Wege durch üppige Baumgärten

SCHWEICH/RUWER/TRIER-LAND. (red) Wie sah es früher in den Verbandsgemeinden Schweich, Ruwer und Trier-Land aus? Wie haben sich die Dörfer im Laufe der Zeit entwickelt? Diesen und anderen historischen Fragen geht der Trierische Volksfreund jeden Donnerstag in seiner Reihe "Stadt- und Dorfgeschichte(n)" nach.

Mitte der 1930er Jahre wurde die Region systematisch im Luftbild erfasst, und aus dieser Fotoserie der Firma Junkers stammt diese Aufnahme Leiwens. Den Text dazu hat Barbara Weiter-Matysiak verfasst. Das Foto gewährt uns einen Blick in die Klostergartenstraße bis auf Höhe der heutigen Raiffeisenstraße, in die Römerstraße bis auf Höhe der Bahnhofstraße und auf das alte Ortszentrum zwischen Kirche und Moselufer.Historische Bausubstanz ging verloren

Die heutigen Querverbindungen zwischen Klostergarten- und Römerstraße, die Post- und die Raiffeisenstraße, sind erst durch beginnende Bebauung angedeutet. Mittlerweile ist praktisch der gesamte Bildausschnitt bebaut. Das 1935 noch eng verschachtelte Hausgefüge des alten Dorfes wurde durch rund 50 Häuserabrisse im Zuge der Dorfsanierung der 60er-Jahre gelockert. Dabei ging viel kostbare und geschichtsträchtige Bausubstanz verloren. Im Bild rechts oben ist der Fährturm sichtbar. Von alters her ermöglichte ein Fährnachen die Bewirtschaftung der Weinberge auf dem rechten Moselufer. 1918 baute die Gemeinde eine Hochseilfähre mit Holzmasten. 1926 wurden die Masten durch die metallenen Fährtürme ersetzt. Eine Pontenfähre wurde erst 1949 angeschafft, als das Transportaufkommen nicht mehr mit dem Nachen bewältigt werden konnte. 1960 wurde die Ponte verkauft und der Fährbetrieb noch bis zum Abschluss des Moselausbaues durch Nachen aufrecht erhalten. Etwas links vom Fährturm (heute Euchariusstraße 22) steht ein Winkelhof mit Mansardenwalmdach aus dem frühen 19. Jahrhundert. Es handelt sich dabei vermutlich um eine ehemalige Halfenstation. ("Halfen" waren Personen, die noch im 19. Jahrhundert die unmotorisierten Schiffe mit ihren Pferden stromaufwärts zogen.) Entlang des Flussufers verlief zu diesem Zweck ein Treidelweg. Hinter diesem Gebäude ist das Dach des ehemaligen kurtrierischen Hofgutes und kurfürstlichen Gerichtshauses (heute Tränkgasse 4) von 1610 sichtbar. Direkt am Moselufer ist das Viadukt der Moselbahn zu erkennen (rechter Bildrand), die bis 1968 zwischen Trier und Bullay verkehrte. Der Leiwener Bahnhof lag rechts außerhalb des Bildausschnittes. Bahnhof und Viadukt wurden nach der Stilllegung abgerissen. Dort wurde dann 1983 die Moseluferstraße (L 48) als Ortsumgehung gebaut. Am linken Bildrand, etwa auf halber Höhe: die Rückseite der alten Schule in der Kirchgasse. Sie war 1839 errichtet und 1912 erweitert worden. 1954 wurde sie durch einen Neubau am nördlichen Dorfrand ersetzt. Neben der alten Schule sieht man die Pfarrkirche mit dem Friedhof. 1921/22 wurde die Kirche um zwei Seitenschiffe erweitert, sie hat sich bis heute wenig verändert. Die Weinberge lagen auf der gegenüberliegenden Moselseite und südlich des Dorfes Richtung Trittenheim. Mit der Flurbereinigung in den 1950er-Jahren wurde auch das Ackerland und das ehemalige Gemeindeland westlich des Dorfes für den Weinbau erschlossen. Heute ist Leiwen von Weinbergen umgeben und eine Weinbau- und Fremdenverkehrsgemeinde.

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