Rinder und Schafe weiden im Steilhang

SCHLEICH. Die letzten Trauben sind geerntet, viele Wingerte sogar schon geschnitten, viele werden aber auch wieder brach fallen. Genau da greift das Projekt "Flächenmanagement" der Verbandsgemeinde Schweich.

SMS im Weinberg. Warum nicht? Winzer sind mobil, wollen auch bei der Arbeit an Rebe und Traube erreichbar sein. Auf einem vier Hektar großen Areal bei Schleich gibt es derzeit gar eine SMS-Hysterie. Dabei spielt das Handy allerdings keine Rolle. SMS steht in diesem Fall für Steillagen-Mechanisierungs-System. Hauptakteur ist Bernd Klein. Er bedient das Gefährt, das so ziemlich alles kann, was im Weinberg erforderlich ist: Es mulcht, düngt, erledigt die Laubarbeiten. "Irgendwann kann man damit auch Trauben lesen", sagt er.Gerät ist in steilsten Lagen einsetzbar

Und das Schönste dabei. Das Gerät kann auch in Steillagen eingesetzt werden, die diesen Namen wirklich verdienen. Mit allen Geräten kostet es allerdings auch die Kleinigkeit von 100 000 Euro. Derzeit verrichtet Klein eine Arbeit, die manchem Weinfreund das Herz bluten lässt. Er mulcht das Gestrüpp, das sich auf bereits länger brach liegenden Flächen breit gemacht hat. Das Gefährt ist so konstruiert, dass Klein alle Arbeiten selbst erledigen kann. Und er arbeitet effektiv. "Für einen Hektar brauche ich acht bis zehn Stunden", sagt er. Für die Verbandsgemeinde Schweich, Trägerin des Projekts "Flächenmanagement" ist Klein ein Glücksfall. Er habe ein äußerst kostengünstiges Angebot gemacht, berichten Bürgermeister Berthold Biwer und Beigeordneter Erich Bales beim Ortstermin in Schleich. Wenn im Frühjahr 2004 die nächste Vegetationsphase beginnt, soll auf den Flächen ein sattgrüner Wiesen-Teppich mit schmackhaften Gräsern stehen. Entsprechende Mischungen wurden gesät. Daran sollen sich Rinder und Schafe gütlich tun. Mit einem Rinderhalter aus Schleich laufen Verhandlungen. Er wolle sich auch noch Schafe anschaffen, berichtet Walter Oeffling (Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum). Wenn diese Art der Beweidung funktioniert, soll sie institutionalisiert werden. Wenn Schafe und Rinder die Gräser und Kräuter schmähen oder ihr Besitzer nicht zufrieden ist, wird das Gelände auch in Zukunft zumindest einmal im Jahr gemulcht werden Aber es geschieht noch mehr auf dem vier Hektar großen Gelände. Eine Fläche ist bereits mit Apfelbäumen bepflanzt worden. Dabei handelt es sich heimische Viezobst-Sorten. Auf einer zweiten Streuobstwiese werden ebenfalls Apfelbäume stehen, allesamt Renettensorten. Entlang der Weinbergswege werden Esskastanien gepflanzt. Damit das Vieh nicht das Weite sucht, werden Zäune angelegt. In diesem Bereich, Teil des Pilotprojektes Schleich-Ensch, wird deutlich, was die Verbandsgemeinde Schweich mit dem Projekt "Flächenmanagement" vor hat. Sie möchte die brach liegenden Weinbergsflächen zusammenfassen, sie entweder mit Beweidung oder maschinellem Einsatz offen halten oder aber mit Bäumen bepflanzen. Die Fläche in Schleich soll zudem als Obstlehrpfad (Informations- und Aussichtspunkt) ausgewiesen werden und damit auch touristisch genutzt werden. Mehr als 100 Hektar hat die Verbandsgemeinde Schweich bisher erworben. Diese großflächige Ankauf war allerdings nur möglich, weil das Gelände als Ausgleichsfläche für Bauarbeiten auf dem Flugplatz Spangdahlem herhalten kann (der TV berichtete). Dabei soll allerdings etwas nicht vergessen werden. Hinter all dem Tun steckt die Absicht, den Winzern, die in ihrem Beruf eine Zukunft sehen, das Weitermachen so leicht wie möglich zu machen - zum Beispiel durch Flächenzusammenlegung. Bernd Klein, der in Mehring zusammen mit seiner Frau eine kleine Firma betreibt, macht den Winzern Mut. Wer erlebt habe, wie gut mittlerweile die Mechanisierung im Steilhang funktioniere, sei "sehr positiv eingestellt". Viele Winzer, spezielle an der Mittelmosel, wüssten aber ganz einfach noch nicht, was alles machbar sei, um den Arbeitsaufwand herunterzufahren.

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