"Rücksichtsvolle" Einbrecher, schwerwiegende Folgen

SAARBURG. Für jeden, der ein Eigenheim besitzt, ist es der Albtraum schlechthin: Während das Haus vorübergehend verwaist ist, verschaffen sich ungebetene "Gäste" gewaltsam Zutritt. Noch lange, nachdem die Einbrecher wieder verschwunden sind, haben die Betroffenen mit der Tat und mit ihrer Angst zu kämpfen.

 Ungebetene "Gäste": Oft durchwühlen Einbrecher bei ihren Beutezügen Schubladen und Schränke. Für die Betroffenen ist das ein erheblicher Eingriff in ihre Privatsphäre. TV-Foto: Hermann Pütz

Ungebetene "Gäste": Oft durchwühlen Einbrecher bei ihren Beutezügen Schubladen und Schränke. Für die Betroffenen ist das ein erheblicher Eingriff in ihre Privatsphäre. TV-Foto: Hermann Pütz

Peter Temmes (Name von der Redaktion geändert) erinnert sich nur ungern an den Tag Mitte November. Erst spät am Abend nach Hause gekommen, merkte der 50-Jährige aus Trassem noch im Flur: "Hier stimmt etwas nicht." Temmes berichtet: "Die Terrassentür stand offen. Ich ging ins Wohnzimmer und sah, dass alle Schubladen herausgezogen waren, Gegenstände lagen herum." Dem Schock über das Werk von Einbrechern folgte die Wut. "Ohne viel zu überlegen, lief ich durch jedes Zimmer. Ich dachte: Wenn ich die erwische, dann gibt es Ärger. Erst hinterher kam mir der Gedanke, dass noch jemand hätte im Haus sein können. Man weiß ja nie, wie so einer reagiert." Der Wut folgt die Erkenntnis

Der Wut folgte die Erkenntnis, dass der oder die Täter die mehrere tausend Euro teure Uhrensammlung mitgenommen hatten. Einen Teil davon konnte die Polizei später 300 Meter vom Tatort entfernt sicherstellen. Peter Temmes hatte Glück im Unglück. Denn: "Abgesehen von der aufgehebelten Terrassentür und der fehlenden Uhrensammlung gab es keine Schäden." Ähnliches berichten auch Monika und Günther Steinmetz (Namen von der Redaktion geändert), deren Wohnhaus im Dezember das Ziel von Einbrechern war. "Die Leute sind geradezu rücksichtsvoll mit der Wohnungseinrichtung umgegangen", berichtet Günther Steinmetz etwas zynisch. Auch im Fall des in der Verbandsgemeinde Konz lebenden Ehepaars kamen die Täter, während das Haus vorübergehend verwaist war, über die Terrassentür an der unbeleuchteten Rückseite. Außer der kaputten Tür und dem materiellen Verlust gab es keine Schäden. Obwohl die Tat bereits mehrere Wochen zurückliegt, haben Monika und Günther Steinmetz sie noch nicht verarbeitet. Da ist beispielsweise die Angst, es könne wieder jemand im Haus sein, aber auch das Gefühl, "dass ein Fremder in meinen Sachen gewühlt hat", wie Monika Steinmetz berichtet. "Nachdem die Polizei da war, habe ich erst mal alle Kleidungsstücke gewaschen und mehrfach im Haus geputzt." Ehemann Günther betont: "Es hat sich jemand in unser Leben geschlichen, der da nichts zu suchen hat." Und: "Wir fühlen uns im Haus nicht mehr sicher." Auch Peter Temmes hatte in der Zeit nach dem Einbruch ein "unruhiges Gefühl". "Ich glaubte manchmal, im Haus Schatten herumhuschen zu sehen." Heute, nach fast zwei Monaten, fühle er sich aber wieder sicher - auch, weil er inzwischen "technisch aufgerüstet" habe, um einem erneuten Einbruch vorzubeugen. Kriminalisten sprechen in diesem Zusammenhang von "subjektivem Sicherheitsempfinden". Claus Bermes, Leiter der Außenstelle Trier des Weißen Rings, kennt die psychischen Folgen, unter denen Einbruchsopfer leiden. Um das Geschehene und damit verbundene Ängste verarbeiten zu können, sei das Gespräch enorm wichtig. Man müsse nur jemanden finden, der zuhöre. "Einem Angehörigen wird das nicht selten irgendwann zu viel. Genau an diesem Punkt setzen wir an", sagt Bermes. Als bundesweite Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer und ihre Familien habe sich der Weiße Ring auf die Fahnen geschrieben, menschlichen Beistand zu leisten, erklärt Bermes. Sollte das nicht reichen, vermittele man auch "weiterreichende" Hilfe, beispielsweise durch einen Psychotherapeuten. Für eine Erstberatung stellt der Weiße Ring so genannte Beratungschecks aus. Immerhin: "Die Chancen, das Geschehene zu verarbeiten, stehen gut, auch wenn es mehrere Monate dauern kann", erklärt Bermes. "Viele Einbruchsopfer werden aber langfristig misstrauischer."Täter weder Einzelperson noch Einheimische

"Ist zu befürchten, dass ein Betroffener die Situation nur schwer verkraftet, weisen wir schon bei der Tatortaufnahme auf die unterschiedlichen Hilfsangebote hin, zu denen auch die katholische Seelsorge zählt", erklärt einer der mit Einbruchsdelikten betrauten Beamten der Polizei Saarburg. Zum Ermittlungsstand der aktuellen Fälle in den Verbandsgemeinden Konz und Saarburg könne man derzeit nur wenig sagen. Aber: "Es scheinen immer dieselben Täter am Werk zu sein, die ihr Fluchtfahrzeug stets weitab vom Tatort parken." Und: "Es handelt sind vermutlich weder um Einzelpersonen noch um Einheimische." Denkbar sei eine ausländische Tätergruppe. Auf jeden Fall sei Wachsamkeit angebracht und jede noch so scheinbar belanglose, wenngleich auffällige Beobachtung der Polizei zu melden - "damit es erst gar nicht zu einem Einbruch kommt". Die Außenstelle Trier des Weißen Rings ist zu erreichen unter der Telefonnummer 0651/6860799.

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