Waldis letzter Wegbereiter

KONZ. Während die Trierer Tierschützer noch mitten in der logistischen Planung zum zukünftigen städtischen Tierfriedhof stecken, hilft ein Kleinunternehmer aus Konz schon jetzt Haustieren gepflegt unter die Erde oder in die Urne. Mit Luxus-Särgen und Leichenwagen begegnet Tierbestatter Horst Ollerieth Wünschen nach einem stilvollen Abschied vom geliebten Vierbeiner.

Auf der Fensterbank liegen zwei Katzen. Noch immer, versteckt jetzt in Pappschachteln, die aussehen wie Teedosen. "Keiner käme jemals auf die Idee, dass das die Urnen unserer toten Tiere sind", sagt eine Frau aus Olewig. In ihrer Art der Trauerarbeit will sie unentdeckt und vor Unverständnis geschützt bleiben. Dabei ist sie sich sicher: "Für uns war die Kremierung die richtige Entscheidung." Die Angst vor nachbarschaftlichem Naserümpfen hat Tierbestatter Horst Ollerieth schon öfter erlebt. "Da kommen wir dann auch schon mal bei Nacht und Nebel vorbei", erklärt er seinen Dienst am Kunden. "Für viele ist so ein Tier doch wie ein Kind, wenn das stirbt, rennt man gegen die Wand." Sanft streichelt der kleine, schlanke Mann seiner Chihuahua-Hündin "Sissy" über den Kopf: "Da will ich helfen".Beisetzung im eigenen Garten

Statt Stubentiger oder Familienhund einfach auf Nimmerwiedersehen beim Tierarzt zu lassen, können Besitzer ihren Liebling auch im eigenen Garten begraben. Achtzig Zentimeter tief, einen Meter vom Wegesrand entfernt und nicht im Wasserschutzgebiet, sagt das Gesetz. Diese Arbeit möchte Ollerieth den Trauernden abnehmen. "Im vereisten Boden wenn nötig auch mit Presslufthammer" verhilft er den Haustieren bei Anruf zur ewigen Ruhe im selbst gezimmerten Luxussarg, bettet sie "dort unten" auf grüne Moosmatten. Eine Zeremonie mit Sarg, Aufbahrung, Abschiedsfoto, Trauerminuten und Begräbnis muss den hinterbliebenen Tierbesitzern dabei 300 Euro wert sein. Für ebenso viel wie unter die Erde geht es auch nach Holland ins Krematorium: "Zertifizierte Einzelverbrennung", sagt der Mann und zeigt Fotos von der Anlage. Der kleine lila Tiersarg passt gerade so in die lange Brennröhre. "Es ist die große Sorge vieler Menschen, ihr geliebtes Tier nicht wirklich in der Urne zurück zu bekommen", sagt Ollerieth. Günstigere Angebote von Tierarztpraxen böten nur Sammel-Einäscherungen. Der Vermittler aus Konz dagegen holt die Tiere einzeln mit seinem schwarz verdunkelten Leichenwagen ab. Im Sarg treten sie dann ihre letzte Reise mit einem speziellen Transportunternehmen an. "Mir hat die Einäscherung sehr im Trauerprozess geholfen", erzählt die Olewiger Katzenfreundin mit ernster Stimme. Die Tiere von der bisherigen körperlichen Form zu lösen, ohne sie aber ganz hinter sich lassen zu müssen, habe ihr den langen Abschiedsweg erleichtert. Wegbereiter Ollerieth arbeitet neben einem normalen Vollzeitjob schon seit Jahren zur Aushilfe - bei gleich zwei Konzer Leichenbestattern. Er habe keine Berührungsängste mit dem Tod, mache das, was gemacht werden müsse und andere nicht fertig brächten, sagt der Mann mit dem kurz gestutzten Vollbart. Der Traum vom würdevollen Abgang auch für Vierbeiner, keimte schließlich, als seiner Ehefrau in ihrem Tiersalon profane Pappsärge für Hunde zum Verkauf angeboten wurden. "Was für Menschen gilt, sollte auch für unsere treusten Freunde nicht zu schade sein", findet der gelernte Dekorateur. Vor über zwei Jahren hat er sich selbstständig gemacht, zimmert, lackiert, verziert, verkleidet und verkauft seitdem seine eigenen Holzsarg-Unikate. Nun hofft der Bestatter auf mehr Arbeit durch den ersten Trierer Tierfriedhof, der im nächsten Sommer eröffnet werden soll. Noch ist nicht klar, ob der Tierschutzverein als Träger die Bestattungslogistik alleine stemmen will. Zwei externe Angebote lägen vor, verrät deren Vorsitzender Andreas Lindig. Tierbestatter Ollerieth jedenfalls spekuliert auf einen Platz im Boot. Austausch für trauernde Tierfreunde bietet ein Forum im Internet unter: www.herz-fuer-tiere.de/forum/

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