Vom Kultkrad bis zur "Pille"

Wincheringen-Söst · Zum zehnten Mal haben sich Besitzer und Bewunderer historischer Zweiräder in Söst ein Stelldichein gegeben. Wegen der nassen Witterung waren nur 70 Maschinen zu bewundern, darunter allerdings echte Raritäten. Die Marke Kreidler wurde in einem besonderen Raum gewürdigt.

Vom Kultkrad bis zur "Pille"
Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Wincheringen-Söst. "Baujahr 1927 oder 1929, genau weiß ich es nicht", sagt Rolf Kirsch aus Freudenburg über seine Köhler Escoffier, dem ältesten Motorrad des zehnten Oldtimertreffens in Söst. "Die habe ich geschenkt bekommen", sagt der 73-Jährige zu den Umstehenden über die Zwei-PS-Maschine. Sie ist liebevoll restauriert, trägt aber mit Stolz die Patina ihres Alters. Der Ortsvorsteher und Motorradliebhaber Ernst Steinmetz begrüßte wegen des schlechten Wetters nur rund 70 Fahrer historischer Maschinen. Immerhin kamen noch 1500 Gäste, auch mit Kindern, zu diesem Fest des Heimatvereins.
Dafür gab es echte Raritäten zu sehen, wie etwa die mz ES 250/1, Baujahr 1962 aus volkseigener Produktion mit ihrem einrädrigen Anhänger, "Pille" genannt, der aus Ungarn stammt. "Acht Monate Arbeit habe ich da rein gesteckt. Jetzt ist sie wieder wie neu", freut sich ihr Besitzer, Gerhard Müller (46) aus Wincheringen. Auch im Osten sei eben Qualität gebaut worden.
Kreidler im Bürgerhaus


Nicht nass wurden die Maschinen der Kultmarke Kreidler, die im Bürgerhaus in einem eigenen Raum zelebriert wurden. "Fast jeder Jugendliche hatte in den 60er und 70er Jahren ein solches Moped. Daran sind viele Erinnerungen verknüpft, beispielsweise an die erste Freundin", erklärt Steinmetz den emotionalen Aspekt gerade dieser Marke, die von 1954 bis 1982 produziert wurde. Vor allem die einfache, aber stabile Technik fasziniere bei historischen Maschinen bis heute. "Die sieht man und spürt sie", weiß der Ortschef aus eigener "Erfahrung". Solche Maschinen seien immer ein Stück Geschichte, und deshalb legt jeder Oldtimerfreund auch Wert auf die Originallackierung.
Ein Hauptproblem der Sammler ist naturgemäß die Versorgung mit Originalersatzteilen, die im Laufe der Zeit, wie die Maschinen selbst, immer seltener werden. Vier Händler waren nach Söst gekommen und fanden dankbare Kunden.

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