Papst und Pop

TRIER. Die Verantwortlichen haben eifrig geworben, und das Werben hat etwas gebracht: Viele Jugendliche fahren zum Weltjugendtag nach Köln. Die Motivation reicht von "Papst sehen" über "Begegnung mit Jugendlichen" bis zu "Glauben erleben".

Aus Polen, so ist derzeit oft zu lesen, kommen nicht so viele Jugendliche zum Weltjugendtag nach Köln, weil sie nur dorthin gefahren wären, um "ihren" Papst Johannes Paul II. zu erleben. Aus Frankreich und Italien kommen nicht so viele, weil sie ihr Geld schon für die Fahrten nach Rom (Beerdigung von Johannes Paul II, Wahl von Benedikt XVI.) ausgegeben haben. Wie sieht es aus mit den jungen Deutschen? Viel Arbeit haben sich die Organisatoren in den vergangenen Wochen gemacht, um Jugendliche für die Tage zu begeistern. Der Schweicher Pfarrgemeinderatsvorsitzende Joachim Wagner hat mit seinen Helfern Flyer, Plakate und Pfarrbrief-Artikel erstellt. Der Trierer Pfarrer Stefan Dumont hat an einem Sonntag seine Predigt zum Thema Weltjugendtag gehalten - unterstützt von Beamer und Laptop. Das Dekanat Konz-Saarburg hat eine Sternwallfahrt veranstaltet und einen großen gemeinsamen Gottesdienst mit Weihbischof Leo Schwarz gefeiert. Mittlerweile laufen im Fernsehen Spots, mit denen Appetit auf die Tage in Köln gemacht werden soll. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Andrea May vom Weltjugendtags-Büro in Trier rechnet mit 2500 Anmeldungen von Jugendlichen aus dem Bistum Trier, mehr als 250 davon stammen von der Jugendzentrale Trier (umfasst die Dekanate Trier, Konz-Saarburg, Schweich-Welschbillig, Hermeskeil-Waldrach und Wittlich). Doch die Anmeldungen sind ungleich verteilt. So fährt beispielsweise aus dem Alt-Dekanat Konz ein Jugendlicher die vollen sechs Tage nach Köln; "aber viele fahren dann quasi privat für einen kürzeren Zeitraum, nur für drei Tage oder nur wegen der Papst-Vigil dorthin", schränkt der Konzer Gemeindereferent Bernhard Meyer-Weires ein. Aber so fahren beispielsweise auch allein aus der Trierer Seelsorgeeinheit St. Andreas/St. Augustinus mehr als 20 Jugendliche mit nach Köln; "es gibt bei uns ohnehin eine recht aktive spirituelle Gruppe, und deswegen kam es so schnell zu dieser großen Anzahl", berichtete die dortige Gemeindereferentin Pia Tholl. Bleiben noch die Gründe, warum die Jugendlichen zum 20. Weltjugendtag fahren. Eine kleine Umfrage in der Pfarrei St. Matthias Trier mit Pastoralassistentin Katja Bruch fördert eine Unmenge an Antworten zu Tage - gemäß des Programms, das vom poppigen Musik-Picknick bis zum Kreuzweg vielfältigste Aspekte beeinhaltet. "Es ist einfach ein großes Event, wir wollen viel Spaß haben", sagen die einen. "Die Begegnung mit Jugendlichen aus aller Welt reizt uns", sagen die anderen. "Den Glauben und die Kulturen anderer Menschen kennen lernen", sagen die dritten. Katja Bruch erklärt: "Der religiöse Aspekt ist bei deutschen Jugendlichen sehr differenziert, Jugendliche aus anderen Teilen der Welt haben da eine ganz andere Einstellung." Und dann noch der Papst. "Für mich ist das eine Motivation", sagt Patrick. "Der alte wäre mir lieber gewesen", entgegnet Bernadette. Und da ist sie wohl nicht die Einzige, die so denkt. Beim vergangenen Weltjugendtag in Toronto wurde Johannes Paul II. gefeiert - mit Parolen wie "Jean Paul two, we love you." Andrea May vom Weltjugendtags-Büro: "Solange der alte Papst noch lebte, war das Argument, den Papst zu sehen, wichtig. Wie sich das nun entwickelt, ist schwer abzuschätzen."

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