Streit um Windräder am Judenkopf

Serrig/Taben-Rodt/Greimerath · Wende im Streit um Windräder auf dem Judenkopf: Serrig und die Verbandsgemeinde Saarburg bieten Greimerath Gespräche an, nachdem die Hochwaldgemeinde ihren geschlossenen Widerstand gegen Windräder auf dem Judenkopf aufgegeben hat. Die CDU in Greimerath kritisiert die Wende. Die Gemeinde Serrig begrüßt die Entscheidung.

Serrig/Taben-Rodt/Greimerath. Fünf Gemeinden teilen sich das Land rund um den Judenkopf. In der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg sind das Serrig, Irsch und Taben-Rodt. Dazu kommen in der VG Kell am See die Gemeinde Greimerath und im Saarland Britten. Seit einem Jahr drehen am Rand von Britten Windräder. Bislang zum Ärger der Greimerather (siehe Extra), die sich gegen solche Anlagen auf dem Judenkopf ausgesprochen hatten.
In der VG Saarburg laufen mittlerweile seit Anfang 2013 Untersuchungen, an welchen Stellen auf dem Judenkopf Windräder Sinn machen würden und planungsrechtlich erlaubt werden könnten. Nach aktuellem Stand sind das nur noch zwei Teilflächen östlich von Serrig. Nachdem in Greimerath bislang entsprechende Planungen abgelehnt hatte, wurden Gespräche zwischen den Gemeinden zu diesem Thema offiziell nicht geführt.
In Greimerath hängt nach einem aktuellen Windkraftbeschluss der politische Haussegen schief - und die Fronten sind dabei klar: In der jüngsten Ratssitzung hatten sich die Fraktionen von SPD und FWG in einer Kampfabstimmung gegen die CDU durchgesetzt. Der gemeinsame Antrag von SPD und FWG hat das Ziel, dass in der Flächennutzungsplanung der VG Kell auch der zu Greimerath gehörende Teil des Judenkopfs wieder für den möglichen Bau von Rädern berücksichtigt wird.
CDU kritisiert andere Fraktionen


Für die CDU übt Simone Martini, die auch Leiterin der Außenstelle der Volkshochschule in Saarburg ist, im TV-Gespräch scharfe Kritik am Vorgehen von SPD und FWG. Sie wirft beiden Fraktionen eine "unangekündigte Kehrtwende" vor.
Sie ist der Meinung, dass sich die Gemeinde mit ihrem Beschluss "völlig unglaubwürdig" gemacht und ein "fatales Signal" an die windkraftwilligen Gemeinden in der VG Saarburg gesendet hat. Genau diese Pläne der Nachbarn aus Serrig, Taben-Rodt und Irsch waren jedoch der Anstoß für den Antrag der SPD/FWG-Koalition in Greimerath. Laut Gerhard Witt-Weustenfeld, SPD-Fraktionsschef in Greimerath, seien diese Nachbargemeinden an die Greimerather herangetreten, "weil sie uns mit im Boot haben wollen". Er macht aber auch klar, dass Greimerath damit die Chance wahrt, am Bau der Anlagen finanziell zu profitieren.
Der Serriger Ortsbürgermeister Egbert Adam (CDU) bestätigt, dass es einen losen Dialog der Gemeinden über die Verbandsgemeindegrenzen hinweg gebe. Er begrüßt die Entscheidung Greimerath, da "damit die Tür für gemeinsame Gespräche" geöffnet sei. Das Greimerather "Nein" zum Windpark Britten mahne, Kritik der Nachbargemeinden an Windkraftplänen ernst zu nehmen. "Eine Kooperation in dieser Frage mit der Hochwaldgemeinde wird ausdrücklich angestrebt", sagt Adam. Ein Ansatz, den der Irscher Ortsbürgermeister Jürgen Haag (FWG) teilt: "Auch wenn nach der jüngsten Entscheidung im Verbandsgemeinderat Saarburg auf Irscher Gemarkung kein Windrad stehen wird, ist die Entwicklung zu begrüßen. Wir müssen auf erneuerbare Energien setzen, um den Klimawandel zu stoppen." Klaus Neuses, Ortsbürgermeister von Taben-Rodt, fasst die Meinung des Ortsgemeinderats so zusammen: "Das Gremium befürwortet den Ausbau erneuerbarer Energien. Taben-Rodt scheidet wegen seiner Lage im Unteren Saartal dafür aus. Windrädern jenseits der Hangkante würden wir jedoch nicht widersprechen, wenn der Abstand gewahrt und das Landschaftsbild nicht beeinträchtigt würde."
Der VG Saarburg ist die jüngste Entwicklung in Greimerath laut Bürgermeister Jürgen Dixius (CDU) "offiziell" noch nicht bekannt. Er geht aber davon aus, dass Gespräche mit den rheinland-pfälzischen und saarländischen Nachbarn wieder aufgenommen und alle gemeinsam das Vorgehen "zeitnah miteinander abstimmen" werden.Extra

Der geplante Bau eines Windparks mit fünf Rädern auf dem saarländischen Teil des Judenkopfs führte Anfang 2013 zu einem Proteststurm in Greimerath. Gegen die Pläne der Gemeinde Losheim bildete sich in Greimerath die Bürgerinitiative Pro Natur Hochwald. In dieser Gruppe sind Simone Martini und andere CDU-Politiker nach wie vor tragende Figuren. Der Gemeinderat Greimerath lehnte im März 2013 mit einstimmigem Beschluss die von Losheim vorgesehene Ausweisung des Judenkopfs für Windkraft ab. Dessen ungeachtet trieben die Saarländer die Arbeiten am Windpark aber zügig voran. Im September 2013 wies das Verwaltungsgericht Saarlouis die Klage der Greimerather gegen die Errichtung der Anlagen ab. Die fünf Räder sind seit Ende 2013 in Betrieb. Der zu Greimerath gehörende Teil des Judenkopfs zählte 2012 zwar ursprünglich ebenfalls zu den möglichen Windkraft-Standorten in der VG Kell. Dieser Bereich wurde Anfang 2013 nach den Greimerather Protesten gegen die Pläne im Saarland aber aus dem Verfahren herausgenommen. ax

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