Rosenkranz beim Ausdauerlauf

AACH. (red) Seine kreativste Phase habe er während des Laufens. Das scheint nichts außergewöhnliches für einen Marathonläufer zu sein. Aber Bruder Lothar Wagner vom katholischen Männerorden der Salesianer Don Boscos ergänzt, dass er beim Hamburg-Marathon schon mal einen Rosenkranz gebetet habe.

Hatte er Zweifel am Durchkommen? Gewiss nicht, denn mental und körperlich konnte er ohne größere Probleme locker seine Bestzeit von drei Stunden und 14 Minuten einlaufen. Nein, es seien die Entspannung und auch eine innere Ruhe, die ihm während des Laufs eine besondere Nähe zu Gott bescherten. Seine Mitbrüder aus dem Kloster Benediktbeuern konnte er dennoch nicht für diese etwas neue Gebetsform gewinnen. Bruder Lothar Wagner kommt aus Aach. Derzeit studiert der 31-jährige Sozialarbeiter Theologie im oberbayrischen Klosterdorf Benediktbeuern. Im vergangenen Jahr kehrte Bruder Lothar aus dem westafrikanischen Land Ghana zurück. Dort leitete er ein Haus für 100 Straßenkindern und erlebte Armut und Elend aus nächster Nähe. Auch dort frönte er seiner Lauf-Leidenschaft. Nun hat Bruder Lothar ein neues Ziel: den 100-Kilometer-Lauf in Leipzig im kommenden August. Diese 100 Kilometer lässt er sich durch Freunde und Bekannte sponsern. Die Sponsorengelder fließen in Bildungsmaßnahmen in Afrika, die von der Internationalen Jugendarbeit der Salesianer Don Boscos im Kloster Benediktbeuern koordiniert werden. "Es war und ist mir immer ein großes Anliegen gewesen, meinen eigenen Beitrag für mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt zu geben", wirkt er etwas nachdenklich. Man merkt ihm an, dass er nachdenklich wird, wenn er an die Zeit in den Slums in Afrika zurückdenkt. "Mit Not und Elend fertig zu werden, ist eine Herausforderung. Eine andere - und reizvollere - besteht für mich darin, mich für Bildungsgerechtigkeit einzusetzen."Plan: Stiftung für Marathon-Läufer

Bereits in Afrika fasste er mit seinen Ordensbrüdern in Ghana, Liberia, Sierra Leone und Nigeria den Beschluss, sich weiter aktiv für Bildungsgerechtigkeit einzusetzen. Die Idee einer Stiftungsgründung eigens für Marathonläufer kam ihm nun während des Laufens. Eine Stiftung deshalb, weil nur diese Form mittelfristige Planungssicherheit geben kann. Das einzige Problem ist das Stiftungskapital. Bisher fehlen noch 5000 Euro. An dieser Stelle kommt nun eine Lebenseinstellung von Bruder Lothar zum Tragen. Denn vieles regelt er anscheinend mit Stoßgebeten während des Laufs: "Ich habe großes Gottvertrauen. Ich tue meines, und der liebe Herrgott wird seines dazufügen", so die flotte Antwort des Ordensbruders. Die Marathonstiftung: "Lauf' für Afrika!" appelliert direkt an Marathonläufer, sich ihren Lauf von Bekannten oder Freunden zugunsten von Bildungsmaßnahmen in Afrika sponsern zu lassen. "Laufend helfend", nennt das der Stifter Bruder Lothar. Dabei ist es sein Wunsch, dass der Läufer dies im doppelten Sinne verstehen möge. "Durch das Laufen helfen ist der erste Appell. Der zweite besteht darin, auch fortlaufend zu helfen." Und Bruder Lothar weist darauf hin, dass es sich bei Bildungsmaßnahmen nicht um eine einmalige Sache handelt, sondern eine Ausbildungsphase meist vier bis sechs Jahre dauert. Der Erlös werde direkt in Lehrpersonal, Schulbücher sowie Förderprojekte investiert. "Wenn ein Marathonläufer für jeden gelaufenen Kilometer einen Euro erhält, so kann ein Kind in Afrika für ein Jahr die Schule besuchen", erklärt der erfahrene Afrikakenner. Ein weiterer Trumpf dieser Stiftung sei es, dass die katholische Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos bereits über ein gut funktionierendes soziales Netzwerk in Afrika verfügt. Wer sich informieren möchte, kann dies im Internet tun unter www.marathonstiftung.de, wer helfen möchte, kann spenden: Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, BLZ 700 543 06, Konto: 550 82 556.

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