Von Lieferanten kaum genutzt

SAARBURG. Die Ladezone am Boemundhof droht zu einem Politikum zu werden: Mit dem Argument, sie werde kaum genutzt, beschloss der Stadtrat vor Monaten die Abschaffung der Zone. "Das ist unmöglich", sagt die Verbandsgemeinde-Verwaltung und verweist darauf, dass sonst die Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt noch schlimmer würden.

Es ist halb elf Uhr, an einem ganz normalen Werktag in Saarburg: Passanten schlendern durch die Innenstadt, Menschen mit Einkaufstüten eilen geschäftig zwischen den Läden hin und her, der Autoverkehr ist lebhaft, aber fließend. Im Boemundhof sind die meisten Parkplätze belegt. Auch in der Ladezone, die zwischen sechs und elf Uhr Lieferanten und ihren Lastwagen vorbehalten ist, stehen mehrere Autos. "Wir beladen ja auch", meint ironisch ein älterer Herr, der zusammen mit seiner Frau die Einkäufe im Kofferraum seines Kombis verstaut. "Außerdem haben wir ja fast einen Lastwagen", fügt er hinzu. Eine Dame, die ihren Wagen ebenfalls in der Ladezone abgestellt hat, versichert, dass um diese Zeit keine Lieferanten mehr zu erwarten seien: "Ich bin selbst Geschäftsfrau und weiß das."Kein Platz für große Lastwagen

Größere Lastwagen finden in der Ladezone nur dann Platz, wenn sie sich quer hinein stellen. Schon ein einziges parkendes Auto genügt, um die kaum 30 Meter lange und etwa vier Meter tiefe Fläche zu blockieren. Wenn - wie an diesem Morgen - sechs Fahrzeuge gleichzeitig dort halten, ist sie nicht einmal mehr für kleine Lieferwagen zu gebrauchen. Viele Lieferanten halten deshalb vor der Ladezone oder in der nahen Graf-Siegfried-Straße - und sorgen für Behinderungen. Am 22. Januar diesen Jahres beschloss der Stadtrat, die Ladezone aufzuheben. "Wir waren im Rat der Meinung, die Ladezone ist nicht mehr nötig, weil sie kaum angenommen wird", sagt Bürgermeister Franz-Josef Blatt. Seitdem sie 2001 eingerichtet worden sei, sei die Parkmöglichkeit von den Lieferanten kaum genutzt worden. Der Stadtratsentschluss sei als "Zeichen der Resignation" vor der mangelnden Disziplin der Verkehrsteilnehmer zu verstehen. "Das war von Anfang an nur ein Provisorium", bis eine Entscheidung über die Verkehrsberuhigung in der Graf-Siegfried-Straße getroffen wäre, fügt Blatt hinzu. Diese Aufgabe werde sicherlich den neuen Stadtrat beschäftigen. "Diese Ladezone ist uns ein Dorn im Auge, da sie nicht benutzt wird", sagt ein Unternehmer, der sein Geschäft unweit des Boemundhofes hat. Vier seiner fünf Lieferanten könnten die Fläche nicht einmal anfahren, da ihre Lastwagen zu groß seien. Er plädiert deshalb für eine Fußgängerzone mit großzügigen Ladeflächen in der Graf-Siegfried-Straße, die "ein Gewinn für die Stadt" wäre. Der gleichen Ansicht ist man auch ein paar Häuser weiter in einem Texilgeschäft in der Graf-Siegfried-Straße: "Wir wären froh, wenn die hier endlich zumachen würden", sagt die Besitzerin. Schließlich sei die Straße schon jetzt viel zu eng für den Verkehr. Erst vor wenigen Tagen habe ihr ein Lieferantenwagen die Markise an ihrem Geschäft abgerissen. Der Fahrer habe ebenso wie seine Kollegen erzählt, dass die Ladezone im Boemundhof ständig mit Autos zugeparkt sei. Deshalb fordert die Geschäftsinhaberin eine Umleitung der Buslinien und stärkere Parkkontrollen. Für die Kontrolle des ruhenden Verkehrs und damit der Parkplätze am Boemundhof ist die Verbandsgemeinde (VG) Saarburg zuständig. Die teilte jüngst mit, dass sie sich außer Stande sehe, den Beschluss des Stadtrats umzusetzen. Dies sei erst nach einem verkehrsberuhigten Ausbau der Graf-Siegfried-Straße möglich, da keine Alternativen für den Bus- und Schwerverkehr bestünden. Diese seien auch bei einem Treffen der verantwortlichen Behörden Anfang März nicht sichtbar geworden. Bernhard Klein, Leiter des Ordnungsamtes der VG, sagt, die Ladezone Boemundhof werde mehrmals täglich kontrolliert. Stärkere Kontrollen gestatte die personelle Ausstattung des Amtes nicht, und außerdem "soll ja auch nicht abkassiert werden". Nach Kleins Worten ist die Benutzung der Ladezone auch für größere Lastwagen möglich. Deshalb plane das Ordnungsamt zusammen mit den umliegenden Geschäften eine Aktion, um die Lieferanten auf die Ladezone hinzuweisen. In diesem Zusammanhang appelliert Klein auch an die Autofahrer, das Parkverbot in der Ladezone zu respektieren: "Beladen heißt nicht Einkäufe einpacken."

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