Ungeheuer in der Kyll

KORDEl. Zwei Vorstellungen sind komplett ausgebucht, für die dritte gibt es nur noch wenige Karten. Die Theaterstücke des Kordeler Heimatvereines garantieren immer volles Haus und jede Menge Spaß auf der Bühne.

 Erste Hilfe für die holländischen Gäste: Der Doktor (Hermann-Josef Dixius) untersucht den Hooligan (Holger Schaan). Gespannt warten die Kellnerin (Claudia Schaller) und Opa Pitter (Michael Schaller) auf die fachmännische Diagnose. Foto: Hans Michael Engelke

Erste Hilfe für die holländischen Gäste: Der Doktor (Hermann-Josef Dixius) untersucht den Hooligan (Holger Schaan). Gespannt warten die Kellnerin (Claudia Schaller) und Opa Pitter (Michael Schaller) auf die fachmännische Diagnose. Foto: Hans Michael Engelke

Ein Campingplatz am Kordeler Schwimmbad, das Wassertretbecken mitten im Ort, Tribünen an und ein Glasbodenboot auf der Kyll sowie eine Zahnradbahn auf die Hochmark: Kordels Bürgermeister hat große Pläne, schließlich erwartet der kleine Ort an der Kyll enorme Touristenströme. Leider nicht wirklich, sondern nur im Theaterstück des Heimatvereins Kordel. Elke Schulte, rühriges Mitglied im Verein, führt mit dem von ihr geschriebenen Stück "Alles fier et Duaf" einen erfolgreichen Angriff auf das Zwerchfell des Publikums durch. Kaum drei Sätze fallen ohne heftige Lacher bei den Besuchern. Das im Stück waschechte Kordeler mitspielen, bereichert die Aufführung. Ortsbürgermeister Medard Roth spielt sich selbst und Arzt Dr. Hermann-Josef Dixius, der gleich eine Doppelrolle als Dorfarzt und "Klingelmatti" ausfüllt, diagnostiziert bei seinem Patienten einen wirtschaftlichen Totalschaden. Ein Gag folgt dem anderen, das gelungene Stück ist voller Anspielungen auf das Dorfgeschehen. Aber woher kommen die Touristenströme? Was lässt den Bürgermeister und seine Bürger in der Kneipe "Zum kleinen Heinz" - Käthe Mossem ist Wirtin Marie, und Norbert Beucher überzeugt als Heinzchen - von solchen Höhenflügen träumen? Ein Ungeheuer ist es, gesichtet und fotografiert von einem Reporter namens "Kanz" - Ähnlichkeiten rein zufällig. Bezechte Gäste und ein baggernder Opa

Ungeheuer komisch ist die unvermeidliche Liebesgeschichte im Stück: Fräulein Hopfstengel, gespielt von Waltraud Ensch, macht sich an den Junggesellen Schorsch (Jürgen Hein) heran. Urkomisch ist Ramona Müllers. Allein ihr unnachahmlicher Schwung auf den Thekenhocker sorgt für Szenenapplaus. Als Köchin Theres weiht sie in die Geheimnisse der Gastronomie ein und erklärt unter anderem, warum zwei Spiegeleier teurer sind als zwei Rühreier. Logisch, "Weil ma de Spiejeleia noziahlen kaan." Dass sich die herbe Köchin später auch als das eigentliche Ungeheuer entpuppt, die vom Reporter Kanz beim Tauchtraining in der Kyll fotografiert wurde, erklärt sich aus dem doch ziemlich gewaltigen Körperumfang und dem dazu nicht wirklich passenden Outfit der Köchin Theres. Daher auch der Anlauf auf den Barhocker. Aber was tut man nicht "Alles fier et Duaf". Auch nachdem die Truppe beim kleinen Heinz den tragischen Irrtum erkennt, will man bei der Ungeheuer-Story bleiben. Schließlich braucht man den touristischen Aufschwung. Ob Claudia Schaller als Kellnerin, Christina Ensch als Lehrmädchen, der Briefträger Harry Reuter oder Winfried Junk als bezechter Gast - die monatelangen Proben haben sich bei allen Darstellern bezahlt gemacht. Das Publikum hat sich prächtig unterhalten. Georg Birkel als Reporter und Michael Schaller als Rollstuhl fahrender, junge Mädchen anbaggernder Opa Pitter bedienten herrlich jedes Klischee. Und Autorin Elke Schulte profilierte sich gleich in einer Doppelrolle, sie gab zwei authentische Wirtinnen, Gunda Neyses und Getrud Reichert. Für die Zusatzveranstaltung am kommenden Samstag im Bürgerhaus Kordel, Start 20 Uhr, gibt es bei der Toto-Lotto-Annahme Richard Schmitz, Bahnhofstraße 9, Kordel, noch einige Karten.

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