wir auf zwei Plätze hoffen." Mit acht Listenmitgliedern zwischen 24 und 42 Jahren liegt die "Freie Wählergruppe Reimund Jostock" aus Köwerich zwar gut über dem Altersdurchschnitt der Feller, aber noch weit unter dem Altersdurchschnitt der Gemeinderäte in der VG. Ihre Motivation ist ähnlich wie die ihrer Feller Kollegen: "Es geht nicht an, dass man vom Gemeindeleben profitieren will und sich gleichzeitig nicht engagiert", sagt der Listenerste Reimund Jostock. Zu dem Willen, selbst etwas zu bewegen, kommen die schlechten Rahmenbedingungen im Rat: "Bei der letzten Wahl verteilten sich die Stimmen zwar fast ausgeglichen auf die beiden seit langem existierenden Listen, aber die Sitzverteilung ist fünf zu drei, denn bei zwei Listen muss eine die absolute Mehrheit haben", erklärt Jostock. Durch die einseitige Mehrheitsverteilung fielen zu viele gute Ideen der kleineren Fraktion unter den Tisch. "Eine dritte Liste im Rat würde zu mehr Flexibilität und Kooperation bei Entscheidungen führen", sagt der 42-jährige zweifache Familienvater. Am Herzen liegt der Wählergruppe nicht nur die eigene Generation: "Wir wollen uns für die Bedürfnisse aller einsetzen, denn was uns heute noch nicht betrifft, betrifft uns vielleicht in zehn Jahren", sagt Listenmitglied Elmar Schlöder. Seit Herbst treffen sich die Mitten im Leben stehenden Mitglieder der Wählergruppe alle 14 Tage um sich zu besprechen. Außerdem stehen viele Termine rund um die Wahl an. Jostock ist zusätzlich in der FWG der VG engagiert. Im Unterschied zu Fell ist Köwerich schuldenfrei und verfügt sogar über erhebliche finanzielle Ressourcen. "Zum Beispiel könnte die Renovierung des Kindergartens daher bald angegangen werden", sagt Jostock. Zur Feller Kandidatenliste Hoff gehören Daniel Hoff, Bernd Hoff, Sebastian Fournier, Christian Spieles, Christoph Zawieja, Nadine Spanier, Thomas Jakobs, Daniel Neyses, Marco Schneider und Manuel Mehta. Zur Freien Wählergruppe Reimund Jostock in Köwerich gehören Reimund Jostock, Elmar Schlöder, Harald Gindorf, Frank Basten, Dieter Lex, Michael Classen, Werner Jostock und Birgit Steffen.

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